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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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die Augen nicht von der Gänsehaut abwenden, die sich auf ihrem Dekolleté gebildet hatte. «Du holst dir doch hier drinnen den Tod», sagte er und zog seine Jacke aus, um sie ihr umzuhängen. Sie schüttelte den Kopf. «Geht schon. Lass mal.» Sie schlug das Laken zurück, klappte eine kleine Stahldose auf und holte etwas heraus, das aussah wie ein Spieß. Zirka zwölf Zentimeter lang und sehr spitz. «Das steckte in Marielles Rücken.»
    «Was?» Hölderling erwachte schlagartig aus seiner Annelies-Trance.
    «Ja, und guck mal, das Ende von dem Ding ist abgebrochen. Was könnte das wohl gewesen sein?»
    «Ein Schaschlikspieß», antwortete Hölderling.
    «Aha. Ich dachte, es wäre eine große Nähnadel. Wie für Polstermöbel oder so ähnlich.»
    Annelies reichte Hölderling ein paar Gummihandschuhe, die er sich überzog, um das Beweisstück in die Hand nehmen zu können. «Schaschlikspieß», sagte er wieder. «Da ist am Ende normalerweise eine Öse dran, aber die scheint abgebrochen oder abgesägt worden zu sein … eher gesägt, würde ich sagen.» Hölderling streckte die Hand aus, und Annelies reichte ihm eine Lupe. «Genau, man kann die Spuren einer Metallsäge erkennen.»
    «Das heißt, wir müssen in der Küche prüfen, ob ein Spieß fehlt.»
    «Ja», sagte Hölderling wenig enthusiastisch. «Aber sag mir mal, wie das Ding in Marielles Rücken gekommen ist, ohne dass sie geschrien hat wie am Spieß … äh … ich meine … das wollte ich jetzt nicht so sagen. Ich meine, warum haben wir das nicht gemerkt, und wann ist es passiert? Wo steckte das Ding denn?»
    Mit einem Ruck drehte Annelies Marielles Körper auf die Seite und zeigte auf deren Rücken auf eine Stelle unter der fünften Rippe. «Da. Ich kann sie ja hier nicht aufschneiden, und die Wunde war gar nicht auffällig und hat auch kaum nach außen geblutet. Sie trug ein schwarzes Kostüm, da ist nur ein kleinerer Blutfleck drauf. Ich würde mal sagen: typisch Sissi.» Annelies drehte die Leiche wieder auf den Rücken und deckte sie zu.
    «Ich hab einen Schnelltest auf Diazepine gemacht. Und da war nichts, mehr konnte ich ja nicht tun. Also hab ich mir die Leiche genauer angesehen.»
    «Wie Test? Wie denn das?»
    «Ich hab die Vesica urinaria punktiert … Alle anderen Teste auf Gifte sind aufwendig, da brauche ich das Labor …»
    «Du hast was gemacht?»
    «Die Harnblase punktiert. Vesica urinaria. Dazu habe ich eine Punktionsnadel …»
    «Schon gut, schon gut, so genau wollte ich das gar nicht wissen. Also, keine Schlaf- oder Beruhigungsmittel.»
    «Fürs Erste. Also, wie schon erwähnt, hab ich danach die Leiche auf äußerliche Gewaltanwendung abgesucht und eben das Ding gefunden.»
    «Und was hat jetzt Sissi damit zu tun?»
    «Die österreichische Kaiserin, du weißt doch. Die ist erstochen worden, hat es aber gar nicht gemerkt, zuerst. Ein Stich ist nicht zwingend sehr schmerzhaft, vor allem, wenn die Tatwaffe reingeht wie Butter. Und die Wunde muss eben auch nicht stark bluten. Ich kann jetzt den Stichkanal natürlich nicht weiterverfolgen, was sehr schade ist, aber ich kann wohl davon ausgehen, dass das Perikard …»
    Hölderling runzelte die Stirn, und Annelies sagte schnell: «Ich meine, der Herzbeutel oder die Lunge verletzt wurde, und letztendlich ist sie an inneren Blutungen gestorben. Das kann unter Umständen dauern. Bei Sissi zum Beispiel hat es fast eine halbe Stunde gedauert, nachdem der Attentäter zugestochen hatte. Und sie hat den Stich auch nicht realisiert, genauso wenig wie ihre Zofe oder andere, die dabei waren. Ein Klassiker in der Rechtsmedizin. Es sind nach Messerstechereien schon Leute nach Tagen erst in die Notaufnahme gegangen, weil sie Rückenschmerzen hatten, die sie sich nicht erklären konnten. Und was fand man? Abgebrochene Messerklingen.» Annelies hatte ihren Vortrag beendet, flitschte die Gummihandschuhe in den Mülleimer, der neben dem Metalltisch stand. Hölderling klappte endlich den Mund wieder zu und sagte: «Und was ist mit der Mäusepisse? Ich meine, dem Nikotin?»
    «Tja, das müsste ich erst mal zweifelsfrei nachweisen. Aber in der Flasche ist was drin, was da nicht reingehört. Vielleicht hatte der Mörder die Dosis nicht hoch genug angesetzt, zu wenig in die Suppe gekippt – oder Marielle hatte nur einen halben Löffel voll, weil das Zeug widerlich geschmeckt hat. Oder jemand hat gehofft, sie wäre schon längst vergiftet, weil sie gern Sherry trinkt, was ich aber nicht weiß, das müssen wir noch

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