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Supernova

Supernova

Titel: Supernova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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blauen Schaums abzulecken,
der am linken Hinterlauf kleben geblieben war. Als der Schaum mit dem
Speichel in Berührung kam, begann er zu zischen und zu schwelen.
Ȇber den ersten Zwischenfall, den mit dem Zollbeamten,
gibt es nichts zu berichten. Leider müssen wir Ihnen mitteilen,
dass man ihn wohl für vermisst und vermutlich tot erklären
muss, es sei denn, wir erhalten noch Nachricht, dass er eines der
anderen Schiffe genommen hat. Beim zweiten Zwischenfall handelt es
sich um die Eskapade einer jugendlichen Täterin, einer
halbwüchsigen Außenseiterin der Gesellschaft. Offenbar
wurden keine vertraulichen Dinge in Mitleidenschaft gezogen. Ich habe
keinen direkten Zugang zu der Fracht, die im Tresorraum lagert, aber
Sie selbst haben mir ja versichert, dass keines der im
Ladungsverzeichnis aufgeführten schwarzen Pakete fehlt. Der
bisherige Lebenslauf der Täterin passt zu diesem Zwischenfall,
genauso wie ihr späteres Verhalten. Außerdem deutet eine
Untersuchung über die Sozialisation Jugendlicher im Neu-Moskau
der Vorkriegszeit darauf hin, dass solche Ausflüge in verbotene
Regionen nicht selten eine Reaktion auf umweltbedingten Stress
darstellen.«
    »Wie ist sie da überhaupt hineingelangt?« Mannheim
beugte sich vor und bedachte den Leithund des teuflischen Rudels mit
einem finsteren Blick, der sowohl böse Vorahnung als auch
Misstrauen ausdrückte. »Ich dachte, ihr wärt zum
Aufpassen da…«
    »Meinem Urteil nach entsprechen ihre Handlungen dem typischen
dysfunktionalen Verhalten heranwachsender Menschen. Dieser
Sicherheitstrupp ist für Such- und Rettungsaktionen da und nicht
befugt, zum Schutz von Fracht, die unter Zollverschluss steht,
tödliche Waffen einzusetzen, Kapitän. Des Weiteren war zu
berücksichtigen, dass Angehörige des Mädchens, nachdem
es ordnungsgemäß an Bord des Evakuierungsschiffes gegangen
war, seine Abwesenheit bemerkt und es offiziell als vermisst gemeldet
hatten. Dadurch, dass wir die Täterin der Fürsorge ihrer
Eltern anvertraut haben – selbstverständlich werden wir
selbst sie während der ganzen Reise strengstens überwachen
–, haben wir sichergestellt, dass sich der Vorfall nicht
wiederholen kann und auch kein weiteres Aufsehen erregen
wird.«
    Als der Wortführer der Hunde den Kopf wichtigtuerisch
herumwarf, trottete einer seiner Genossen herüber, um an seinem
linken Ohr zu schnüffeln. Mannheim beobachtete die Hunde mit
einiger Nervosität. Diese Höllenhunde waren unglaublich
kostspielige Polizeieinheiten, die man irgendeinem technologisch
hochentwickelten Gemeinwesen außerhalb des Systems abgekauft
hatte. Sie waren auf Loyalität gegenüber dem Regime
programmiert. Vor dieser Reise hatte er solche Hunde noch nie
gesehen. Er war bestürzt gewesen, als er erfahren hatte, dass
die Regierung überhaupt diese Teufelsdinger besaß. Noch
mehr hatte es ihn befremdet, dass sie es für angemessen hielt,
die Hunde bei etwas so Alltäglichem wie einem Rettungsflug
einzusetzen. Und dann hatte einer der Hunde auch noch erklärt,
er stehe im Dienste des Außenministeriums und sei für den
Einsatz auf diesem Schiff mit bestimmten Instruktionen ausgestattet
worden – mit handgeschriebenen Anweisungen auf versiegeltem
Papier, die nur für seine Augen bestimmt seien – und habe
das Recht, sich an Bord des Schiffes frei zu bewegen. Programmierte
Hunde, ausgerüstet mit künstlicher Intelligenz, dazu
geschaffen, Sicherheitsmaßnahmen, Such- und Rettungsaktionen
durchzuführen. Aber dieses Rudel deckte einen Hund, der eine
exotische, ausgeklügelte Waffe darstellte und töten
konnte.
    »Habt ihr eure Mission erfüllt?«
    Der Leithund sah ihn an. »Wovon reden Sie?«
    »Wie bitte?« Mannheim richtete sich auf. »Um eines
klar zu stellen«, begann er wütend. »Das hier ist
immer noch mein Schiff! Ich bin für alles und jeden hier
verantwortlich. Und wenn ich etwas wissen muss, dann…«
    Als sich alle drei Hunde gleichzeitig aufrappelten, merkte er,
dass sie ihn umzingelt hatten. Sie nahmen ihn scharf ins Visier, die
Blicke aus sechs Augen drohten ihn zu versengen. Gleich darauf
ergriff der Hund des Außenministeriums, dem die anderen
offenbar unterstellt waren, erneut das Wort: »Wir könnten
es Ihnen sagen, Kapitän, allerdings müssten wir Sie danach
zum Schweigen bringen. Wenn Parteien, die vom Kriegsministerium nicht
dazu befugt sind, in einer solchen Angelegenheit Spekulationen
anstellen, wird das nach Abschnitt 2, Absatz 431 des Gesetzes zur
Heimatverteidigung als

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