Superhirn Sammelband
oben im Lampengehäuse versteckt, dann stellt Madame in Brossac einen Laden auf den Kopf – und der Kerl flüchtet mit seinem Biomaten und Henris Rucksack in den Sturm hinaus.«
»Aber wo siehst du das Bindeglied?« rief Tati.
»Im Forschungsinstitut«, sagte Superhirn.
Nun schwieg auch das Mädchen. Draußen rüttelte der Sturm an den Mauern – hier drinnen saß man wie im sprichwörtlichen »Auge des Hurrikans«, wenngleich das Unwetter an dieser Küste schlicht nur als »Sommerorkan« bezeichnet wurde. Der Pudel hatte sich irgendwo verkrochen.
»A-a-aber Superhirn hat ja noch mit seinem Onkel telefoniert«, erinnerte Prosper. »Der Chef rief an und gab einige Weisungen durch!«
»Die lediglich den Sturm betrafen!« fügte Superhirn hinzu. »Allerdings tat er das sehr ausführlich: Er riet uns, nicht auf die obere Plattform zu steigen und auch den mittleren Rundgang zu meiden. Wir sollten nicht einmal vor die Tür treten! Wörtlich sagte er: ,Macht alles dicht! Verriegelt die Fenster!' Und für den Fall, daß Tati, Micha und Gérard trotz des Unwetters heimkämen, hätten wir dafür zu sorgen, daß sie den Turm nicht mehr verließen!«
»Das kriegt jetzt alles einen anderen Klang«, meinte Henri. »Professor Kyber hat bestimmt gewußt. Hier ist noch etwas anderes im Spiel!«
»Als ob der Sturm nicht reichte!« seufzte Tati. »Von der Kapelle Saint Cirq ist das Holzdach runtergeweht. Es flog wie ein riesiger Spitzhut in den Teich. Wenn mich der Lastwagen nicht hergefahren hätte, stünde ich noch in einem großen Torbogen in Brossac. Aber wir müssen etwas tun! Wir wissen ja nicht, wo Micha steckt, Gérard fehlt auch noch!«
»Beide haben Busse benutzt«, beschwichtigte Henri. »Micha den nach Ronce, und Gérard fuhr mit der Brossacer Fußballmannschaft. Keiner von ihnen ist allein, auch Micha nicht, er gehört dem Surfclub in Ronce an.«
Superhirn versuchte erneut, telefonische Verbindung mit dem Forschungsinstitut aufzunehmen.
»Die Leitung ist nicht gestört, sondern belegt«, sagte er. »Vorhin ertönte dauernd das Rufzeichen, als sei die Chef-Zentrale ausgestorben!« Als er das entsetzte Krächzen Prospers hinter sich hörte, verbesserte er sich: »Ich meine, es war niemand da!«
»Na, wenigstens funktioniert der Apparat«, sagte Henri erleichtert. »Prosper, steh nicht so belämmert herum! Ein guter Koch mischt sogar noch in der Hölle mit. Brate die Fischlendchen und mach die Trüffelsoße warm. Schätze, sie hat lange genug gezogen.«
»Und ich bereite Tee!« erklärte Tati energisch. »Henri hat recht, es ist sinnlos, ängstlich vor sich hin zu bibbern. Los, Kinder, deckt den Tisch!« plötzlich ging das Licht aus.
»Au-au-auch das noch …!« hörte man Prosper schimpfen. »Und der Herd hat jetzt keinen Strom mehr!«
Henri hielt sich das Leuchtzifferblatt seiner Uhr vor die Nase: »Junge, Junge! Erst 20 Uhr Sommerzeit – und alles stockdunkel. Wo sind die Kerzen?«
Während die vier im Eßraum und in der angebauten Küche herumtappten und mehrmals über den winselnden Pudel stolperten, läutete das Wandtelefon. Superhirn knallte mit dem Kopf gegen die Nischenkante, als er nach dem Hörer griff.
»Gästehaus Institut Brossac – Cap Felmy?« meldete er sich benommen. Am anderen Ende war Micha. »Hab versucht, euch anzurufen«, quietschte die Stimme des jüngsten der Gruppe in Superhirns Ohr. »Es war immer besetzt!«
»Nur dreimal, zuletzt nur zwei Minuten«, erwiderte Superhirn. »Wo bist du?«
»Bei Madame Dingdong!« rief Micha. »Der Bus hatte ja in Brossac-Centre Endstation, da ging ich in ein Café. Als ich euch nicht erreichen konnte, versuchte ich's bei Madame Dingdong zu Hause. Sie holte mich mit ihrem Kombiwagen – und nun bin ich hier. Ich werde hier übernachten.«
»Du bist bei Madame Dingdong …?« wiederholte Superhirn.
»Dingdong?« schrie Prosper aus dem Dunkel. Etwas Metallisches, wahrscheinlich ein Topfdeckel, schepperte zu Boden. Loulou bellte wie verrückt.
»Er soll nicht bei der Dingdong bleiben!« zischte Henri neben Superhirn. »Die hatte was Wahnsinniges im Blick!«
»Himmel, nein!« japste Tati.
»Moment«, sagte Superhirn. Er zwang sich zur Ruhe. »Hör mal, Micha. Ist Madame Dingdong – äh – bei guter Laune? Ich meine, macht sie der Sturm nervös? Wie benimmt sie sich denn so…?«
»Wie soll sie sich benehmen?« kam Michas verwunderte Rückfrage. »Der Sturm macht ihr überhaupt nichts. Im Gegenteil! Sie arbeitet wie besessen!«
»Sie
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