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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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eine weitere Besonderheit des Surfens entdeckte: Serienbretter kosten im allgemeinen mehr als Custom Mades. Viele passionierte Surfer kaufen ihre Boards nicht einfach im Laden. Stattdessen knüpfen sie eine Beziehung zu einem bestimmten Shaper in ihrer Stadt und lassen jedes Board ein wenig anders anfertigen, weil sie ständig auf der Suche nach der idealen Mischung der einzelnen Elemente sind. Über das endlose Variieren von Länge, Dicke, Shape Outline, Platzierung der Finne und anderer Erwägungen entwickelt der Surfer mit der Zeit ein phänomenal vielschichtiges Verhältnis zu seinem Gerät. Noch merkwürdiger ist, dass es keine erheblichen Kostenunterschiede zwischen den allerbesten und den allerschlechtesten Brettern gibt: Bei allen werden weitgehend die gleichen Werkstoffe in weitgehend der gleichen Menge verwendet. Longboards sind teurer als Shortboards, aber gute Longboards kosten nicht viel mehr als miserable, und das gleiche gilt für die kleinen, wendigen Fortgeschrittenen-Boards. So etwas wie ein «Anfänger»-Modell und ein «Top»-Modell gibt es nicht; keine Deluxe-Version mit einem Haufen teurer Extras, kein neuestes, kostspieliges High-Tech-Material, keine Hitzebehandlung. Manche Bretter eignen sich besser zum Lernen, andere dagegen besser zum Surfen in Tubes oder auf großen Wellen, aber der Unterschied hinsichtlich der Qualität ist recht subtil und subjektiv.
    In seinem 1935 erschienenen Buch Hawaiian Surfriders erläutert Tom Blake, wie damals auf Hawaii gesurft wurde: Das knapp drei Meter lange alaia -Brett für den Mann aus dem Volk wurde für die kakala , die heftig brechende, gefährliche Welle benutzt; das fünfeinhalb Meter lange olo -Brett des feinen Herrn für die opuu , eine sanft brechende Welle. Zuerst wurde ein Baum ausgewählt – Hartholz des Brotfruchtbaums für das alaia , poröses Wiliwili für das olo . Dann legte man die Opfergabe, einen roten kumu -Fisch, an den Stamm, fällte den Baum, grub ein Loch in das Wurzelgeflecht, sprach ein Gebet und ließ den Fisch dort liegen. Danach bearbeitete man den Stamm so lange mit einer Steinaxt, bis ein Surfbrett zum Vorschein kam; mit geriffelten Korallen wurden zunächst die Unebenheiten geglättet, dann verlieh ihm eine aus der mole-ki -Wurzel und verbrannten kukui -Nüssen hergestellte Farbe seinen glänzenden Anstrich. Um die Holzporen zu schließen, legte man das Brett in Schlamm, und zum Schluss rieb man es mit Öl ein als letzte Politur. In den USA war das Surfbrett noch bis in die zwanziger Jahre ein 1,80 bis 2,80 m langes Stück massiven Redwoods mit flachem Boden: Man kaufte eine Planke in einem Sägewerk, schlug sie mit einer Axt in Form und schnitzte sie mit einem Messer zurecht. Das Brett war dreieinhalb Zoll dick und ca. 100 Pfund schwer und hatte weder Finne noch Kiel. 1926 kamen Tom Blakes ausgehöhlte Bretter auf den Markt. Blake, in Wisconsin aufgewachsen, war nach der Highschool jahrelang als Hobo auf Frachtzügen durchs Land gefahren und schließlich in Los Angeles hängengeblieben. Dort stellte er – ohne professionelles Training – den Weltrekord im 10-Meilen-Schwimmen im Meer auf und entwickelte schließlich seine revolutionären Bretter: lange, geschlossene kanuartige Boards, wunderschöne Stücke maritimer Architektur, die überwiegend bei Paddelrennen in offenen Gewässern Einsatz fanden. Dann, im Jahr 1934, waren zwei Südkalifornier es leid, auf dem «Arsch zu rutschen», wenn sie schnellere Turns zu fahren versuchten. C. R. Stecyk schreibt im Surfer's Journal , dass die beiden Männer nach einer enttäuschenden Surfsession nach Hause zurückkehrten, das hintere Ende der Planke in V-Form hackten und mit Sandpapier glätteten. Bald darauf verwandelten sie ihre Holzplanken in wunderbar organische, geschwungene Rümpfe mit Kielen, die sie in die Bodenform schnitzten.
    Die nächsten Entwicklungssprünge vollzog das Surfbrett, so Stecyk weiter, während des Zweiten Weltkriegs. Die Anstöße hierzu kamen von einem jungen Mann namens Bob Simmons, der für den Militärdienst untauglich war, weil er sich bei einem Fahrradunfall den linken Arm verletzt hatte. Simmons ist bis heute einer der interessantesten Helden des Surfsports: Er war der Bruder eines überaus erfolgreichen Erfinders, hatte ein absolutes Erinnerungsvermögen und wurde, obwohl er die Highschool abgebrochen hatte, zum Studium an der Caltech zugelassen, wo er herausragende akademische Leistungen zeigte. Später arbeitete er zunächst als Mechaniker und

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