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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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Genüge.
    »Haben Sie vielleicht noch eine Fuhre vor?« rief Gérard.
    »Kann man sagen« rief der Alte.
    Er drehte bei, ließ das Schiff mit geringster Motorkraft vor sich hin dümpeln und sprach ein paar Worte in ein Handfunkgerät.
    »So«, sagte er dann in völlig verändertem, kaltem und knappem Ton, »und jetzt raus mit der angeblichen Fidschi-Melone! Wird's bald? Auf Ehre! Ich spaße nicht!«
    Das Monstrum von Pistole, das er unter einer Sitzklappe hervorgeholt hatte, wäre nur in einem Zirkus komisch gewesen. Hier – und unter all den unheimlichen Gegebenheiten – hatte sie den einschüchternden Effekt einer Festungsbatterie. Die jungen Passagiere wußten nicht, wie lange sie stocksteif auf dem Schiffsboden hockten.
    Schließlich begann Henri zu verhandeln:
    »Hören Sie, Admiral«, sagte er, wobei er so furchtlos wie möglich dreinzublicken versuchte, »Sie haben ganz zweifellos einen coup de soleil, einen Sonnenstich oder einen Hitzschlag. Ihre Haar-und Bartverfärbung ist ein Beweis dafür. Legen Sie sich besser lang auf den Boden – meine Schwester versteht was von Erster Hilfe. Inzwischen bringen wir Ihr Schiff zum Cap Felmy. Zuerst aber geben Sie diese Pistole her. Sie richten sie ja gegen sich selbst!«
    Nun stimmte es schon nicht, daß die geheimnisvolle, plötzliche Haar-und Bartverfärbung auf einen Sonnenstich oder einen Hitzschlag hinwies. Von solchen »irren« Symptomen hatte noch nie jemand gehört. Das war Henris erster Bluff. Der zweite Bluff war die Behauptung, der Schiffer habe die Pistole gegen sich selber gerichtet. Und dieser zweite Bluff wirkte – wenngleich auch sicherlich nur deshalb, weil Schwarzbacke sein erbleichtes Haar und seine Bartverwandlung buchstäblich »in die Knochen« gefahren war. Der Schock, sich am hellichten Tag in eine Art Gespenst »verzaubert« zu sehen, mußte den stärksten Mann umwerfen. Schwarzbacke sank in sich zusammen wie ein angestochener Ballon.
    »Schmeißt die Satansmelone wenigstens über Bord!« rief er. »Bitte! Sie kann mich das Leben kosten!
    Ich bin abergläubisch! Es ist ein tödliches Vorzeichen, glaubt mir …«
    »Hol das Ding aus dem Beutel und wirf es ins Wasser, Tati« gebot Henri. Als die unheimliche Melone, von Tati mit sportlichern Schwung durch die Luft geworfen, weitab vom Schiff auf die Wogen klatschte, schnellte Henri vor und entriß dem Mann die Pistole.
    »Ach! Eine Alarmpistole!« stellte er fest. »Anscheinend das Taufgeschenk für Methusalem, alle Achtung! Immerhin wurde er fast tausend Jahre alt!«
    Die anderen lachten, erst mühsam, dann immer befreiter. Endlich lachte Schwarzbacke auch. Wieder ging eine Veränderung mit ihm vor – leider aber nicht mit Bart und Haar.
    »Ein Scherz!« behauptete er. Er tat, als müsse er sich den Bauch halten: »Hahahahaaa. Und ihr seid darauf reingefallen! Hohooo, hihiii!«
    Nach einem ausgiebigen Schluck aus seiner Pulle brachte er das Boot wieder auf Touren – und auf den richtigen Kurs.
    »Hab euch einen schönen Schrecken eingejagt, was … ?« rief er grölend.
    »Mehrere Schrecken« fuhr Gérard ihn wütend an. »Erst liegen Sie auf dem Trockenen und behaupten, wir kämen zu spät, obwohl die Flut kaum einsetzte. Dann hallen Sie uns ohne Warnung einen weißen Bart hin, der kurz vorher noch schwarz war, ändern den Kurs, bedrohen uns wegen einer Melone mit ihrer Signalkanone …«
    »… und das nennen Sie Spaß!« schimpfte Micha.
    Admiral Schwarzbacke tat alles, um sein Verhalten herunterzuspielen: »Ich bin nun mal abergläubisch. Ich leide nichts an Bord, was ich nicht kenne. Wenn die nächste Ebbe einsetzt, schwimmt diese Fidschi-Melone nach Amerika. Haha! Und was meinen Bart betrifft …« Er suchte jetzt sichtlich nach Worten: »Nun ja – eitel bin ich auch. Hatte euch immer vorgeschwindelt, meine Haare und mein Bart wären naturschwarz – ohne die winzigste graue Strähne…«
    »Stimmt«, warf Tati ein. »Damit brüsteten Sie sich überall!«
    »Das war selbstredend geflunkert!« lachte Schwarzbacke verzweifelt. »Ich habe in den letzten Jahren jeden Tag ein paar Stunden damit vergeudet, Haar und Bart zu färben. Gestern und heute fühlte ich mich nicht wohl. Versteht ihr? Die Hitze, die Hitze! Na, und da hab ich halt mal mit der leidigen Färberei ausgesetzt. Das ist alles!«
    Die jungen Passagiere schwiegen.
    Gérard, Prosper, Micha und auch Henri hätte der Alte viel erzählen können. Die Story mit dem Färben würden sie ihm geglaubt haben. Jungen erkennen den

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