Susan Andersen
„Zugegebenermaßen mit so ziemlich demselben Ergebnis. Also sollte ich das Thema für heute Abend vielleicht einfach ruhen lassen. Zweifellos dürfte es morgen auch noch da sein.“
Bei diesem Satz hielt Poppy, die gerade den Speck wendete, mitten in der Bewegung inne und strahlte ihn an. Denn wenn sie in den letzten Tagen eines gelernt hatte, dann, dass dieser Mann sich zu Tode arbeiten würde, wenn man ihn sich selbst überließ. Daher war seine Bereitschaft, nicht länger über den Fall nachzugrübeln, eine Art Opfer.
Ein Opfer, um ihr Zusammenleben angenehmer zu gestalten. „Wenn du es mal ruhen lässt, kannst du es morgen vielleicht mit ganz frischem Blick betrachten.“
„Vielleicht.“ Er durchquerte die winzige Küche mit einem einzigen Schritt, hob sie hoch und küsste sie. Dann setzte er sie wieder auf die Füße und strich ihr eine Locke zurück, die er in Unordnung gebracht hatte. „Du bist vielleicht ein kluges Köpfchen, wie?“
„Ja, das bin ich.“ Sie verrührte die Eier in der Pfanne, streute etwas Salz darüber und warf ihm einen Seitenblick zu. „Und du bist ein guter Küsser.“
„Bin ich, ja?“ Jase lehnte sich wieder an den Küchentresen und grinste sie an, und – rums! – ihre Knie wurden weich.
Der Toast sprang heraus, und sie riss sich zusammen. „Bestreich sie mit Butter, dann können wir essen.“ Sie hob Eier und Speck auf handgetöpferte Teller. „Magst du Milch?“
Er entschied sich für Wein. Gemeinsam trugen sie ihr Abendessen zum Sofa. Poppy schnitt eine Grimasse, als sie sich setzte. „Ich sollte wirklich mal den Tisch so weit abräumen, dass wir nicht immer die Teller auf den Knien balancieren müssen.“
„Ich wüsste gar nicht, wie es anders geht“, sagte er und stürzte sich auf die Eier. Ein paar Minuten aßen sie schweigend, dann warf er ihr ein schiefes Lächeln zu. „Die sind großartig.“
Bei jedem Essen lobte er ihre Kochkunst – weit mehr, als sie es verdiente –, und jedes Mal spürte sie, wie sie das irgendwo ganz tief in ihr berührte. Um dem rührseligen Gefühl entgegenzuwirken, tätschelte sie mit einem mütterlichen Lächeln sein Knie.
„Tja, ich liebe eben die Herausforderung, Gourmetmahlzeiten zu kochen.“
„Du und deine freche Klappe.“ Er musterte ihre Lippen, schlang den Rest des Essens hinunter und stellte den Teller auf den Boden. „Ich habe eine viel bessere Verwendung dafür, als mir anzuhören, wie sie sich über mich lustig macht.“
Er tunkte den Finger in die geschmolzene Butter auf ihrem Teller und strich damit über ihre Lippen. Während sie vorsichtig an seinem Finger saugte, sah sie ihm in die Augen. „Oooh“, murmelte sie dabei.
Und lachte, als er nach ihr griff, ihr Teller und Glas abnahm und sie mit seinem harten Körper in die Sofakissen presste.
Poppy zuckte zusammen, als sie mit dem tosenden Lärmen eines Space Shuttles, das in die Erdumlaufbahn eintrat, in die Realität zurückgerissen wurde. Blinzelnd fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen, sah hinunter auf die Hand, die noch immer den Pappteller mit der gelb-grünen Farbe hielt. Allerdings verharrte der Eisstiel, den sie zum Umrühren benutzte, mitten in der Luft.
War sie gerade in ein Zeit-Raum-Kontinuum gesaugt worden? Sie schüttelte auch noch den Rest der Erinnerungen ab, die wie Spinnenweben in ihrem Kopf hingen. Mit dem Teller voll Farbe in der Hand ging sie zu Henry hinüber.
Konzentriert zeigte sie dem Jungen, wie er die Farbe auf den Bauch und um die Augen der Echse auftupfen sollte. Trotzdem hob sie kurz darauf unwillkürlich den Kopf und sah, dass Jason gerade um Harveys Gebäude bog.
Er bewegte sich mit seiner üblichen lässigen Anmut, ein großer, schlanker Mann mit lockerer Krawatte, Bundfaltenhose und Hosenträgern. Er hatte die Hände in den Taschen und das Jackett über einen Arm gehängt. Die Pistole lag wohl eingeschlossen im Auto, denn er schien sie nicht bei sich zu tragen. Das passte überhaupt nicht zu dem Mann, den sie in der letzten Woche kennengelernt hatte. Aber es war sonnig und warm. Vielleicht wollte er einfach nicht, dass jeder seine Waffe sehen konnte, sobald er das Jackett auszog.
Jetzt legte er einen Schritt zu und zog eine Hand aus der Hosentasche, um sein Jackett zu durchwühlen, das sich dadurch verschob. Poppy nickte.
Aha. Geheimnis gelüftet. Die Pistole steckte unter seinem Hosenbund und war nur von dem Jackett verdeckt worden.
Nachdem Jase sein Handy aus dem Jackett geholt hatte, klappte er es
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