Susan Andersen
hatte. „Wie gesagt, Alter, ich kenn ihn nicht. Kann dir nicht helfen.“
„Nun, wenn du ihn nicht kennst, dann kennst du ihn wohl nicht“, erwiderte Bruno leutselig. Dann packte er den Jungen am Hals und schleifte ihn rückwärts in eine kleine Gasse.
„Und jetzt“, sagte er ruhig, als die Finger des Jungen sich in seinen Händen verkrallten und seine Augen hervortraten. „Fangen wir noch einmal von vorn an, einverstanden?“
Poppy ertappte sich dabei, wie sie Jason am folgenden Dienstagnachmittag, als die Gruppe die schwarze Farbe von einem weiteren Laden entfernte, insgeheim immer wieder einen Blick zuwarf.
Er war ... freundlicher seit Corys Ausbruch, nicht mehr ganz so reserviert und ernst.
Natürlich hatte er sich nicht mit einem Mal in einen grinsenden Idioten verwandelt und führte sich auch nicht als bester Freund der Kids auf. Aber Poppy bemerkte, wie vorsichtig er sich Cory gegenüber benahm und wie er ruhig akzeptierte, dass das Mädchen Abstand von ihm hielt. Und obwohl er sich noch immer keine Kommentare über Poppys Miniganoven verkneifen konnte, hatte er offenbar mit den Jungs im Coffeeshop etwas richtig gemacht. Sie wusste nicht, was er ihnen gesagt hatte, doch beide Jungs benahmen sich Cory gegenüber seitdem ganz natürlich. Und da es sich um Jungs handelte, glaubte Poppy nicht, dass sie von allein darauf gekommen waren.
Das war also ... gut. Oder zumindest sollte es gut sein. Aber ihr Magen zog sich bei jedem Blick auf Jase schmerzhaft zusammen. Denn sie war nicht sicher, ob ein freundlicherer de Sanges etwas Gutes bedeuten konnte.
Es war schon schlimm genug, dass sie sogar dann auf den Typ scharf war, wenn er seine Ich-lächle-niemals-Nummer abzog. Diese ganze verdammte Anziehung zwischen ihnen ergab überhaupt keinen Sinn. Aber zumindest fiel es ihr bei seiner stacheligen Art leichter, sich von ihm fernzuhalten.
Ach ja? Na, das hat ja bisher grandios geklappt ! Genervt stieß sie den Atem aus, zog eine alte Jalousie aus ihrer großen Tasche und ging zu Henry. Poppy zeigte ihm, wie er mit dem biegsamen Aluminium verhindern konnte, aus Versehen die angrenzende Wand mit Farbe zu bemalen. Und auch dabei drehten sich ihre Gedanken weiter wie ein Hamsterrad. Jasons nicht gerade heitere Persönlichkeit hatte sie bisher ja auch nicht abgeschreckt, im Gegenteil. Ein winziges Küsschen hatte gereicht, um ihn am liebsten mit Haut und Haar verschlingen zu wollen.
Verflucht. Sie kapierte es einfach nicht. Noch nie hatte sie sich dermaßen lüstern in der Gegenwart eines Mannes gefühlt. Zwar hatte sie immer schon einen recht gesunden Sexualtrieb besessen, aber bisher nie einen Mann nur gesehen und gedacht: den will ich.
Du schmeichelst dir selbst ganz schön, wenn du glaubst, dass das hier irgendwas mit Denken zu tun hätte, überlegte sie. In Jasons Nähe war sie ein einziges Nervenbündel. Beispielsweise letzten Herbst, als sie geglaubt hatte, er würde sich nicht um den Einbruch in die Villa kümmern. Sie war wütend auf ihn gewesen, aber das hatte nichts daran geändert, dass sie sich am liebsten wie eine rollige Katze an ihm gerieben hätte.
Woher all diese Bedürfnisse, die damaligen und heutigen, kamen, wusste Poppy nicht. Immer hatte sie sich vorgestellt, dass der Mann, der irgendwann einmal eine solche Auswirkung auf sie hätte, einfach ... nun, komplett anders als Jason de Sanges sein würde. Sie hatte sich einen Künstler vorgestellt mit sozialem Gewissen – vielleicht einen Mann, der ein wenig ihrem Vater ähnelte. Ihr Dad liebte es zu lachen und fand, dass ihr Wunsch, die Welt zu verbessern, tatsächlich etwas Gutes war und nicht einfach nur für den Arsch.
Sie ertappte sich dabei, wie ihr Blick eben dieses Körperteil von Jason ausführlich studierte. In den maßgeschneiderten Hosen, die er sonst trug, sah sein Hintern rund, muskulös und heiß aus. Aber heute, in den ausgeblichenen Jeans, Heilige Jungfrau Maria, hatte er einfach einen Weltklasse...
Himmelherrgott noch mal, Poppy! Sie schaffte es gerade noch, nicht mit der Handfläche gegen ihre Stirn zu schlagen. So etwas hatte sie nicht mal als Teenager gemacht!
Aber leider hatte sie das äußerst unangenehme Gefühl, dass es noch schlimmer kommen würde. Denn es war schon schwer genug, ihn nicht anzusehen und nicht an seinen Hintern zu denken, solange er sich wie Robocop aufführte. Wie sollte sie es jetzt schaffen, wo er mit einem Mal auf Mr.-New-Age persönlich machte?
Indem du einfach einen großen Schritt
Weitere Kostenlose Bücher