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Superhirn Sammelband

Titel: Superhirn Sammelband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Ulrici
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bereits wieder zurück.
    »Hier«, rief er hastig, »eine weiße Melone! Eine kleine!« Er ließ sie in seinem Campingbeutel verschwinden und setzte sich rasch auf seinen Stuhl.
    »willst du die Melone Superhirn mitbringen?« fragte Gérard.
    Marcel – Superhirn, der dürre Junge mit der kauzigen Brille, verdankte den Spitznamen seiner Blitzgescheitheit. Auch er gehörte zur Feriengruppe. Heute war er auf dem Festland geblieben. Schon seit Tagen entwickelte er einen sonderbaren Eifer, Zeitungen zu lesen. Immer gleich pfundweise, wie ihn die anderen neckten. Mit dem Rad schwirrte er an der Bäderküste umher und kaufte sich jedes erreichbare Blatt: vom »Naturboten« bis zur Auslandspresse.
    Micha nickte. »Klar! Superhirn durchschaut alles. Ein Blick auf die Melone, und er sagt uns, warum sie so eklig weiß ist!«
    »So, Kinder!« sagte Tati jetzt. »Bezahlt haben wir. Gérard, das Putzen des Bechers überlaß den Angestellten. Deine Zunge ist kein Spüllappen! Nehmt eure Sachen. Und vergeßt nicht: wir sind mit dem Boot hier. Am Kai wartet Großadmiral Schwarzbacke auf uns!«
    Begleitet von Loulou, trotteten Tati und die Jungen mit ihren Beuteln und Taschen zum Hafen. Als sie die Bunkerpier erreicht hatten, hielten sie nach Schwarzbackes Piratenflagge (weiß mit aufgedruckter schwarzer Hand) Ausschau.
    Schwarzbacke war natürlich weder Admiral noch Pirat. Niemand an der ganzen, langen Atlantikküste - von der Bretagne bis hinab nach Spanien – hätte zu sagen gewußt, ob Schwarzbacke auch nur Obermatrose gewesen war. Seine enorme Körperfülle und der gekräuselte, fast blauschwarze Bart hatten ihm den Ehrentitel eingebracht.
    Als »Markenzeichen« für sein robustes Motorboot, das er für Lohnfahrten benutzte, diente ihm die Piratenflagge. Mit der Fracht war er nicht wählerisch: Er beförderte Hammel, Schweine, Weinfässer, Kabelrollen, Standuhren, Badewannen und – Touristen. Die jungen Freunde hatte er umsonst mitgenommen, da er sowieso eine Ladung Campingzubehör zur Insel bringen mußte.
    »Nanu, das Schiff ist nicht da«, wunderte sich Micha, als sie alle fünf mit dem Pudel auf der Mauer standen. Mit zusammengekniffenen Augenlidern, die Hand vor der Stirn, spähte Henri über die weite Seudre-Bucht unter dein silbrigen Himmel.
    »Wir hätten die Gezeitentafel besser im Kopf haben sollen«, sagte er. Es war dreizehn Uhr. Erst eine halbe Stunde später würde der Wasserstand die Rückfahrt zum Cap Felmy erlauben. Der Leuchtturm dort drüben – hoch auf der Felsnase – äffte den Betrachter, Es war, als spränge er bald ein Stück zurück, bald wieder nach vorn. Ein besonders ärgerlicher Gedanke, denn in der köstlichen Kühle dieses wohnlich ausgebauten alten Gemäuers hatten die Freunde ihre Quartiere.
    Nach einer Weile reckte Prosper den Hals. »Da k-k-kommt Schwarzbackes Piratenflagge hoch!«
    Tatsächlich sah man jetzt an der Nachbarpier den Signalmast mit der vorschriftswidrigen Ulk-Flagge in die Luft ragen. Die Flut erreichte die Anlegestelle und hob Großadmiral Schwarzbackes Schiff, das offenbar gleich nach der Ankunft den Liegeplatz gewechselt hatte. Tati und die jungen rannten mit dem Pudel hinüber. Von oben blickten sie auf Schwarzbackes Arche. Sie hieß »Perle«, ähnelte jedoch eher einem schwimmenden Mülleimer, zumal sie keine bestimmte oder einheitliche Farbe hatte. ihre Schale war mit sämtlichen Farbresten betupft, die der Besitzer nur hatte ergattern können.
    »So, da sind wir wieder«, begann Tati, doch Schwarzbacke unterbrach sie in ärgerlichem Ton:
    »Ihr habt vielleicht Nerven, mich so lange warten zu lassen! Schließlich hab ich meine Zeit nicht gestohlen!«
    Die Gefährten waren sprachlos. Der Dicke mit der schmutzig-weißen Mütze auf dem üppigen Haar und den grünspanbesetzten Goldborten an der Jacke galt als ein geduldiger und freundlicher Mensch. Warum war er plötzlich so brummig? Vorhin hatte er doch ausdrücklich gesagt: »Es eilt gar nicht! ich habe sowieso heute nichts mehr vor!«
    »Wer hat Sie warten lassen – wir?« fragte Henri. »Da irren Sie sich. Ebbe und Flut können wir nicht steuern.«
    Verblüfft fügte Tati hinzu: »Mein Bruder hat recht. Gucken Sie sich doch mal um! Einige Schiffe stehen noch im Schlick!«
    »Haben Sie inzwischen in die Schnapsflasche geguckt, wenn man fragen darf?« ließ sich Gérard mißtrauisch vernehmen.
    »Ach ja«, brummte Schwarzbacke, »ach ja. Das heißt, nein! Ich habe nur ein Nickerchen gemacht. Natürlich! Es ist alles in

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