Susan Andersen
zusammenarbeiten.“
Überrascht zog Jase die Augenbrauen über seiner Nase zusammen, sagte aber nur: „Das war nicht meine Idee, Kindchen – ich folge nur den Befehlen der Frau General.“
Corys Panik wuchs. „Nun, ich aber nicht.“
„Ja, ja, das habe ich kapiert. Nur haben Sie keine Wahl. Aber egal, warum sprechen wir nicht einfach mit ...“
„Ich will nicht mit Ihnen sprechen!“ Sie ging mehrere Schritte rückwärts, verschränkte die Arme vor der Brust und wollte nichts anderes, als dass er endlich den Blick von ihren zitternden Lippen abwandte. „Sie sind ein Cop. Ich mag Cops nicht.“
„Okay“, murmelte er leise. „Letzten Endes sind wir nur ganz normale Leute wie alle anderen auch. Und wenn Sie das Gesetz nicht brechen, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Aber ich spreche mal eben mit Ms. Ca...“
„Das ist doch Scheißdreck!“ Ihre Stimme war viel zu laut. Cory verschränkte die Arme noch fester, weil sie mit einem Mal von Kopf bis Fuß zitterte. Aber sie stand zu ihren Worten. Es war Scheißdreck.
„Achten Sie auf Ihre Ausdrucksweise, Ms. Capelli“, sagte Ms. C.
Doch Cory hörte gar nicht hin. Sie funkelte Jase an. „Das ist doch eine einzige fette Lüge. Mein Daddy hat kein Gesetz gebrochen! Mein Daddy hat das Richtige getan. Zumindest dachte er das, als er zur Polizei gegangen ist, weil er einen Typ erkannt hat, der in eine Schießerei verwickelt war. Und wissen Sie, was Ihre tollen Kollegen gemacht haben? Nichts! Die waren nur froh über die Information und haben den Typen verhaftet. Aber dann hatten sie keine Lust mehr, meinen Daddy vor der Gang des Typen zu schützen.“
Salzige Flüssigkeit lief in ihren Mundwinkel. Wütend wischte sie mit dem Ärmel über ihre Wange, um die Tränen wegzuwischen, die sie bisher nicht einmal bemerkt hatte. „Er ist jetzt fast zwei Jahre tot“, fuhr sie fort, um ihre Traurigkeit zu überspielen. Trotzdem gelang es ihr nicht, mit fester Stimme zu sprechen, und sie begann zu schluchzen. „Und meine Mom muss jetzt doppelt so viel arbeiten, damit wir irgendwie hinkommen. Also erzählen Sie mir nicht, wie verdammt toll Bullen sind ...“
„Ssch, ssch, ruhig, ganz ruhig.“ Warme Hände umschlossen ihren Oberarm, und sie wurde an eine duftende Brust gedrückt und in warme Arme geschlossen. „Ssch, ruhig jetzt.“ Ms. Calloways Stimme war weich, sie hob eine Hand und streichelte Corys Hinterkopf. „Ist schon okay. Ist schon okay, Baby.“
„Nein, ist es nicht!“, heulte sie.
Die Hand erstarrte für einen Moment, streichelte dann aber weiter. „Nein, du hast recht. Es ist nicht okay, dass dein Vater umgebracht wurde, nur weil er versucht hat, das Richtige zu tun. Detective“, sagte sie über Corys Kopf hinweg, „warum gehen Sie mit den Jungs nicht in den Coffeeshop die Straße runter und bestellen ihnen was zu trinken. Lassen Sie sich Zeit. Aber bringen Sie uns ein paar Mocca Frappuccinos mit, wenn Sie fertig sind, ja? Mein Geld ist in meiner Handtasche da drüben.“
„Behalten Sie Ihr Geld“, erwiderte er barsch. „Kommt, Jungs.“
Diese albernen Tränen liefen weiterhin aus Corys Augen, und ihre Nase war so verstopft, dass sie kaum Luft bekam. Laut durch den Mund atmend ließ sie die Wange gegen Ms. C.’s weiche Brust sinken. Sie fühlte, wie der Stoff des Kittels feucht wurde, und konnte verdammt noch mal nur hoffen, dass sie nicht auch noch ihren ganzen Rotz auf Ms. C. verteilte.
Das hätte gerade noch gefehlt!
Und doch ... irgendwie ging es ihr besser. Sie war zwar noch immer traurig, aber nicht mehr so herzzerreißend verzweifelt.
„Wie lange schleppen Sie das schon mit sich rum?“, fragte Ms. Calloway sanft, ihre Hände streichelten noch immer Corys Kopf.
„Weiß nich. Eineinhalbjahre?“
„Seit Ihr Vater gestorben ist? Haben Sie nicht mit Ihrer Mutter darüber gesprochen?“
„Mom vermisst Daddy so sehr, und sie hat so viel um die Ohren, wissen Sie? Ich will ihr keine Schwierigkeiten machen.“
„Honey, es ist Ihre Mutter. Sie will bestimmt wissen, wie es Ihnen geht. Was tun Sie denn, wenn es Sie plötzlich überkommt? Allein weinen?“
Cory zuckte mit den Schultern. „Meistens.“ Sie hatte ja nicht geahnt, wie gut es sich anfühlte, in diesem Moment von jemandem gehalten zu werden. Gleichzeitig hatte sie aber das Gefühl, ihre Mom zu hintergehen. Darum machte sie sich los, wich ein paar Schritte zurück und fuhr sich mit der Hand über die Nase. Womit sie nur den Rotz über ihrer Wange
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