Susan Mallery - Buchanan - 01
hatte, der Starke sein zu müssen, aber ich habe das nie so verstanden, als würde er jemanden retten wollen.“ Ihr fiel ein, wie sehr er sich bemüht hatte, sie aus der Buchanan-Dynastie herauszuhalten, aus Angst vor dem, was Gloria tun würde. „Vielleicht habe ich es aber auch nicht verstanden.“
„Dani ist die Einzige, die immer noch versucht, diesem Biest zu gefallen.“
Sie führt einen aussichtslosen Kampf, dachte Penny. Gloria würde Dani nie akzeptieren, weil sie keine Buchanan war. Sie fragte sich, ob Cal seiner Schwester schon die Wahrheit gesagt hatte, aber dafür hatte er wohl noch keine Zeit gehabt. Er musste es tun, und zwar bald. Penny hatte das ungute Gefühl, dass es sich bald rächen würde, wenn er es nicht tat.
„Allein, wenn von Cal und seiner Familie die Rede ist, wird mir bewusst, wie normal ich bin“, sagte Penny. „Wer hätte das für möglich gehalten?“
„Wovon sprichst du? Du bist nicht kompliziert.“
„Ich bin durch einen medizinischen Vorgang schwanger von einem Mann, denn ich nie kennenlernen werde, und ich arbeite für meinen Exmann.“ Ich schlafe auch mit ihm, dachte sie, aber sie sprach es nicht aus. Naomi vermutete es vielleicht, aber sie würde nicht danach fragen. Und Penny würde es nicht zugeben. Aber da es gerade um Menschen ging, die miteinander schliefen …
„Wie läuft es mit dieser Freundschafts-Geschichte zwischen dir und Walker?“, fragte sie.
„Gut.“
„Ach? Als würde ich dir das glauben. Das ist doch etwas, was du mir verschweigst.“
Es musste so sein. Naomi krümmte sich richtiggehend in ihrem Sessel. Penny hatte sie noch nie wegen eines Mannes so erlebt.
„Bist du in ihn verliebt?“, fragte sie und bemühte sich, dabei nicht zu ungläubig zu klingen.
„Was? Nein. Natürlich nicht.“ Naomi kräuselte die Nase. „Es ist überhaupt nicht so.“
„Was ist es dann?“
„Nichts. Es ist nichts.“ Sie seufzte. „Wir haben nicht einmal mehr Sex.“ Sie griff nach ihrer Limonaden-Dose. „Wir sind Freunde. Was merkwürdig ist.“
Penny wusste nicht, was sie davon halten sollte. „Wenn du sagst, dass ihr keinen Sex habt, meinst du damit …“
Naomi zuckte die Achseln. „Keinen Sex. Ehrlich, ich kann es mir nicht vorstellen, dass wir es jemals wieder tun. Wir sind nicht … wir reden miteinander.“
„Reden ist gut.“
„Nein, ist es nicht. Es ist unnatürlich. Ich bitte dich – eine Freundschaft mit einem Mann.“
Penny bemühte sich sehr, sich das Lächeln zu verkneifen. „Ihr habt also eine Beziehung. Das ist wunderbar.“
„Nein, es ist seltsam. Die ganze Sache hat nichts mit Verliebtheit zu tun, und doch habe ich ihn gern. Ich will niemanden gern haben.“
„Du magst mich.“
Ihre Freundin lächelte. „Ja, das tue ich, aber eine Frau zu mögen, ist etwas anderes. Einen Mann gern zu haben …“
Ihre Stimme wurde leiser, und plötzlich war ihr Blick voll Traurigkeit. Sie sah Penny an. „Es kann sein, dass ich von hier weggehe.“
Penny hatte das Gefühl, dass sie nicht nur den heutigen Abend meinte, und spürte Angst und Schmerz in sich aufsteigen. Sie brauchte Naomi und würde sie schrecklich vermissen, wenn sie fortging.
„Willst du mir sagen, warum?“
Ihre Freundin lächelte. „Danke, dass du nicht gleich sagst, dass es nicht möglich ist.“
„Ich wollte, aber ich beherrsche mich.“
Naomi nahm sich noch von den Chips. „Ich habe Familie in Ohio. Eltern. Ein paar Brüder und Schwestern. Einen Ehemann.“ Sie kaute. Dann schluckte sie. „Was den Ehemann betrifft, bin ich mir eigentlich nicht sicher. Vielleicht hat er sich von mir scheiden lassen. Ich bin schon lange fort.“
Penny blinzelte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du hast nie jemanden erwähnt.“
„Ich bin nicht aus einem Ei geschlüpft.“
Penny hatte sich immer gedacht, dass es jemanden geben musste. Aber eine ganze Familie? Einen Ehemann?
„Es ist etwas passiert“, fuhr Naomi fort. „Ich möchte nicht zu sehr ins Detail gehen, aber ich habe etwas Furchtbares getan und es dann mit mir selbst nicht mehr ausgehalten. Oder mit den anderen. Deshalb bin ich fortgegangen. Ich bin einfach losgefahren und hier gelandet. Wenige Wochen später habe ich dich kennengelernt.“
Penny hatte das Gefühl, als würde ihr Herz zerbrechen. Sie wollte ihre Freundin nicht verlieren. „Wenn du meinst, dass du zurückmusst, ist das in Ordnung.“
Naomi warf ihr einen finsteren Blick zu. „Du willst tapfer sein, nicht wahr? Verdammt, ich
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