Susan Andersen
nicht war“, flehte Jane. Aber auch diese Antwort stand ihr offenbar quer übers Gesicht geschrieben, denn ihre Freundin seufzte laut. „Verdammt. Er war es.“ Sie sank im Schneidersitz auf den Boden, ohne darauf zu achten, dass unter dem hochgerutschten Rock ihr Slip zu sehen war.
Ava folgte ihr, legte aber die Beine anmutig seitlich aneinander – und das, obwohl sie Hosen trug. Ihre Grübchen waren nirgends zu entdecken, als sie Poppy streng ansah. „Du solltest jetzt mit der Sprache rausrücken, wenn du weißt, was gut für dich ist, Schwester.“
Und das tat Poppy. Sie setzte sich ebenfalls auf den Boden und erzählte ihren Freundinnen alles. Na ja, fast alles, diese sogenannte Bedrohung, die Jason veranlasst hatte, überhaupt bei ihr einzuziehen, erwähnte sie nicht. Denn sie wusste genau, dass sie nicht in Gefahr schwebte, und wollte nicht, dass ihre Freundinnen sich unnötig Sorgen machten. Auch die sexuellen Details behielt sie für sich.
Doch mit dem Rest rückte sie in allen Einzelheiten heraus.
Als sie schließlich verstummte, musterte Jane sie einen Moment schweigend. Dann lächelte sie schwach. „Also schätze ich, dass de Sanges vielleicht doch nicht der rigide Nazi ist, als den du ihn anfangs betrachtet hast.“
Poppy atmete tief durch und schüttelte den Kopf. „Er hat nach wie vor seine Nazi-Momente. Aber er kann auch unglaublich süß und witzig sein. Und mit den Kids geht er einfach fantastisch um.“
„Junge, Junge. Das war’s aber dann. Sie ist erledigt“, stieß Ava hervor.
Als hätte sie nicht die leiseste Ahnung, wovon ihre Freundin sprach, hob Poppy fragend die Brauen.
„Komm schon! Er sieht gut aus, er hat eine gute Figur, er geht gut mit deinen heiß geliebten Schülern um. Jetzt musst du nur noch sagen, dass dieser Mann ein Gott im Bett ist und – oh, oh! Oh, oh!“ Sie tippte mit einem elegant manikürten Finger gegen Poppys Brust. „Ist er! Das sehe ich dir an. Du bist ja dermaßen verschossen in diesen Typ.“
„Das kann ich nicht abstreiten“, gab Poppy zu.
„Und er?“, fragte Jane. „Ist er genauso verliebt in dich?“
„Das weiß ich nicht. Wir haben bisher noch nicht wirklich darüber gesprochen.“
„Okay, ich schätze, das ist nach erst einer Woche in Ordnung“, räumte ihre Freundin ein. „Da wollen wir mal großzügig sein und ihm vielleicht zwei, drei oder vier Wochen zugestehen. Dann sollte Detective de Sanges aber besser mit der Sprache herausrücken, wenn er weiß, was gut für ihn ist.“
„Allerdings“, bestätigte Ava. „Oder er wird dafür bezahlen. Wir werden ihn leiden lassen, bis er heult wie ein Mädchen.“
„Ich glaube, Cory hat irgendetwas Illegales beobachtet“, sagte Jase in der Sekunde, in der er ein paar Stunden später durch die Tür kam. „Und ich glaube, ich weiß auch, wann.“
So wie Poppy über den kleinen Esstisch gebeugt saß, arbeitete sie vermutlich gerade an einer ihrer Grußkarten. Abends teilten sie sich an dem Tisch immer den Arbeitsplatz, aber nicht ein Mal hatten sie bisher tatsächlich an ihm gegessen.
Sie legte den Farbstift weg, stand auf, durchquerte das Zimmer und strich ihm über den Arm. Dabei lächelte sie so süß, dass sich sein Magen zusammenzog. Dann packte sie ihn an der Krawatte und zog seinen Kopf so weit herab, bis sie auf Augenhöhe waren. „Erzähl schon!“
Beinahe hätte er gelächelt, weil das einfach so ... typisch Poppy war. Ihr war alles, was ihre Schüler betraf, so unglaublich wichtig. Außerdem wünschte sie sich, dass er mit ihr offen über seine Arbeit sprach. Jeden verdammten Abend fragte sie ihn, wie sein Tag gewesen war. Was sollte er darauf sagen? Er durfte natürlich ganz allgemein antworten, aber doch keine Einzelheiten mit einer Zivilistin diskutieren. Aber er konnte ihr einfach nicht begreiflich machen, dass er anders war als sie – dass er nicht über jedes verdammte Detail sprach, das er kannte.
Und doch – zu wissen, dass es sie interessierte, löste die Anspannung, die er sonst immer verspürte, ein wenig. Was überhaupt keinen Sinn ergab, weil ihr Interesse doch überhaupt nichts an den Tatsachen änderte, die er heute erfahren hatte. Ganz sicher war niemandem geholfen, wenn er mit ihr darüber sprach. Und selbst wenn, tauschte er dann nicht einfach nur ein Problem gegen ein anderes?
So plötzlich wie sie seine Krawatte gepackt hatte, ließ sie sie auch wieder los und strich sorgfältig die blauen und grauen Streifen glatt. An der Hand zog sie ihn weiter
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