Superhirn Sammelband
undurchdringliches Dickicht, und vor ihnen erstreckte sich der Teich – eher ein kleiner See – mit der Insel.
»Dein Clubhaus hätte ich mir anders vorgestellt«, sagte Prosper enttäuscht zu Gérard. »ich dachte an einen luftigen Flachbau mit Fensterfronten, ringsum Tennisrasen, neueste Sportgeräte, Swimmingpool und Fahnenstange …«
»Fahnenstange!« schnaubte Tati. »Als wär das das wichtigste! Ich sehe überhaupt kein Clubhaus auf der Insel! Nur Büsche und Bäume.«
Prosper warf sein Rad hin und drehte sich wieder im Kreise.
»M-m-madame Dingdong kommt!«, stammelte er. »1-i-ich höre ihr Motorrad … !«
»Die hat uns gerade noch gefehlt«, raunzte Gérard. »Erst die Pferde, dann sie … Ha, und wo bleiben die unsichtbaren Möwen … ?«
»Ich dachte, ihr hättet begriff en, daß keiner von uns durchdrehen darf«, sagte Superhirn mit Schärfe. »Was dir da in den Ohren rattert, ist nicht das Vehikel von Madame Dingdong, sondern ein ferner Hubschrauber! Und was das Clubhaus betrifft, so hat Philippe Berger von einer Hütte auf der Insel im Vogelteich gesprochen. Also sind wir hier durchaus richtig!«
Henri entfaltete seine Skizze:
»Ja«, bestätigte er. »Hier hat Philippe eine gestrichelte Linie eingezeichnet: Das ist der Fährweg mit dem Flachboot, das da liegt. Man kann aber die Insel auch zu Fuß erreichen, und zwar an der Westseite über einen langen, gewundenen Steg!«
Tati betrachtete das Flachboot:
»Das ist ja nichts als eine flache Holzkisten, stellte sie fest. »Nicht mal rudern kann man das Ding. Da liegt eine Stange zum Staken drin, und mehr als zwei Personen passen nicht hinein!«
»Der Kasten trägt höchstens eine Person, wenn man das Fahrrad hinzunimmt«, meinte Henri.
»Ich schlage vor, Tati kriegt das Boot. Sie bringt ihr Rad und den Hund hinüber. Wir anderen schieben über den Steg!«
Gérard und Prosper halfen dem Mädchen, sich und das Fahrrad zu verfrachten. Sie nahm den Pudel in den Kahn und stakte eifrig los.
»Sportsgeist hat sie, das muß man ihr lassen!« sagte Gérard, indem er der Fuhre anerkennend nachblickte.
»D-d-du kannst ihr nachher Blumen schenken«, drängte Prosper. Jetzt müssen wir sehen, daß wir da rüberkommen!«
»Kommt!« rief Henri. »Nach der Skizze geht's haarscharf am Ufer entlang. Irgendwo müssen wir da den Steg erreichen …«
Der »Steg« begann als Knüppeldamm, der sich in zahlreichen Windungen neben dem See herzog, ohne daß man das Wasser überhaupt sah.
Die jungen gingen stolpernd und keuchend mit ihren Fahrrädern hintereinander. Micha hielt die Spitze, Superhirn bildete den Schluß. Nach einer Viertelstunde blieb der jüngste völlig ausgepumpt stehen.
»Das ist ein Irrgarten!« japste er. »Wir trotten und trotten – und kommen dem See nicht näher! ich habe Angst um Tati! Die ist sicher längst auf der Insel, grault sich und kriegt vor Sorge um uns weiße Haare!«
»S-s-seid mal still«, raunte Prosper. »War das nicht eben ein Schrei …?«
Die Jungen lauschten.
»Ja!« bestätigte Henri. Er schluckte. »Tatis Stimme! Sie schreit wie besessen! Und der Pudel jault! Hört ihr?«
»Ich höre noch ganz was anderes …«, murmelte Superhirn. »Los, weiter! Wir müssen den Übergang finden!«
Es war fast dunkel, als die Freunde die eigentliche Brücke, ein schmales Gebilde aus Balken, Brettern und Pfosten, erreichten. Schwach blinkte unter ihnen das stille Gewässer. Ein Geländer zum Festhalten »Und das ist nun der Zugang zu einem Radler-Clubhaus!« schimpfte Gérard.
»I-i-ich höre immer Clubhaus«, ereiferte sich Prosper. »Hast du vom Ufer aus eins gesehen? Ich wette, das ist längst abgebrannt – und Philippe Berger hat's nur nicht gewußt!«
»Achtung!« rief Micha. »Hier kommt wieder ein Knüppeldamm! Hach! Und lauter schiefe Bäume! Bückt euch, bückt euch!«
»Na, dann hätten wir die Insel ja erreicht!« rief Superhirn, »Die Bäume wachsen ja nicht im Wasserk Nun sahen sie in der Finsternis buchstäblich gar nichts mehr. Einzig der Knüppeldamm bot ihnen Orientierung.
»Man müßte längst ein Licht sehen!« wunderte sich Henri. »Tat! ist doch bestimmt schon in der Hütte! Wie ich sie kenne, wird sie jetzt am Herd stehen und uns noch einen Tee machen!«
»Diese Insel riecht eher nach Giftpilzen als nach Tee«, maulte Gérard. Doch plötzlich stieß Micha einen Freudenruf aus:
»Loulou! Loulou ist hier!«
»Und mich hältst du wohl für eine Trauerweide?« erklang Tatis Stimme aus dem
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