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Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst

Titel: Susanne Barden 02 Zeig, was du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Beispiel das Erneuern der Verbände von neun Uhr auf elf Uhr verlegen, was bedeutet hätte, daß die Betten ein zweites Mal gemacht werden müßten. Er wünschte eine komplizierte Tabellenführung, die sehr viel Zeit in Anspruch nahm. Er verlangte nicht nur eine Verbandschwester, sondern außerdem noch Susy als Assistenz.
    Susy machte den Fehler, seinen Plänen gar zu schroff entgegenzutreten; auf diese Weise kam es zu einem unerfreulichen Auftritt. Die Angelegenheit wurde dem Senior-Assistenzarzt und Fräulein Master unterbreitet. Sie machten dem jungen Arzt klar, daß die Krankenanstalt nicht seinetwegen gegründet worden sei und daß sich die gegenwärtig angewandten Methoden als praktisch erwiesen hätten. Der Hausarzt war infolgedessen verärgert und enttäuscht und beklagte sich über die schlechte Zusammenarbeit mit Susy.
    Susy lernte aus diesem Erlebnis, was Takt bedeutet, und eine Zeitlang ging alles gut.
    Aber dann bekam sie eine neue Lernschwester, die Tafferau hieß. Sie war allzu jung und hatte noch gar kein Verantwortungsgefühl. Zwar verstand sie, die Männer durch ihr hübsches Aussehen und ihre lustigen Bemerkungen aufzuheitern, aber sonst taugte sie recht wenig. Die Betten machte sie flüchtig und unordentlich; sie ließ Krümel auf den Laken liegen, welche die Patienten nachts plagten, vergaß, was man ihr auftrug und drückte sich gern.
    Susy gab sich große Mühe, nicht die Geduld zu verlieren.
    Schwester Tafferau war auch jedesmal ganz zerknirscht, wenn sie wegen eines Vergehens zur Rede gestellt wurde. Sie hätte es nicht böse gemeint ... sie hätte gedacht ... es täte ihr leid und so weiter.
    Als Schwester Tafferau zum Zwischendienst herankam, machte Susy sich Sorgen. Sie hatte Bedenken, die Station von sieben bis elf Uhr diesem verantwortungslosen jungen Ding anzuvertrauen. Sie litt unter bösen Vorahnungen. Doch schien es ihr wiederum ungerecht zu sein, den anderen Schwestern einen Extrazwischendienst aufzubürden. Schwester Tafferau mußte lernen, sich zu bewähren.
    Doch Schwester Tafferau trat ihren Dienst offenbar sehr gerne an. Susy war überrascht. Sie hatte nicht erwartet, daß die lebenslustige kleine Person die freien Abende einer ganzen Woche so bereitwillig hergeben würde.
    Am dritten Abend von Schwester Tafferaus Zwischendienst fiel Susy gegen neun Uhr ein, daß sie ihr Lehrbuch über Psychologie auf der Station liegengelassen hatte. Sie beschloß, es zu holen, um vor dem Schlafengehen noch eine Stunde zu arbeiten. Rasch lief sie die Hintertreppe hinauf, weil das der nächste Weg war, und öffnete leise die Tür zum Krankensaal. Die meisten Patienten würden wohl noch nicht schlafen, aber um diese Zeit herrschte gewöhnlich schon Ruhe. Jedes Geräusch wirkte störend.
    Der Saal war dunkel; nur über dem Pult am anderen Ende des Raumes brannte eine Lampe. Von Schwester Tafferau war nichts zu sehen. Wahrscheinlich befand sie sich in der Küche.
    Susy schloß die Tür leise hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und musterte stolz ihren hübschen Krankensaal. Fast unbewußt fuhr sie mit dem Zeigefinger über ein Fensterbrett und fühlte, daß es staubig war. Sie mußte mehr auf die Reinemachefrau aufpassen. Plötzlich stutzte sie. Nanu, was war denn das?
    Von dem dritten Bett auf der rechten Seite her kam ein Geräusch. Vielleicht war es auch nur eine Bewegung. Susy wußte es nicht genau, aber ihr Instinkt sagte ihr, daß dort irgend etwas nicht stimmte. Sie spähte angestrengt durch das dämmerige Licht. Versuchte der hübsche achtzehnjährige Eddie etwa, aus dem Bett zu steigen? Es sah fast so aus. Seine Hüfte lag in einem Gipsverband, und er durfte sich nicht bewegen. Sie wollte ihn sofort zur Rede stellen. Schon hatte sie einen Schritt auf das Bett zu getan, als sie plötzlich wie versteinert innehielt.
    Schwester Tafferau saß dicht neben Eddies Bett auf einem Stuhl. Der Junge aber streckte sorglos seinen Arm aus, zog ihren Kopf zu sich herüber und küßte sie.
    Susy war so erschrocken, daß sie zuerst überhaupt nichts denken konnte. Sie rührte sich nicht von der Stelle. Langsam formte sich ein Gedanke in ihrem Hirn. >Geh hinaus! Tu jetzt nichts, sondern laß dir Zeit zum Überlegen. Geh hinaus!<
    Sie wandte sich um, verließ leise den Saal und schloß die Tür hinter sich.
    Was sollte sie tun? Eddie war ein reizender Junge, leichtsinnig und lebenslustig. Schwester Tafferau war ein hübsches temperamentvolles Mädchen. Beide waren jung und töricht. Wenn Eddie

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