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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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Sie bitte herein, kommen Sie!«
    Fräulein Russell sah zu, wie Susy den Verband erneuerte, die Patientin wusch und das Bett machte. Als die beiden die Treppe hinuntergingen, fragte sie: »Ist der Mann immer zu Hause?«
    »Ja, er hat keine Arbeit. Warum?«
    »Er ist geschickt und intelligent. Warum lassen Sie ihn nicht selber für seine Frau sorgen und machen nur den Verband?«
    »Darauf bin ich gar nicht gekommen«, antwortete Susy verdutzt. »Ich wollte es der Frau so angenehm wie möglich machen. Die Leute tun mir leid, und ich wollte recht viel für sie tun, damit sie das Gefühl haben, daß sich jemand um sie kümmert.«
    »Ich verstehe. Auch ich habe oft so wie Sie empfunden. Aber Sie sollen die Leute dazu anhalten, für sich selber zu sorgen. Sie haben fast eine Stunde damit verschwendet, etwas zu tun, was der Mann ebensogut hätte tun können. Diese Zeit hätten Sie lieber jemand widmen sollen, der allein und hilflos ist.«
    »Ja, natürlich«, antwortete Susy kleinlaut.
    Weiter gingen sie durch enge Straßen, in denen es von Kindern und Hunden wimmelte. Susy fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis die Einwohner des Bezirks sie ebenso gut kannten wie Fräulein Kirmer. Sie freute sich darauf, einen eigenen Bezirk zu bekommen. Aber vorher mußte sie noch manches lernen; das hatte sie soeben erfahren.
    »Welches ist unser nächster Fall?« fragte Fräulein Russell.
    Susy zögerte ein wenig mit der Antwort. Ob sie hier auch etwas falsch gemacht hatte? »Es ist ein Baby, das zu Hause geboren wurde«, antwortete sie leise. »Aber der eigentliche Patient ist die Mutter des Kindes. Ich weiß nicht, was ich mit ihr anfangen soll.«
    »Worum handelt es sich?«
    »Es ist eine sonderbare Sache. Frau Krasnicki ist noch jung - erst zwanzig Jahre alt. Sie ist Polin. Ihre Mutter hat sie gezwungen, einen Mann von fünfzig Jahren zu heiraten. Er wollte damals gerade nach Amerika auswandern, um hier sein Glück zu machen wie so viele. Das arme Mädchen kannte ihn kaum und folgte ihm nur widerwillig.
    Nun ist sie mit ihm verheiratet - in einem fremden Land - und hat ein Kind. Sie spricht sehr wenig Englisch, aber ich kann mich notdürftig mit ihr verständigen.«
    »Ist der Mann gut zu ihr?«
    »Ja, sehr. Aber die beiden sind schrecklich arm. Und sie nimmt an nichts Anteil.«
    »Das ist nicht verwunderlich.«
    »Sie ist völlig apathisch und interessiert sich nicht einmal für ihre Wohnung. Zu ein paar billigen Vorhängen und einem Blumentopf am Fenster würde das Geld schon reichen. Aber sie kümmert sich um nichts, alles ist ihr gleichgültig. Jetzt liegt sie im Bett. Sie liegt da und starrt vor sich hin - ohne die geringste Anteilnahme an irgend etwas.«
    »Wie steht sie jetzt zu ihrem Mann?«
    »Ich glaube, er ist ihr ebenfalls gleichgültig.«
    »Liebt sie ihr Kind?«
    »Ja. Aber es ist erst eine Woche alt, und sie hat sich noch nicht daran gewöhnt.«
    Fräulein Russell überlegte ein wenig. »Ich muß sie erst einmal sehen. Vielleicht fällt mir dann etwas ein.«
    Sie fanden die Patientin träge zusammengesackt im Bett. Ihre blauen Augen blickten teilnahmslos. Das aschblonde Haar hing ihr in Strähnen ums Gesicht. Das Baby schlief an ihrer Seite.
    Als Susy und Fräulein Russell durch die Tür traten, richtete sie sich halb auf. Sie schien es dankbar zu empfinden, daß Susy sie umsorgte, sagte aber kein Wort. Das ärmlich ausgestattete Zimmer machte einen ungemütlichen Eindruck. Auf den wenigen abgenutzten Möbelstücken lag dicker Staub. Vor den Fenstern hingen unbe- säumte Stücke alter Bettlaken.
    Während Susy sich um Frau Krasnicki bemühte und das Kind badete, wischte Fräulein Russell Staub und machte ein wenig Ordnung im Zimmer. Aber sie gab Susy keinen Wink, wie der Mutter zu helfen sein könnte.
    Als die beiden wieder auf der Straße waren, erwartete Susy ein paar Ratschläge. Da Fräulein Russell jedoch immer noch schwieg, fragte sie schüchtern: »Glauben Sie, daß man Frau Krasnicki irgendwie helfen kann?«
    »Ach, entschuldigen Sie, Fräulein Barden, ich wollte Sie nicht auf die Folter spannen, sondern dachte gerade nach. Natürlich kann man der Frau helfen. Es sollte nicht schwer fallen, sie von einem elenden kleinen Bündel in eine fröhliche junge Frau zu verwandeln - und ihr trübseliges Zimmer in einen hübschen wohnlichen Raum.«
    Susy sah sie verwundert an. »Aber - was - wie soll ich —?«
    Fräulein Russell lachte. »Das ist doch ganz einfach! Soll ich Ihnen das Heilmittel verraten,

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