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Surf

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Titel: Surf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Duane
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weist daraufhin, dass sie sich der verbotenen Liebe hingeben und unter Stand heiraten wird. Ihre Wahl sind der dunkle, gefährliche Kahuna – der viel ältere Häuptling des Surfer-Stammes – und der flotte, wagemutige, jüngere und sauberere Moondoggie. Gidget und Kahuna hegen eindeutig tiefe Gefühle füreinander; aber er sieht nicht nur gnadenlos gut aus, sondern ist auch gnadenlos dem Surfen verbunden. Coopers Natty Bumppo, Spurenleser und Lederstrumpf, hat dasselbe Problem: stets der offensichtliche männliche Held, aber nie der Bräutigam am Ende des Romans. Kahuna sieht toll aus in seinen verwaschenen Jeans, dem zerrissenen Hemd und dem ausgefransten Strohhut, aber ihre Liebe ist ebenso unmöglich, ja unerhört wie die Rassenmischung zwischen Uncas und Cora in Der letzte Mohikaner . Gleich zu Anfang teilt Kahuna Gidget mit, er sei ein edler Wilder, der «der Sonne folgen müsse».
    «Du meinst doch nicht etwa …», sagt sie entsetzt.
    «Doch», knurrt er, als gestehe er ein Schwerverbrechen, «ich bin ein Surf-Fanatiker: Wellenreiten, essen, schlafen, nichts anderes interessiert mich.»
    Gidget, süß wie sie ist, fragt genau das, was ich Vince und Willie gefragt hatte: «Es mag zwar schrecklich neugierig von mir sein, aber wann arbeitest du?»
    «Das habe ich einmal versucht», erwidert ihr Kahuna, «aber es gab zu viele Stunden und Regeln und Reglementierungen.» Ein verbitterter Pilot aus dem Korea-Krieg – wieder musste ich an Vince denken – verkörpert einen Weißen, der zum Eingeborenen wird. «Für sie», sagt er über Moondoggie und die anderen, «ist es eine Sommer-Romanze, für mich eine Vollzeit-Leidenschaft.» Das erinnert an John Waynes The Searchers : Kahunas mysteriöse, gewalttätige Vergangenheit hat ihn so sehr verbittert, dass er zum ewigen Rebell und für die Ehe völlig untauglich wird. Gidget fragt Kahuna unumwunden, wie er sich denn selbst so genug sein könne. «Du brauchst niemanden», teilt sie ihm mit und lässt ihn wissen, wie einsam sie wäre, würde sie so leben wie er. Man spürt, wie der amerikanische Mittelstand seine Randgruppen befragt: Würdest du nicht lieber mit einem wunderbaren Mädchen wie mir ausgehen, als dich die ganze Zeit allein herumzutreiben? Zu Hause auf der Ranch bleiben, anstatt hinter Indianern herzujagen? Diese Argumentation ist der thematische Magnet des Films: Surfen mag sexy sein und eine Menge Spaß machen, aber so gebräunt und sorglos und gut aussehend diese Surfer auch sein mögen, sie sind und bleiben Außenseiter und geben einfach keine guten Ehemänner ab. Gidget spürt, dass Kahuna anders ist als andere Menschen – «… das musst du, wenn du imstande bist, dem Leben, das die anderen leben, den Rücken zuzukehren», lässt sie ihn wissen. «Also, ich denke, jeder arbeitet doch in seinem Leben auf irgendein Ziel hin. Wobei, also, du musst ja nicht unbedingt ein Ziel haben … Oh, es tut mir Leid!»
    Genau das, was mich auf der Hochzeit meines Freundes so genervt hat – das «Ziel» –, aber Kahuna bleibt standhaft, genau wie Vince: «Was soll dir denn Leid tun?», erwidert er und führt einen wilden inneren Krieg. «Ich selbst habe dir doch gesagt, dass ich ein Surf-Freak bin.»
    Beim Luau am Ende des Sommers – mit Anspielungen auf eine Orgie, in Wirklichkeit aber ein harmloses Bacchanal – spielen tadellos saubere Kinder die Ukulele und machen miteinander rum, als Gidget zu einer List à la Shakespeare greift. Sie bringt Moondoggie – ihren angemessenen Partner – dazu, sie zu küssen, unter dem Vorwand, es würde Kahuna eifersüchtig machen, und anschließend lässt sie sich von Kahuna küssen – ihre offensichtliche Wahl, aber viel zu gefährlich um nun Moondoggie auf die Palme zu bringen. Der Schuss geht nach hinten los, und in dem Glauben, dass Moondoggie sie aufgegeben habe, gibt sich Gidget ganz den Versuchungen des Strandlebens hin; im Gefühl völligen Nihilismus, ohne jede Hoffung, wahre Liebe zu finden, abgeschnitten von ihrer Familie, willigt sie ein, mit Kahuna für sie-weiß-schon-was mitzugehen. Er entzündet ein Feuer, legt Jazz auf, hat plötzlich diesen fiesen Blick und macht das Licht aus. Gidget gibt sich sogar die Blöße und trinkt. Es ist ein zwiespältiger, angespannter Augenblick – der Höhepunkt des Films –, in dem dieser gesetzlose Surf-Freak den gesamten Vertrag mit dem Mittelstand in Gefahr bringt. Zum Glück stürzt Moondoggie herein und greift Kahuna an, und während sie sich balgen, läuft Gidget

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