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Susanne Barden - 03 in New York

Susanne Barden - 03 in New York

Titel: Susanne Barden - 03 in New York Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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hatte. Neu waren für sie eigentlich nur ein paar Ratschläge, wie man sich helfen konnte, wenn auch das Notwendigste fehlte; daß man zum Beispiel eine Kommodenschublade zu einem Kinderbettchen umwandeln konnte. Nach dem Vortrag hatten die Schwestern frei.
    »Das ist auch bitter nötig«, ächzte Kit. »Ich bin völlig fertig. Und wir sind doch heute abend bei Elena zum Essen eingeladen.«
    »Ein gutes Essen ist nicht zu verachten«, meinte Susy. »Was werden wir anziehen?«
    Über der Erörterung der Kleiderfrage vergaßen sie ihre Müdigkeit. Während die Untergrundbahn sie donnernd heimbeförderte, unterhielten sie sich angeregt, doch nicht nur über Kleider. Bald beschäftigten sich ihre Gedanken wieder mit ihrer Arbeit, und Kit war noch mitten in einem ausführlichen Bericht über ihre Erlebnisse am Vormittag, als das kleine Haus aus der Winterdämmerung vor ihnen auftauchte. Hätten diese Dinge sie nicht so sehr gefesselt, dann wäre ihnen vielleicht aufgefallen, daß die Kellertür nicht zugehakt war. So aber sahen sie es nicht und bemerkten infolgedessen auch nicht, daß der Haken wieder an seinem alten Platz saß, als sie fortgingen.
    Es wurde ein sehr vergnügter Abend. Elena hatte noch zwei junge Seeoffiziere eingeladen, und die kleine Gesellschaft geriet bald in ausgelassene Stimmung. Es wurde viel gelacht, und trotz ihrer müden Füße tanzten die Mädchen sogar. Schließlich begleiteten die beiden Offiziere sie heim. Als die Taxe vor dem kleinen Haus hielt, wollten sie durchaus noch mit hineinkommen, aber die Mädchen wehrten ab.
    »Ausgeschlossen!« erklärte Kit bestimmt. »Wir müssen schwer arbeiten und brauchen unsern Schlaf.«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Mädchen sich ausgezogen und zur Nacht fertig gemacht hatten. Susy wollte gerade ihr Fenster öffnen, als Kit mit sonderbar gepreßter Stimme rief: »Susy, komm mal schnell her!«
    Susy lief ins Badezimmer. »Was ist denn?«
    Kit stand im Nachthemd vor dem Spiegel, das Gesicht mit Krem beschmiert, und flüsterte: »Horch mal!«
    Zuerst hörte Susy nichts. Doch was war das? Es klang, als wischte etwas Weiches an einer Wand entlang.
    »Hörst du es?« hauchte Kit.
    »Ja. Was ist es?«
    Einen Augenblick später ertönte ein leises Klagen. Susy stand in der Badezimmertür und konnte den kleinen Flur mit einem Blick überschauen. Es stand nur ein einziger Stuhl dort, und doch kam das Geräusch vom Flur her. Es schwoll langsam an, wurde zu einem gräßlichen Schreien und ebbte dann allmählich ab, bis es in einem unheimlichen Wispern erstarb.
    Susy streckte ängstlich ihre Hand aus, und Kit ergriff sie krampfhaft. Beide brachten vor Entsetzen kein Wort hervor. Susy hatte einen schalen Geschmack im Mund, und es überlief sie kalt. Kits Gesicht sah grün aus.
    Sie wagten sich nicht zu rühren und warteten auf das, was nun kommen mußte. Eine Minute verging in völligem Schweigen. Dann hörten sie den geisterhaften Schritt. Er begann, genau wie beim erstenmal, auf der fünften Treppenstufe, ging stetig und knarrend bis zur neunten Stufe und hielt dort an.
    Kit krallte ihre Finger um Susys Hand. Diese Pause war entsetzlich. Die Mädchen fühlten, daß Es dort stand und sie ansah. Aber diesmal liefen sie nicht davon. Wozu auch? Verschlossene Türen konnten ein Gespenst nicht aufhalten. Wie angewurzelt standen sie da und starrten auf die Treppe. Erst nach geraumer Zeit wagten sie wieder leichter zu atmen.
    »Die Vorstellung ist zu Ende«, flüsterte Kit.
    »Es scheint so.« Susy fröstelte.
    Plötzlich zuckten sie zusammen. Das Telefon in der Diele schrillte. Unwillkürlich machten sie eine Bewegung zur Treppe hin, hielten jedoch sofort wieder inne.
    Das Telefon fuhr fort zu klingeln - laut, fordernd, befehlend. Und das Klingeln war ein erklärliches, vertrautes Geräusch.
    »Ich gehe«, sagte Kit schließlich. »Kommst du mit?«
    Susy nickte. Sie hielten sich an den Händen und gingen langsam vorwärts. Vor der Treppe blieben sie zögernd stehen. Das Telefon klingelte ermunternd. Da rissen sie sich zusammen und rannten hinunter.
    Kit griff nach dem Hörer. »Hallo?«
    »Hu, hu, Kit, was macht euer Gespenst?« rief Georg Craig. Susy hörte sein lautes Gelächter.
    Kit sah sich entsetzt nach der Treppe um.
    »He, was ist los? Hab’ ich euch etwa geweckt?«
    »Nein, nein. Wir - wir lagen noch nicht im Bett.«
    »Dann ist’s ja gut. Hier ist ein Brief für dich. Elena vergaß ihn dir zu geben. Soll ich ihn dir schicken, oder willst du ihn abholen?

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