Susan Andersen
Cory die Augen und verzog die Lippen. Zumal sie verdammt noch mal überhaupt nichts angestellt hatte!
Zumindest nicht in diesem Fall.
Trotzdem gelang es ihr nicht, Mrs. Stories’ Blick zu halten, als die ältere Frau sie mit sanften braunen Augen ansah. „Tut mir leid, Ma’am“, hörte sie sich selbst dem Gehsteig vor ihr zumurmeln. Hinterher war sie stinksauer auf sich selbst. Aber wenigstens war sie nicht die Einzige. Danny G. und Henry entschuldigten sich ebenfalls.
Entsprechend finster funkelte Cory Ms. Calloway an, als diese ihr ein Paar Gummihandschuhe überreichte.
Doch Ms. Calloway lächelte nur. „Ich weiß nicht, wie scharf der Farbentferner ist. Vielleicht wollen Sie deshalb lieber Handschuhe tragen.“
„Sie setzen Jugendliche giftigen Chemikalien aus?“, fragte Henry. „Damit bringen Sie uns in eine Situation, in der wir Giftstoffe in unsere sich noch immer entwickelnden Lungen einatmen?“
„Das erscheint mir nur fair“, entgegnete Poppy ruhig und musterte ihn mit einer erhobenen Augenbraue. „Besser Sie als Marlene, die unter Asthma leidet. Und die – es tut mir leid, dass ich immer wieder davon anfangen muss, aber Sie scheinen das grundsätzliche Problem noch nicht zu verstehen – nicht diejenige ist, die ihren Laden mit diesem Gekritzel dekoriert hat.“ Erst als Henry sich unter ihrem Blick wand, löste sie den Blick von ihm und sah Danny und Cory an. „Weitere Fragen? Nein? Gut. Einer von Ihnen hilft mir jetzt bitte mit den Eimern, und dann lesen wir uns die Gebrauchsanweisung durch. Danach können wir beginnen.“
Noch bevor sie darüber nachdenken konnte, reagierte Cory auf die Autorität in Ms. Calloways Stimme. Sie trat vor, blieb dann aber reglos stehen. Erst nachdem sie ein Gesicht gezogen hatte, um den Jungs zu zeigen, dass sie nicht eine von diesen Streberinnen war, ging sie neben Ms. Calloway in die Hocke.
Sie nahmen jeweils eine Tube in die Hand und richteten sich gerade wieder auf, als der Cop rief: „Vorsicht!“
Gleichzeitig stürzte Danny nach vorn und schubste sie hart zur Seite. Corys Eimer segelte durch die Luft, sie selbst verlor fast das Gleichgewicht.
„Hey!“, schrie sie, als etwas mit entsetzlichem Getöse genau dort aufschlug, wo sie gerade gestanden hatten. Entsetzt starrte sie auf einen gigantisch großen Schraubenschlüssel.
„Scheißding!“ Der Kopf eines Mannes erschien auf Mrs. Stories’ Dach. „Alles in Ordnung da unten? Tut mir leid, Leute – ich habe ihn aus Versehen runtergestoßen.“
Ihr Herz hämmerte noch immer wie ein Rapper auf Speed. Gleichzeitig sah sie, wie Ms. Calloway de Sanges, der hitzig einen Schritt auf das Gebäude zuging, am Arm festhielt.
Angespannt hörte er zu, wie sie etwas murmelte, dann ging er mit einem knappen Nicken davon. Ms. Calloway atmete ein paar Mal ein und aus, straffte die Schultern und schüttelte sich. „Danke, Danny. Cory, bist du in Ordnung?“
„Ja, ich glaub schon. Das war ja gruselig.“
„Wem sagst du das.“ Ms. Calloway hob eine weiße Plastikwanne auf, die ihr vor Schreck aus der Hand gefallen war. Nachdem sie die Bedienungsanleitung durchgelesen hatte, warf sie Henry ein verschmitztes Lächeln zu.
„Hmm. Kein Methylenchlorid, MEK oder Methylbenzol. Keine Gase oder brennbaren Lösungsmittel. Das macht irgendwie Ihre ganze Theorie mit den sich noch entwickelnden Lungen zunichte, oder? Es ist allerdings ätzend, also ziehen Sie Ihre Handschuhe an. Wir wollen doch nicht Ihre sich noch entwickelnden Hände gefährden.“
Gegen Corys Willen verzogen sich ihre Lippen zu einem Lächeln. Eine Erwachsene wie Ms. C. hatte sie noch nie kennengelernt. Sie war hübsch wie ein Model, aber überhaupt nicht eingebildet. Man hatte das Gefühl, dass sie einen mochte, und sie sprach mit einem, wie es die wirklich guten Lehrer taten. Und bei jedem Fast-Unfall zuckte sie nur mit den Schultern. Sie war ... cool.
Das Lächeln erstarb allerdings auf ihren Lippen, als Detective de Sanges plötzlich neben sie trat. „Wir arbeiten zusammen“, erklärte er ohne zu lächeln, ganz geschäftsmäßig. „Poppy – äh, ich meine Ms. Calloway hat uns diesen Teil der Wand zugeteilt.“ Er ging los und hob seine dunklen Augenbrauen, als sie ihm nicht umgehend folgte. „Nach dem Reinigen sollen Sie den Farbentferner auftragen, und ich soll mit diesem speziellen Lappen drübergehen.“
Trotz der Panik in ihrem Hals hob sie entschlossen das Kinn. „Vergessen Sie’s. Ich will nicht mit Ihnen
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