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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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hinaus in die Nacht – unsere amerikanische Jungfrau ist gerettet.
    Wieder zu Hause, ist die arme Gidget ohne ihre beiden Rebellen so deprimiert, dass sie nicht mehr daran denkt, ein aufregendes Leben führen zu wollen. Sie willigt ein, dass Daddy sie mit dem zweifellos streberhaften Freund der Familie zusammenbringt. Und siehe da, es ist niemand anderes als Moondoggie . Doch der heißt jetzt «Jeffrey» und trägt Jackett und Krawatte und geht wieder aufs College, anstatt sich auf ein Surf-Abenteuer im Südpazifik zu verdünnisieren. Nachdem sie jede Hoffnung aufgegeben hat, sich ihre eigene Identität zu schmieden, und sich der elterlichen Variante von einer guten Zukunft unterwirft, entdeckt Gidget jetzt, dass Mom und Dad es schließlich wirklich am besten wussten und dass es keinen Ruin bedeutet, sie den Partner fürs Leben auswählen zu lassen, sondern eine Abkürzung zur wahren Liebe. Nachdem Moondoggie Gidget verloren und Kahunas (bösen) Charakter erkannt hat, begreift auch er, was für ein Fehler diese ganze Surfer-Rebellion war; um sich von seinen Sommerphantasien zu läutern, gibt auch er seinen Eltern nach. Und als Moondoggie Gidget die Anstecknadel seiner Studentenverbindung schenkt, tauscht sie fröhlich das Surfen wieder gegen die Liebe ein und sagt über ihre Romanze, was sie schon einmal über das Surfen gesagt hatte: «Das ist das Tollste!»
     
    Es überrascht nicht, dass Vince Moondoggies Hochzeit als einen krassen Ausverkauf ansah, ein Abdanken von allem, für das sich zu leben lohnte, und es überrascht ebenfalls nicht, dass ich ihm beipflichtete. Und das, obwohl Vince verheiratet war und zudem einen Universitätsabschluss hatte, und ich hatte zumindest Letzteres und immerhin Hoffnung auf Ersteres. « Et tu? », fragte er Willie, als wir alle an einem warm herandämmernden Wintermorgen gen Süden sausten, nackte Haut und Jeans eng aneinander gepresst auf dem Kunstleder der durchgehenden Bank. Die Bretter waren sorgfältig hinten aufgestapelt, jeweils mit Handtüchern dazwischen, die Finnen sorgfältig abgepolstert. Das Radio war uns kürzlich gestohlen worden, sodass wir in aller Stille Mitleid mit dem verstopften Verkehr hatten, der sich qualmend nach Norden quälte.
    « Et moi was?», wollte Willie wissen.
    «Kinder. Pascale. Setzt sie dich noch immer unter Druck?»
    «Überhaupt nicht», entgegnete Willie und wollte offensichtlich nicht mitspielen. Er schob seine Ray Ban wieder auf die Nase und rieb sich das kantige Kinn.
    «Lass ihr Zeit.»
    Willie grinste in sich hinein, schüttelte leicht den Kopf – keiner von den Typen, die sich für frauenfeindliches Gerede hergeben, schon gar nicht auf Pascales Kosten. «Nein, nein», sagte er, «wir sind uns einig, was Kinder angeht.» Ein weißer Ford Truck, hinten drauf ein Longboard mit nur einer einzigen Finne, schoss an uns vorbei. Auf seiner Stoßstange: «Ein Gott, ein Land, eine Finne.»
    «Einig inwiefern?», fragte ich. Irgendwo da draußen braute sich eindeutig ein Dilemma für mich zusammen.
    «Oh … du weißt schon», sagte Willie, «du unterjochst dich in allen Punkten, und dann ist das kleine Programm an der Küste immer schwieriger aufrecht zu erhalten, und …»
    «Als ich klein war», begann Vince und schob mein Bein zur Seite, um zu schalten, «sah ich meinem Dad zu, wie er sich umbrachte, damit Mom es sich im Club gut gehen lassen und mit den anderen Weibern ihren kleinen Lunch einnehmen konnte. Nichts für mich. Nada . Die ganze Patriarchen-Chose? Totales Gewäsch. Stell dir selbst die Frage: Wer macht die Arbeit in unserer Gesellschaft? Wer stirbt vorzeitig am Herzinfarkt? Nicht die Frauen!»
    Mein Wecker war an diesem Morgen in völliger Dunkelheit losgegangen. Ich war die knarrenden Stufen der Holztreppe hinuntergeeilt und hatte meinen Neoprenanzug von einem Wäscheständer in der Nähe des Ofens gezerrt. Und dann hatte ich mich auf diesen einzigartigen, herbeigesehntem Tag gefreut: blauer Himmel, hohe Dünung und das ungestörte Zusammensein mit Vince und Willie. Ich toastete wie gewöhnlich meine drei Sauerteig-Muffins, beschmierte sie mit Butter und Marmelade, füllte eine Thermosflasche mit Earl Grey (der Verzicht auf Koffein war gescheitert) und konnte gerade noch eine Birne einstecken, als Vinces Scheinwerfer auftauchten. Der Vollmond hing in einem sich violett färbenden Himmel, und der Horizont im Osten hinter Salinas glühte, Willie fuhr direkt hinter Vince und parkte seinen El Camino auf meiner Straße, damit

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