Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
Vom Netzwerk:
auf den Heimweg gemacht und war ins Bett gegangen – geschlafen hatte ich allerdings nicht. Stattdessen lag ich die ganze Nacht wach, starrte an die Decke und dachte an das, was Jesse mir erzählt hatte. Nicht über Paul, sondern über die Passage, die Paul mich hatte laut vorlesen lassen: Zu den Fähigkeiten eines Wechslers gehören nicht nur die Kommunikation mit den Toten und die Teleportation zwischen ihrer und unserer Welt, sondern auch die Fähigkeit, nach Wunsch durch die vierte Dimension zu reisen.
    Die vierte Dimension. Zeit.
    Allein bei dem Wort bekam ich eine Gänsehaut, obwohl es gar nicht kalt war. Im Gegenteil, Carmel zeigte sich heute von seiner typisch milden Herbstseite. Konnte das wirklich wahr sein? War das überhaupt möglich? Dass Mittler – oder »Wechsler«, wie Paul und sein Großvater uns beharrlich nannten – nicht nur durch die Sphären der Lebenden und der Toten, sondern auch durch die Zeit reisen konnten?
    Und wenn – falls! – das wirklich so wäre: Was zum Teufel bedeutete das dann eigentlich?
    Besser noch: Warum war Paul so sehr daran gelegen, dass ich diese Information bekam?
    »Du siehst kaputt aus«, bemerkte Paul, während ich meine Bücher verstaute und nach der Lunchtüte griff, die mein Stiefvater mir mitgegeben hatte. Sie enthielt eine Portion Chicken-Tandoori-Salat. »Was ist los – Schlafstörungen?«
    »Als ob du das nicht wüsstest«, grummelte ich.
    »Was hab ich denn jetzt schon wieder verbrochen?«, fragte er aufrichtig überrascht.
    Ob es an meiner allgemeinen Erschöpfung lag oder ob ich den Kopf einfach nur voll hatte mit Gedanken an den Eignungstest und an meine (und Jesses) Zukunft – jedenfalls war ich plötzlich nicht mehr in der Stimmung für Pauls Spielchen. Deshalb beschloss ich, das Kind beim Namen zu nennen.
    »Die vierte Dimension. Das heißt also: Zeitreisen?«
    Er grinste wieder. »Ah, wie ich sehe, bist du dahintergestiegen. Hat ja auch lang genug gedauert.«
    »Du glaubst wirklich, dass Wechsler durch die Zeit reisen können?«
    »Das glaube ich nicht, das weiß ich.«
    Wieder Gänsehaut. Wir standen zwar im kühlen Schatten, aber nur ein paar Schritte vor uns brannte die Sonne auf den Schulhof der Mission. Kolibris schwirrten zwischen den Hibiskusblüten umher und Touristen ließen die Auslöser ihrer Digitalkameras klicken.
    Warum also diese Gänsehaut?
    »Wieso?«, fragte ich mit trockener Kehle. »Hast du das etwa schon mal gemacht?«
    »Noch nicht. Aber bald. Sehr bald.«
    »Soso.« Das war ziemlich sarkastisch herausgekommen, aber damit versuchte ich nur, meine Angst zu verbergen. »Dann reise doch als Erstes zurück in die Nacht, in der du Mrs Gutierrez’ Geld gestohlen hast, und stiehl es diesmal nicht. «
    »Mein Gott, nun lass mal gut sein … Zweitausend läppische Dollar. Du tust fast so, als wären’s zwei Millionen gewesen.«
    »Hey, Paul!« Kelly Prescott löste sich aus der Mitte ihrer Clique – CeeCee nannte sie liebevoll die »Dolce & Gabbana-Faschos« – und kam mit beschwingtem Schritt und dicken Mascara-Wimpern auf uns zu. »Kommst du mit zum Mittagessen?«
    »Gleich«, sagte Paul ohne große Freundlichkeit in der Stimme, und das, obwohl er doch ihr Date für den Ball am Wochenende war. Kelly gab sich alle Mühe, ihre Kränkung nicht zu zeigen. Stattdessen versuchte sie, mich quasi im Vorüberhüpfen mit einem Blick zu töten und entschwand in Richtung Innenhof, wo wir täglich im Freien aßen.
    »Ich verstehe das immer noch nicht«, sagte ich, wieder an Paul gewandt. »Selbst wenn wir durch die Zeit reisen könnten – was sollte das denn bringen? Es ist ja nicht so, dass wir was an der Vergangenheit ändern könnten.«
    »Und wieso nicht?« Paul sah mich mit seinen blauen Augen an. »Nur weil Doc Brown das in Zurück in die Zukunft behauptet?«
    »Nein, weil … weil man die natürliche Ordnung des Universums nicht durcheinanderbringen kann.«
    »Wieso das denn nicht? Das machst du doch an jedem Tag, an dem du mittelst. Oder willst du mir etwa weismachen, dass es kein Eingriff in die natürliche Ordnung des Universums ist, wenn du Geistern zu ihrer letzten Ruhe verhilfst?«
    »Das ist etwas ganz anderes«, entgegnete ich.
    »Ach ja?«
    »Ja, denn die sind schon tot. Die können ohnehin nichts mehr tun, was den Lauf der Geschichte ändert.«
    »So wie Mrs Gutierrez und ihre zweitausend Dollar, nicht wahr?« Paul kniff die Augen zusammen. »Du bist dir also ganz sicher, wenn du ihrem Sohn das Geld gegeben

Weitere Kostenlose Bücher