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Susan Andersen

Susan Andersen

Titel: Susan Andersen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosarot in Seattle
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Familientradition interessiert, daher fand ich die Lektion klasse.“
    Schweigend gingen sie zu Jasons Apartment. Doch kaum hatten sie es betreten, da sagte sein Bruder: „Du weißt sicher, dass keiner von uns, weder ich noch Dad oder Pops besonders begeistert über deine Freundschaft mit Detective Schwachkopf waren.“
    „Ohne Scheiß? Darauf wäre ich nie gekommen, ihr drei drückt euch schließlich immer so diplomatisch aus.“
    Joe grinste. Zum ersten Mal schien er richtig entspannt zu sein. „Das erklärt dann wohl, warum ich zwei Mal wegen Körperverletzung gesessen hab – hatte mein diplomatisches Geschick vergessen.“ Dann wurde er wieder ernst. „Ich werde dir jetzt was sagen, was ich nie gedacht hätte, über diesen Scheißkerl zu sagen. Aber ich bin froh, dass der Typ deine kriminelle Karriere im Keim erstickt hat.“
    Überrascht blickte Jase zu seinem Bruder. Im Küchenlicht sah Joe älter aus als zuvor auf der Straße. Sein dunkles Haar war fast komplett abrasiert, aber Jase sah graue Stoppel durchschimmern. Das Kinn war noch wie immer: frisch rasiert, und doch zeigte sich bereits der Fünf-Uhr-Schatten, den alle de Sanges-Männer geerbt hatten. Der Rest seines Gesichts jedoch wirkte teigig, er hatte dunkle Ringe unter den Augen und sah müde aus. „Du bist froh?“, echote er.
    „Ja.“ Joe fuhr sich mit der Hand über den Kopf, und Jase bemerkte ein kleines Loch im Ärmel seines Flanellhemds. „Sieh dich doch an. Du siehst aus wie eines dieser GQ-Models. So sehr ich es hasse, dass dieser Scheißer dir mehr bedeutet als wir, muss ich zugeben, dass du hübsche Klamotten trägst und eine anständige Wohnung hast. Das verdankst du ihm. Weil er dich unter seine Fittiche genommen hat, als du noch jung genug warst. Du hast die Chance auf ein richtiges Leben bekommen.“
    Das stimmte. Er war auf dem besten Weg gewesen, beim Rest der de Sanges-Männer zu landen, als Murphy ihn mit den Edelsteinen erwischt hatte. Von Rechts wegen hätte der alte Cop ihn eigentlich in den Hintern treten müssen. Doch er hatte ihn verschont. Und statt danach einfach zu verschwinden, war Murph immer wieder bei Jases verschiedenen Pflegefamilien aufgetaucht. Manchmal nur, um eine Weile zu plaudern. Manchmal lud er ihn auf einen Burger oder zu Strandspaziergängen in Aki oder Golden Gardens ein. Und ab und an hatte er Tickets für ein Spiel der Mariners im alten Kingdome dabei.
    Murphys fortdauerndes Interesse sorgte dafür, dass Jase darüber nachdachte, wo er in fünf, in zehn Jahren sein wollte. Als immer öfter Bilder auftauchten, die mehr mit Murphys Leben als mit dem seiner Familie zu tun hatten, fasste er eine Laufbahn bei der Polizei ernsthaft ins Auge.
    „Diese beiden Körperverletzungen, die ich erwähnt habe“, unterbrach Joe seine Gedanken, „waren jeweils der Grund dafür, warum ich wieder zurück ins Kittchen musste. Beim nächsten Mal war’s das, dann komme ich nicht mehr raus. Du kennst ja die Three-Strikes-Regel. Bisher hatte ich Glück – wenn man es so nennen will –, dass ich immer aus unterschiedlichen Gründen festgenommen wurde. Aber wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit.“
    Jase reichte ihm einen Becher Kaffee und stellte den Zuckerstreuer auf den winzigen Tisch. Dann setzte er sich mit seinem eigenen Kaffee Joe gegenüber, der drei gehäufte Löffel Zucker in seinen Becher rührte. „Hast du schon mal darüber nachgedacht, bei einem Anti-Aggressionstraining mitzumachen?“, fragte er.
    „Hab ich schon im Knast gemacht. Aber in einer brenzligen Situation vergesse ich sofort wieder, was ich gelernt habe.“ Er fing Jases Blick auf. „Ich bin inzwischen neununddreißig, Jason. Und nicht mehr so ungeduldig wie früher ... Diesen ganzen Scheiß von wegen – wie heißt das noch? – sofortiger Befriedigung brauch ich nicht mehr so. Und der Himmel weiß, ich hab keine Lust, mein ganzes Scheißleben im Knast zu verbringen.“ Er trank einen Schluck Kaffee, dann sagte er: „Ich bin bloß nicht sicher, dass ich überhaupt draußen zurechtkomme.“
    „Du hast schon mal eine Anstellung. Das ist ein ziemlich guter Anfang.“
    „Stimmt.“ Joe richtete sich auf. „Ich verdiene ganz gutes Geld, und die mögen mich da. Sherry hat auch einen guten Job. Sie arbeitet bei der Post. Gute Sozialleistungen und so was ham die da. Sie richtet mir vielleicht nicht alle Nachrichten aus, aber sie ist süß. Ich sollte einfach versuchen, Ärger aus dem Weg zu gehen, und weiter an dieser

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