Superhirn Sammelband
sprechenden Pferden, den unsichtbaren Möwen und dem DingdongTheater erzählt?« fragte Prosper erregt.
»Ich habe mich gehütet!« antwortete Superhirn. »Ich greife doch nicht in kochendes Wasser!
Nicht nur Romilly, sondern das ganze Institut scheint in einer tödlichen Klemme zu stecken. und wenn ihr mich fragt: Ich bin froh, daß wir die Sache von außen angehen können!«
»Du wechselst deine Meinung seit gestern abend alle vier Stunden!« behauptete Prosper.
»Wenn schon«, sagte Superhirn ungerührt. »Künftig werde ich sie wahrscheinlich noch öfter wechseln müssen. So. Wir besorgen uns jetzt bei Philippe ein Quartier. Zu essen gibt's auf solchen Ferienhöfen genug. Ebenso Waschgelegenheiten und saubere Trainingsanzüge. Das wäre das Geringste. Die Hauptsache ist, daß wir unsere Räder haben und alle beisammen bleiben!«
»Das ist wirklich die Hauptsache!« bestätigte Tati mit Nachdruck. Es stellte sich heraus, daß die Gefährten auf dem Reiterhof zwar duschen und essen konnten; ein Quartier für die sechs und den Pudel hatte der freundliche Philippe Berger aber nicht. Sowohl das große Haus als auch die Nebengebäude waren bis unter die Dächer belegt. Auch freie Zelte gab es nicht mehr. Außerdem hatte die Polizei die Neuaufnahme von Gästen bereits verboten.
»In Brossac gibt's ganz andere Dinge, die die Polizei verbieten sollte!« brummte Gérard.
»Nur Ruhe, immer mit der Ruhe, Freunde«, sagte der junge Bursche. »ich laß euch schon nicht hängen. Ein Quartier – wo auch immer – sollt ihr kriegen!« Plötzlich stutzte er: »Habt ihr nicht im alten Turm gewohnt? Wieso könnt ihr denn da nicht mehr hin? Und wo ist euer Gepäck?«
»Wir haben den Hauptschlüssel verloren!« schwindelte Tati schnell. »Jetzt müssen sie das Schloß auswechseln, und das geht heute nicht mehr. Romilly ist ziemlich wütend. Da ist es besser, wir lassen uns zwei Tage beim Institut nicht sehen!«
»Na, dann«, äußerte Philippe mitfühlend. Auf dem Pferdehof herrschte am Abend so viel Betrieb, daß er sich nicht die Mühe nahm, über Tatis hastige Antwort nachzudenken.
»Ich weiß was!« rief er erfreut. »Das Clubhaus der Radsportler steht leer, denn die Brossacer Zivilisten – womit er die Rennfahrer meinte – sind auf großer Tour. Die alte Hütte dient auch als Unterkunft für ausländische Radler. Da könnt ihr erst mal wohnen!« Er schlug Gérard auf die Schulter: »Wozu bin ich im Vereinsvorstand? Haha! Für Sportsfreunde tun wir alles.«
So machten sich die Gefährten mit dem Pudel auf den Weg zum Clubhaus des Radsport-Vereins von Brossac. Tati hatte einen Metallring mit klappernden Schlüsseln an der Lenkstange, die Loulou zu dauerndem Gebell veranlaßten.
Henri hielt einen zerknüllten Zettel in der zusammengekrallten Hand – die »Orientierungsskizze«, damit sie sich auch ja nicht verfuhren. Denn Philippe Berger hatte auf seinem Hof so viel zu tun, daß er sie beim besten Willen nicht begleiten konnte.
»Ich kenne die Gegend in-und auswendig«, japste Prosper unterwegs, »aber von einer Insel des Dicken' und einem Vogelteich hab ich noch nie was gehört!«
»Dann hattest du noch Kartoffelchips in den Ohren!« rief Gérard. »Philippe hat uns ja genug darüber erzählt! Die Insel war der Jagdsitz des Festungshauptmanns von Brossac unter Kaiser Napoleon. Der Hauptmann war so fett, daß man seinen Namen vergessen hat: Er heißt nur noch der Dicke, Und das Vogelschießen war sein Hobby!«
Die Gefährten strampelten über einen Waldweg. Superhirn meinte:
»Wenn ich noch einigermaßen richtig ticke und nicht vergessen habe, daß die Sonne im Westen untergeht…«
»Was dann?« wollte Henri wissen.
»Dann fahren wir durch den Wald zwischen Brossac-Centre und Brossac-Baie«, vollendete der Spindeldürre. »Wir nähern uns also wieder Cap Felmy!«
»Na und?« fragte Micha. »Dürfen wir das etwa nicht? Wäre ja noch schöner, wenn Romilly uns das auch verboten hätte!«
»Nein, nein. So meine ich das nicht«, sagte Superhirn rasch. »Einerseits paßt es in meine Pläne, daß wir in der Nähe bleiben, andererseits … » Er brach ab, als hätte er in der Eile schon zuviel gesagt.
»Ich frage mich nur«, fiel Tati ein, »warum wir die Polizei nicht alarmiert haben. Die Sache mit Professor Romilly und seiner Pistole gefällt mir nicht. Und mir gefällt ebensowenig, daß er seine Gäste kurzfristig ausquartiert!«
Da gab Superhirn sein bisher sorgfältig gehütetes Geheimnis preis:
»Keine
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