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Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition)

Titel: Suppenmord: Kommissar Hölderling kocht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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Annelies noch lebt, mach, dass wir sie finden, und dann kannst du mir die Rechnung schicken, wenn du willst.
    Er wischte sich mit einem Taschentuch das Gesicht ab und drehte sich zu Petra um, die bei dem wenigen Platz, der ihr auf der Rückbank blieb, versuchte, die warmen Stiefel anzuziehen.
    «Was?», fragte sie.
    «Nicht ‹Was?›, ‹Wo?› wäre die richtige Frage.»
    «So wie der fährt, bin ich bis Köln vor Angst gestorben», meckerte das Krähenfüßchen. «Was ist denn überhaupt in ihn gefahren? Der ist doch sonst nicht so …»
    «Sieh zu, dass dir einfällt, wo wir hinmüssen, sonst bist du definitiv die nächste Leiche – und das wird mit Gregors Fahrweise nichts zu tun haben», sagte Viktor, und er bemerkte nicht, wie Gregor ihn anstarrte. Erst als die Räder auf dem Markierungsstreifen ein ratterndes Geräusch machten, guckte Hölderling wieder nach vorne und brachte den Wagen zurück in die Spur. An diesem Tag wunderte er sich über gar nichts mehr: Ohne einen offiziellen Antrag zu stellen hatte sich Viktor Liebermann als würdiges drittes Mitglied für den Club der kleinen Lichter empfohlen. So manches Geheimnis enthüllte sich ganz von selbst.

    «Du bist echt keine Hilfe, Petra!», schimpfte Viktor, als sie eine halbe Stunde später durch das neu gestaltete Messeviertel auf der Schäl Sick von Köln kurvten. Von Brachland, verfallenen Fabrikanlagen und Bahngleisen war nichts mehr zu sehen.
    Das Krähenfüßchen war kurz vorm Heulen. Hölderling bremste den Wagen in einer Hoteleinfahrt und sagte: «Jetzt mal ruhig. Denk nach.»
    «Aber ich hab doch schon …», jammerte Petra Spieß.
    «Denk richtig nach. Und beeil dich damit. Und du, Viktor, rufst Struck an. Vielleicht weiß der mittlerweile mehr …»
    Viktor betätigte einen Knopf am Armaturenbrett, und das Cabrioverdeck klappte automatisch auf.
    «Was machst du denn?», rief Petra.
    Viktor lehnte sich im Beifahrersitz zurück und guckte in den Himmel. «Ich sehe überhaupt keine Hubschrauber. Müsste nicht hier irgendwo Polizei sein? Ich hab dem doch gesagt, dass es hier sein müsste», sagte er.
    Petra kauerte zitternd auf der Rückbank. «Mach das Verdeck wieder zu! Gregor, nun tu doch mal was!»
    Hölderling betätigte den Knopf für das Verdeck und hoffte, dass Petra Spieß sich endlich einmal konzentrieren würde.
    Offenbar hatte es geholfen, denn kaum war der Wagen wieder zu, schrie sie: «Moment!»
    Die beiden Freunde zuckten zusammen. «Doch wieder auf?», fragte Viktor.
    «Nein! Ich meine, nicht Deutzer Bahnhof … Mülheimer Hafen. Jetzt weiß ich es wieder!»
    «Bist du dir sicher?», fragte Hölderling.
    «Ja. Ihr könnt ja da hinfahren, und ich gehe hier in das Hotel und warte auf euch.»
    «Das hättest du wohl gern», sagte Hölderling und gab Gas.

    Wenige Minuten später erreichten sie das Gelände des Köln-Mülheimer Hafens, wurden aber von zwei Streifenbeamten aufgehalten, die die Zufahrt bewachten. Als der eine Uniformierte Hölderling erkannte, machte er sofort den Weg frei und rief: «Es ist da links rüber, an den Schienen entlang, ein altes Werfthaus.»
    Hölderling beschleunigte und brachte den Wagen kurz darauf mit einem Powerslide, der Viktor die Schweißperlen auf die Stirn trieb, vor der nächsten Absperrung zum Stehen. Scheinwerfer beleuchteten die Szenerie, als würde hier ein Film gedreht. Uniformierte mit Suchhunden standen vor dem Haus. Die Spurensicherung schleppte Equipment heran. Hölderling zitterte am ganzen Körper.
    «Steig nicht aus, Gregor», sagte Viktor und hielt mit beiden Händen seine schlotternden Knie fest.
    Aber Hölderling stieg aus, und dann tat er etwas, das er schon seit Jahren nicht mehr getan hatte – er rannte.
    Viktor folgte seinem Freund nicht, sondern blieb am Auto stehen. Er konnte keinen Schritt gehen, so sehr setzte ihm der Gedanke zu, dass sie zu spät gekommen waren.
    «Haben sie sie gefunden?», flüsterte Petra Spieß, die vom Notsitz gekrabbelt war und sich neben Viktor gestellt hatte.
    Viktor schlug die Hände vors Gesicht und krümmte sich. Er hatte plötzlich das Gefühl, jemand habe ihm ein Messer in den Magen gerammt. Der Schmerz war so heftig, dass er in die Knie ging.
    Petra zerrte ihn an seinem Mantel wieder hoch.
    Hölderling bahnte sich einen Weg zu dem Schuppen. Niemand hielt ihn auf. Schließlich blieb er schwer atmend im Türrahmen des alten Gemäuers stehen. Vor ihm hing von einem Deckenbalken ein Seil, dessen Ende zu einer Schlinge verknotet war. Darunter

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