Susan Andersen
kurzfristig aus dem Konzept gebracht. Dann nickte er. „Schießen Sie los.“
Unsicher sah sie sich nach den Leuten um, die vor der Pizzeria über die Gehsteige spazierten. „Können wir, ähm, könnten wir vielleicht zu Ihrem Wagen gehen oder so was?“
„Sicher. Möchten Sie Poppy – möchten Sie Ms. Calloway dabei haben?“
Cory nickte ruckartig und warf Poppy ein nervöses, unsicheres Lächeln zu. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht?“
„Natürlich nicht.“ Poppy griff nach ihrer Hand und drückte sie kurz.
Dann gingen sie zusammen eine Straße weiter zu seinem Auto. Dort hielt Jase zuerst die Beifahrertür für Cory auf und dann die Hintertür für Poppy.
Nachdem alle sich gesetzt hatten, schwieg das Mädchen eine Weile. Blinzelte mit ihren zu stark geschminkten Wimpern. Wischte mit den Handflächen über ihr hübsches Kleid und räusperte sich wieder.
Dann wirbelte sie zu Jase herum. „Am Abend, bevor wir mit diesem Projekt angefangen haben, war ich im U District auf der Suche nach einer guten Wand für ein Graffito ...“
Mist.
Mist, Mist, Mist! Cory starrte finster auf den Hinterkopf von Detective Sturkopf, der über die Autobahn zu ihr nach Hause fuhr. Als er sich geweigert hatte, vernünftig zu sein, hatte sie darauf bestanden, mit Ms. C. den Platz zu tauschen.
Sie fuhren zu ihrer richtigen Adresse. Nach ihrem Geständnis hatte er sie in einem derart fordernden Ton danach gefragt, dass sie sie ihm ohne nachzudenken verraten hatte. Stinksauer über alles stellte sie sich bildlich ein Brandloch vor, eine kleine qualmende Stelle in der bernsteinfarbenen Haut, wo sein dunkles Haar auf den Nacken traf, die sich rasant zu einem riesigen schwarzen Loch ausweitete.
Zum x-ten Mal sagte sie: „Wir müssen meine Mom wirklich nicht mit hineinziehen.“
Seine breiten Schultern bewegten sich nicht. Er konzentrierte sich streng auf die Straße. „Doch“, brummte er mit Bestimmtheit. „Müssen wir.“
„Ms. Ceeee “, rief Cory in der Hoffnung auf Unterstützung von der Frau, die sie inzwischen so sehr bewunderte.
Poppy warf ihr über die Schulter einen Blick zu. „Cory, in diesem Fall stimme ich Detective de Sanges hundertprozentig zu. Ihre Mutter hat nicht nur das Recht, davon zu erfahren, sie muss es einfach wissen.“
„Ach, was für eine Überraschung, dass Sie auf seiner Seite sind“, knurrte sie bitter. „Wir alle wissen, dass er es mit Ihnen treibt.“
In der Sekunde, in der sie die Worte ausgesprochen hatte, wurde ihr heiß, dann kalt, dann wieder heiß – und übel. Sie hielt die Luft an, weil sie kaum fassen konnte, dass sie das wirklich gesagt hatte.
Detective de S. starrte in den Rückspiegel und durchbohrte sie mit seinem Blick, als könnte er es ebenfalls nicht fassen. Seine dunklen Augen brannten unter den wütend gerunzelten Brauen.
Ms. Calloways Gesichtsausdruck hingegen wurde eisigkalt, was überhaupt nicht zu ihr passte. In Corys Magen rumorte es noch heftiger.
„Ungeachtet der Tatsache, dass mein Liebesleben Sie überhaupt nichts angeht, muss ich leider feststellen, dass Sie in den letzten Wochen überhaupt nichts kapiert haben, wenn Sie wirklich glauben, dass Sex – oder überhaupt irgendetwas -eine Jasagerin aus mir machen würde“, sagte sie mit ruhiger Stimme, in der nichts mehr von der Wärme lag, die Cory sonst von ihr kannte.
Jason schnaubte. „Und das ist die gottverdammte Wahrheit“, murmelte er leise.
Ms. C. tadelte ihn nicht wegen seiner Ausdrucksweise, und sie drehte sich auch nicht wieder nach vorn, sie durchbohrte Cory einfach nur mit ihrem Blick.
Das Mädchen begann sich zu winden. Sie zog den Kopf ein und wünschte sich, dass ihre Ponyfransen länger wären, um sich dahinter zu verstecken. Denn sie schämte sich. Zwar hatten sie und die Jungs öfter überlegt, ob ihre Lehrerin und der Cop vielleicht eine Affäre miteinander hatten, aber selbst wenn, gehörte Ms. C. wirklich nicht zu den Frauen, die sich von ihrem Freund irgendetwas vorschreiben ließen.
Vor allem aber war Cory verzweifelt. Zu praktisch jeder anderen Zeit hätte ihre Mutter gearbeitet, und es wäre somit nicht so schlimm gewesen, von der Polizei nach Hause geschleift zu werden. Aber ausgerechnet heute hatte ihre Mutter mal einen halben Tag frei. Und jetzt würde sie den wahren Grund erfahren, warum Cory Teil dieses Projekts gewesen war, von dem sie immer so begeistert erzählt hatte.
Und trotzdem ...
„Es tut mir leid“, murmelte sie in ihren Schoß. Und das tat es auch. Mit
Weitere Kostenlose Bücher