Superhirn Sammelband
bibberte sie, »wenn der einen von uns zwischen die Zähne gekriegt hätte! Meinst du, er trollt sich? Wo kam der überhaupt her …?«
Auf Strümpfen tappten Henri, Prosper und Gérard herbei. Henri, der den zappelnden Pudel trug, sagte zu Superhirn:
»Also das ist dein äußerer Zusammenhang'? Eine Verbindung zwischen Cap Felmy, Schloß Rodincourt und diesem ehemaligen Jagdhaus? Unter dem Teich hindurch zur Insel?«
»Das wäre technisch nichts Besonderes«, erwiderte der Spindeldürre, noch immer keuchend.
»Stollen unter Kanälen, die zehnmal breiter sind als dieser Teich, findest du sogar in Holland!
Aber hier hat man sich natürliche Verzweigungen zunutze gemacht! Ich hörte den Köter – oder mehrere dieser Art – schon heulen, als wir herfuhren.«
»Wer hat bloß den Schlüsselring?« zitterte Tati. »ich kann nicht abschließen!«
»Schieb den Riegel vor!« befahl Henri.
Kaum hatte Tati das getan, da bemerkte sie:
»Von außen will einer rein! Ich spüre den Druck auf der Klinke!«
»Den Riegel vor!« wiederholte Henri dringlich.
»Da ertönte eine klägliche Stimme: »Warum laßt ihr mich nicht ein? Ich hab nichts getan! Ich war nur auf Erkundungsfahrt beim Institut.«
»Das ist .. .«, hauchte Tati, »das ist Micha! Um alles in der Welt – hat jemand gewußt, daß er weg war … ?«
»N-n-nein!« stotterte Prosper. »M-m-mir ist nichts aufgefallen!« dch dachte die ganze Zeit, Micha sei hier . ..!« rief Henri. »Zum Teufel, laß ihn endlich ein, sonst kriegt er's mit dem unsichtbaren Hund zu tun!« Loulou zappelte wie besessen auf seinem Arm.
»Schnell!« Tatis Atem flatterte. Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit: »Komm rein. Fix, fix! Und hab keine Angst, es wird dich niemand ausschimpfen!«
»Ist dir der Köter über den Weg gelaufen?« fragte Gérard.
»Nein«, erwiderte Micha. »Ich hab nur ein gräßliches Bellen gehört. Aber nicht weit von diesem Haus ist eine Grotte, da muß er verschwunden sein. Ich kam mit dem Rad von der Anlegestelle, denn ich benutzte hin und zurück das Flachboot. Und …«
»Dich hat wohl der wilde Pelikan gepikt!« unterbrach Tati. »Ich wette, du hast kaum geschlafen!«
»Überhaupt nicht!« trumpfte der Bruder auf. »Du sagtest doch, ich solle nicht so feige sein! Na ja – das hab ich nun bewiesen! Ich war in Brossac, am Cap Felmy, und ich hab beobachtet, was sie da machen!«
»Woher hast du denn den Tarnmantel?« fragte Henri in sonderbarem Ton. In der Finsternis der Eingangsnische war Superhirns Taschenlampe die einzige Lichtquelle, und in deren Schein sah man von Micha nicht viel.
»Tarnmantel?« rief der Bruder. »Ich trage meinen Anorak und die Jeans, weiter nichts, jedenfalls keinen Mantel!«
»Tretet zur Seite!« befahl Superhirn. Er strahlte Micha nun direkt an. Doch er mochte leuchten, so viel er wollte, er erkannte nicht, wo die Füße des jungen standen. Tati stieß einen gellenden Schrei aus. Prosper wollte fliehen und prallte mit voller Wucht auf Gérard. Henri hatte den Pudel fallen lassen.
»Verflixt!« brüllte Henri. »Was ist denn das …?«
Micha kam auf die zurückweichenden Geschwister und Freunde zu.
»Ihr tut«, schluckte er, »als hättet ihr mich noch nie gesehen .«
»Gesehen – gesehen!« schrie Tati. »Was soll man denn sehen? Du bist ja gar nicht da! Nur dein Kopf schwebt vor uns auf und ab … ja, dein Kopf, nur dein Kopf! Und der gleitet frei durch die Luft …!«
Prosper lehnte schlaff vor Entsetzen an der Wand. Gérard murmelte Unverständliches vor sich hin. Tati und Henri tasteten zaghaft in die Richtung von Michas Kopf. Superhirn stand wie ein Ausrufungszeichen.
Es war grauenhaft, zu sehen, wie Michas Kopf »sich« schüttelte – denn da kein Micha vorhanden war, konnte auch kein Micha seinen Kopf schütteln.
»Was seht ihr mich so entgeistert an?« jammerte Micha. »So helft mir doch! Was ist denn mit mir los?«
»Du bestehst nur noch aus Kopf!« wiederholte Superhirn schonungslos. »Tati hat sich nicht verguckt: Vor uns schwebt dein Kopf durch die Luft. Es ist sinnlos, so zu tun, als hätten wir Tomaten auf den Augen. Was ist passiert? Erinnere dich!«
»Ich – ich war heimlich mit dem Rad beim Institut«, begann Micha verstört, »und ich sah, daß Männer in Schutzanzügen mit Sonden auf dem Gelände rumliefen. Sie hatten starke Scheinwerfer eingeschaltet. Auch bei unserem Leuchtturm war was los. Da versuchte ein Wärter, zwei Wachhunde hineinzulocken!«
»Hast du die Hunde gesehen?«
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