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Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch

Titel: Susannah 6 - Auch Geister sind romantisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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der Leiter war jedoch gar nicht Felix Diego.
    »Na, toll!«, waren Pauls erste Worte, als er oben auf dem Heuboden angelangt war. »Großartig. Was macht der denn hier?« Paul starrte Jesse an, der den Blick unumwunden erwiderte.
    »Er hat mich hier gefunden, Paul«, sagte ich. Ich verschwieg allerdings, dass ich nicht ganz unbeteiligt daran gewesen war.
    Paul blickte Jesse unverwandt an. Sollte ihm aufgefallen sein, dass zwischen Lebend-Jesse und Geister-Jesse einige frappierende Unterschiede bestanden, so sagte er es zumindest nicht.
    Jesse deutete mit dem Kopf zu Paul hin. »Ist er das? Der Kerl, der dich gefesselt hat?«
    Ich hätte Nein sagen sollen. Ich hätte mir ja denken können, was passieren würde.
    Aber Denken war gerade nicht drin. Es kam ganz automatisch. »Ja, das ist er.«
    Erst jetzt, als ich Jesses Hand sah, die sich zur Faust ballte, bemerkte ich meinen Fehler. »Nein, stopp!«, rief ich.
    Aber es war schon zu spät. Jesse hatte Paul bereits wie ein Footballspieler mit ganzem Körpereinsatz getacklet und zu Boden geworfen. Der gewaltige Rumms, den das erzeugte, ließ unter uns die Pferde scheuen und wiehern.
    »Aufhören!«, schrie ich, hastete hinüber und versuchte, die beiden zu trennen.
    Genauso gut hätte ich versuchen können, Berg und Tal zu trennen. Paul war Jesse von Anfang an deutlich unterlegen. »Pfeif ihn zurück, Suze, pfeif ihn zurück!«, brüllte er.
    Bei dem Wort zurück ließ Jesse schließlich freiwillig von ihm ab. Sein Hemd war in dem Gerangel ein ganzes Stück weit aufgegangen und gab den Blick auf seine straffen Bauchmuskeln frei. Selbst in dieser Situation konnte ich nicht anders, als verzückt den Anblick zu genießen.
    »Was zum …?« Paul rappelte sich auf und klopfte sich das Stroh vom Körper. »Verdammt, Suze! Was hast du ihm denn bloß über mich erzählt? Weiß er nicht, dass ich nicht der Bösewicht bin? Du warst doch diejenige, die ihn …«
    »Das weiß er schon!«, unterbrach ich ihn schnell.
    Paul hörte auf, sich abzubürsten, und warf mir einen fragenden Blick zu. »Das weiß er schon?«, wiederholte er. »›Wissen‹ im Sinne von … ›wissen‹?«
    »Ja«, antwortete ich kurzangebunden.
    »Sieh mal einer an«, sagte Paul fasziniert. »Was hat dich denn zu dieser Meinungsänderung bewegt? Ich dachte …«
    »Ja, das war vorher«, sagte ich wieder schnell.
    »Wovor?«, fragte Paul und zog sich einen Halm aus dem Haar.
    »Bevor ich ihn getroffen habe.« Ich wich den Blicken der beiden Gegner aus.
    Paul schwieg, was für ihn nicht gerade typisch war. Jesse hingegen hatte keine Ahnung, worüber wir gerade sprachen. Er war immer noch verärgert, dass Paul mich so verschnürt hatte.
    »Ich weiß ja nicht, ob das in eurer Zeit gang und gäbe ist, junge Mädchen gefesselt und geknebelt auf dem Heuboden unterzubringen«, sagte er mit strenger Stimme. »Aber in unserer Zeit darf ich doch mit Verlaub feststellen, dass ein solches Verhalten jeden Gentleman sofort ins Gefängnis bringen würde.«
    So wie Jesse das Wort Gentleman aussprach, war klar, dass er Paul damit ganz sicher nicht meinte.
    Paul hielt seinem Blick stand. »Weißt du, als Geist hast du mir irgendwie besser gefallen.«
    Höchste Zeit, das Thema zu wechseln. »Er ist hier«, sagte ich, an Paul gewandt. »Felix Diego, meine ich.«
    »Ich weiß«, entgegnete Paul schlicht. »Ich bin ihm hierher gefolgt.«
    »Ich dachte, du wolltest ihn aus dem Weg räumen?«
    »Na ja, ich konnte ihm ja schlecht auf offener Straße die Seele aus dem Leib reißen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil man mich dann wahrscheinlich erschossen hätte, darum.«
    »Aber du hättest doch einfach wieder in die Zukunft zurückwechseln können …«
    »Und dich hier gefesselt in Mrs O’Neils Scheune zurücklassen? Bestimmt nicht! Ich wollte schon noch wiederkommen und dich befreien.« Mit einem Blick auf Jesse fuhr er fort: »Da wusste ich natürlich noch nicht, dass der Märchenprinz schneller sein würde als ich.«
    »Was tun wir denn jetzt?«, fragte ich in die Runde, und Paul fügte, ohne den Blick von Jesse zu wenden, hinzu: »Ja, genau, was schlägt Superman denn vor?«
    »Superman?« Jesse funkelte Paul an. An mich gewandt, fragte er leise: »Ist das ein Freund von mir aus der Zukunft?«
    »Nein«, sagte ich nur und sah Paul an. »Ich habe ihn gebeten zu gehen, aber er will nicht.«
    »Hör mal, Kumpel«, wandte sich Paul wieder an Jesse. »Was ich dir jetzt sage, erzähle ich dir nicht, weil ich dich besonders gut leiden kann.

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