Superhirn Sammelband
Dunkeln.
»Dabei hab ich wie eine Wilde geschrien, damit ihr mich findet. Sag mal, Gérard, hat Philippe Berger irgendwas von Lichtschaltern erwähnt? ich taste da drin an den Wänden herum und finde nichts! Die Ruine ist schwärzer als die Nacht!«
»Ruine … ?« wiederholte Gérard verständnislos.
»Ja! Das sogenannte Clubhaus ist weder eine Hütte noch eine Baracke. Dem Schattenriß nach eher ein abgebrochener, quadratischer Bergfried! Von außen macht's den Eindruck, als sei es mit vermoosten Pocken übersät. Alle Löcher und Risse sind mit Wellblech und Zement ausgebessert.«
»Hast du wenigstens eine Tür gefunden?« fragte Henri mit düsterem Humor.
»Sonst hätt ich nicht nach Lichtschaltern suchen können.« antwortete das Mädchen.
»Und so was nennt sich nun C-c-clubhaus!« rief Prosper.
Die jungen lehnten ihre Räder an die nächsten Bäume und tappten auf einen besonders kompakten Schatten unter dem dunklen Himmel zu.
»Hier ist die Tür!« hörten sie Tatis Stimme. »Wenn man sich an der hohen Klinke 'ne Beule geholt hat, weiß man Bescheid.«
Gérard rief wütend: »Aber Philippe sagte doch: Schlafsäcke sind da, Licht habt ihr auch, die Büchsen mit Saft und Lebensmitteln stehen zur Verfügung…«
»Und Hausdiener und Zimmermädchen betreuen uns!« fügte Henri höhnisch hinzu.
»Daß ich nicht kichere!« rief Tati. »Natürlich hat niemand eine Taschenlampe mit?«
»Ich!« sagte Superhirn.
Er leuchtete das Gebäude an und stutzte.
»Was ist?« hauchte Micha argwöhnisch.
Superhirn schien vor Schreck die Sprache verloren zu haben. Er betastete die Buckelsteinwand des uralten Gemäuers.
»Du tust ja, als wäre die Ruine radioaktiv!« sagte Henri. Aber das brachte den Spindeldürren nur noch mehr aus der Fassung. Seine Hand mit der Taschenlampe zitterte.
»Gehen wir endlich rein!« drängte Gérard.
»Ich will nicht!« weigerte sich Micha. »Ich will zurück! Lieber schlafe ich in Bergers Ställen bei den Pferden!«
Da sagte Tati – und das sollte böse Folgen haben:
»Sei nicht so feige, Micha!«
– 7 –
Schreckensnacht auf der Insel – Michas Kopf schwebt durch die Luft!
Superhirn leuchtete das Innere des seltsamen Clubhauses ab.
»Na ja – so toll ist es ja nicht«, meinte Henri. »Immerhin aber besser, als es von draußen wirkt!«
»Wenigstens ist es nicht schmutzige, stellte Tati fest. »im Gegenteil: alles wie geleckt!«
»Kunststück!« maulte Prosper. »Die ganze Höhle besteht ja nur aus zwei Räumen, dazu steht kaum etwas darin!«
»Philippe hätte uns klar sagen müssen, daß dies kein geeigneter Schlafplatz ist«, murrte Gérard.
»Hier hält der Vereinsvorstand seine Sitzungen ab, das sieht man an dem typischen ovalen Tisch. Aber wo sind die Gäste-Unterkünfte?«
»Ich sage doch, da ist ein zweiter Raum!« rief Prosper. »Leuchte mal!«
»FÜnf ganze Bettgestellek zeterte Micha. »So 'ne Frechheit, uns dieses – dieses Gefängnis anzubieten!«
»Immerhin fünf Übereinander-Betten«, berichtigte Superhirn. »Ausgestattet mit ordentlichen Schaumgummi-Matratzen. Und in diesen Reißverschluß-Rollen sind Schlafsäcke. Die kenne ich: prima Qualität!«
Aus dem Sitzungsraum kam ein zittriger Lichtschein näher, dahinter, wuchs ein Schatten auf – Henri.
»Nebenan ist 'ne Kochnische mit Propan«, meldete er. »Im Schrank fand ich Kerzen, jede Menge, dazu Streichhölzer, Büchsengemüse, Corned beef in Dosen und Saftflaschen samt Öffnern sind auch genügend vorhanden. Es reicht für einen Überlebenstest!«
»Wir wollen hier nicht überwintern!« sagte Tati.
»Saft!« Das war das Stichwort für Micha. »Ich hab Durst!«
Prosper zündete sofort eine zweite Kerze an und machte sich ans Öffnen einiger Flaschen und Dosen. Loulou bekam eine Portion Büchsensahne in einen Blechnapf geträufelt. Inzwischen stapften Superhirn und Henri um das zusammengeflickte Gemäuer herum. Sie fanden ein angebautes Waschhaus mit WC, das allerdings nur von außen zu erreichen war.
»Na, wenigstens gibt's eine Kanalisation«, sagte Henri erleichtert. Dann fiel ihm etwas ein: »Du hast dich unterwegs so komisch benommen, Superhirn! Und worüber warst du erschrocken, als du die Außenwand betastet hast?«
»Eins nach dem anderen!« antwortete Superhirn hastig. »Erstens gefiel mir die Richtung nicht. Ich sagte ja, wir nähern uns wieder Cap Felmy. Prompt tauchten die reiterlosen Geisterpferde hinter uns auf. Und wer immer auf dem Rappen saß – er hatte Micha. erkannt! Das
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