Surf
dann als Mathematiker für Douglas Aircraft. Während der mageren Kriegsjahre – nur wenige Leute gingen an den Strand, Benzin und Autoreifen waren strikt rationiert – sprang auch Simmons in Pasadena auf Frachtzüge auf und fuhr die Küste entlang, auf der Suche nach Wellen. Wenn die Surfsaison anfing, kündigte er seine Stelle als Mathematiker, wenn sie zu Ende ging, wurde er wieder eingestellt. Schließlich schlachtete er einen 1937er Ford-Pick-up aus, legte eine Matratze und Campingvorräte darauf und mischte etwas Kerosin in das Benzin im Tank, damit es länger reichte. Mittlerweile bauten Surfer Boards aus Balsaholz, doch erst der Mathematiker und ausgebildete Ingenieur Simmons begriff, welch große technische Fortschritte die militärische Forschung während des Krieges bereithielt. Er verwendete einen Bericht der US-Marine zur Planung von Schiffskörpern und übertrug die Forschungsergebnisse zu den Größenverhältnissen – das ideale Verhältnis von Länge zu Breite, das man bei der Konstruktion von Tragflächen herausgefunden hatte – auf Surfbretter. Zudem nahm er die Empfehlung des Berichts sehr ernst, verstärkt zu erforschen, wie sich Schiffskörper mit Fiberglas verstärken ließen. Auch Styropor war während des Krieges verwendet worden für die Kuppeln des Flugzeugradars; 1947 goss Simmons das Styropor in seiner eigenen Werkstatt in eine Gussform und laminierte es mit Fiberglas. Simmons habe die neuen Materialien und Entwürfe von Schiffskörpern mit den militärischen Forschungen zur Dynamik von Wellenbewegungen verknüpft, die ursprünglich helfen sollten, die Landung von Amphibienfahrzeugen zu berechnen, schreibt Stecyk. Das Ergebnis war das, was Simmons als «hydrodynamische Schlichtkörper» bezeichnete, Bretter, die schneller und sehr viel leichter zu beherrschen waren als ihre Vorläufer. 1954 kam er in einer Brandung in Windansea ums Leben, doch seine Boards sind noch heute begehrte Sammlerobjekte.
Bis weit in die sechziger Jahre waren Surfbretter drei bis dreieinhalb Meter lang und vier Zoll dick; zu Beginn der siebziger Jahre betrug die Länge dann etwa 2,20m. Der alte Longboard-Stil ist wunderbar elegant: Auf dem stabilen, schweren Brett bewegen sich die Füße in einem ständigen Spiel auf der gesamten Länge hin und her, treten zurück, um das Tempo zu verringern, vor, um es zu steigern; ein Fuß steht hinten, wenn man einen Turn fährt, dann wieder eilen die Füße so weit nach vorn, dass die Zehen über das vordere Ende hängen. Bei den großen alten Manövern auf dem Longboard war zum einen die klassische Haltung wichtig – statische Eleganz – und zum anderen die lockere, lässige, beiläufige Coolness des Nose-Riding, des Abreitens der Welle, indem man so lässig wie möglich ganz vorne auf dem Brett steht. Der neue Shortboard-Stil ist eher auf schnelle, scharfe Turns ausgerichtet, eine Art aggressiver Gymnastik. Auch die Variationen im Design des Surfbretts werden immer präziser und feiner. Die offensichtlichsten Überlegungen werden dabei zu Länge und Breite angestellt, die sich beide auf das Volumen und damit auf die Schwimmeigenschaften auswirken. Je besser das Board im Wasser gleitet, desto schneller lässt es sich anpaddeln, und je schneller es sich anpaddeln lässt, desto besser erwischt es die Wellen. Bei höherer Geschwindigkeit bewirkt zusätzliche Masse allerdings, dass das Brett auf dem Wasser gleitet, anstatt es zu teilen, was das Steuern erschwert. Weitere Unterschiede liegen in der Form des Seitenrands (wo und in welchem Maße die Brettkante sich wölbt), wo die breiteste Stelle des Bretts zu sein hat und welches Ausmaß die flachste Stelle in der Länge haben soll. Auch in welcher Form das Shape ausläuft, ist entscheidend: Ein spitz zulaufendes Tail hält den Schwerpunkt des Bretts nahe an der Welle und ermöglicht eine hohe, schnelle Fahrt auf einer steilen Welle; ein breites, abgerundetes Tail verleiht dem Brett einen losen, breiten Drehpunkt und ermöglicht skateboardähnliche plötzliche Kehrtwenden. Noch feinere Unterschiede liegen in den Konturen der Brettunterseite – Abweichungen, die sich mit bloßem Auge kaum erkennen lassen. Ein Surfboardbauer kann sehr feine konvexe oder konkave Bereiche formen, die sich über die ganze Länge des Bretts ziehen, den Strom des Wassers kanalisieren und auf diese Weise eine besondere Wirkung erzielen.
Die Beach Lifestyle Industry Group berichtete, dass 1994 in den USA 310 000 Surfboards verkauft wurden. Dennoch
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