Supermom schlägt zurück - Mallery, S: Supermom schlägt zurück
hatte.
„Es wird nichts Schlimmes geschehen“, beruhigte sie ihn.
Er drehte ihr den Kopf zu. „Erinnerst du dich noch daran? Erinnerst du dich an die Explosion, an das Feuer? Menschen sind dabei gestorben! Gute Menschen. Alles war zerstört. Wir standen vor dem Nichts, und jetzt stirbt auch die Stadt. Ich kann nichts daran ändern. Das will ich nicht noch einmal erleben. Das Risiko gehe ich nicht ein.“
Linda ging auf ihn zu. „Abram, nein! Das kann nicht dein Ernst sein. Du hast jetzt das Geld. Du musst ein Heilmittel finden!“
„Und zu welchem Preis? Ich habe sie umgebracht, Linda. Ich. Meine Aufgabe sollte sein, Menschen zu heilen, die Welt zu verbessern, aber das habe ich nicht getan. Ich habe die Reparaturarbeiten verzögert, und am Ende waren sie tot. Ich werde nicht noch jemanden vernichten. Ich werde hier ausharren, meine Arbeit machen, und wenn ich nicht mehr bin, soll jemand anders das Geld nehmen und weitermachen.“
„Nein“, sagte sie entschieden. „Du wirst es tun. Niemand macht dir einen Vorwurf aus dem, was geschehen ist. Aber du musst weitergehen. Wenn du es nicht tust, werden nochmehr Kinder sterben. Glaubst du etwa, dass die Menschen, die ihr Leben verloren haben, sich nicht wünschen würden, dass du weiterforschst?“
Er starrte sie an. „Nein, das würden sie nicht.“
„Da irrst du dich.“
Er wandte sich ab. „Das ist unwichtig. Ich möchte, dass du sie alle fortschickst. Wenn du kannst, gib das Geld zurück. Andernfalls heb es einfach für meinen Nachfolger auf.“
Abram griff nach seinem Laborkittel, aber noch bevor er ihn überstreifen konnte, hörte er ihr „Nein.“
Als er zu ihr hinsah, musste er feststellen, dass seine gewöhnlich ruhige, freundliche Assistentin ihn wütend anfunkelte. Abram war kein Mensch, der die Gefühle anderer Leute zu ergründen suchte, und wenn er es tat, irrte er sich meist. Seine Exfrau hatte behauptet, das läge daran, dass es ihm nicht wichtig genug sei, um darauf zu achten, und meistens hatte sie recht damit. Aber als Linda ihn so anstarrte, war ihre Wut selbst für ihn unverkennbar.
„Du kannst dich nicht einfach weigern“, hielt sie ihm vor.
„Das habe ich bereits getan.“
„Nein!“
„Sag ihnen, sie sollen das Geld zurücknehmen.“
„Sag es ihnen selbst.“
„Was?“
Noch nie hatte sie sich ihm widersetzt. Niemals war sie etwas anderes für ihn gewesen als eine Stütze.
„Sag es ihnen selbst, du egoistischer Mistkerl! Das ist falsch, Abram! Das ist durch und durch falsch, und du weißt es. Du bist brillant, und an deine großartigen geistigen Fähigkeiten ist auch eine Verpflichtung der Welt gegenüber geknüpft. Daran hast du immer geglaubt. Gott hat Erwartungen. Hast du das nicht selbst gesagt?“
„Das hier ist etwas anderes“, brummte er, wobei er sich seltsam klein und verlegen fühlte.
„Es ist ganz genau dasselbe, und das weißt du. Ich werde da nicht mitmachen.“ Sie rang die Hände. „Ich kann es nicht fassen! Mein ganzes Leben habe ich verschwendet, weil ich an deine Größe glaubte. Aber du hast einfach nur Angst. Du hast Angst davor, noch einmal zu verlieren, also hast du aufgehört, es zu versuchen. Du bist kein großer Mann. Größe wird daran gemessen, wie man sich mit Widrigkeiten auseinandersetzt. Jeder kann sich engagieren, wenn alles gut läuft. Jetzt schäme ich mich so für dich. Ich hätte etwas anderes von dir erwartet, Abram. Etwas sehr viel Besseres.“
Und dann war sie weg. Ihre Worte, die ihn schmerzlich getroffen hatten, hallten im Labor noch nach, als sie ihn allein zurückließ. Etwas, das in den zwanzig Jahren, in denen sie miteinander zu tun hatten, noch nie vorgekommen war.
Sie wird wiederkommen, sagte er sich. Natürlich würde sie das. Linda nahm ihre Verpflichtungen ernst. Sie mochte ihn. Sie war immer für ihn da gewesen. Eine Welt ohne sie konnte er sich gar nicht mehr vorstellen.
Entschlossen, darauf zu warten, setzte er sich an seinen Computer, um die Ergebnisse seines letzten Experiments zu studieren. Im Grunde glaubte er, dass die Krankheit eine fehlerhafte Autoimmunreaktion war. Wenn es ihm gelang, die Isolierung des …
Er stieß sich vom Computer ab. Es war viel zu ruhig. Die Stille erschien ihm wie etwas Lebendiges, das auf ihn niederdrückte und ihm die Luft aus der Brust presste.
Normalerweise genoss er die Stille, aber das war vorher. Vorher, als er gewusst hatte, dass Linda in ihrem Büro saß oder später kommen würde. Bevor sie ihm gesagt hatte,
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