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Susanne Barden 04 - Weite Wege

Susanne Barden 04 - Weite Wege

Titel: Susanne Barden 04 - Weite Wege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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schreien hören.«
    »Das macht die Abendschule. Weißt du noch, wie sie damals zu uns kam?«
    Die Freundinnen dachten lächelnd an den Tag zurück, an dem Marianna in ihr Haus eingebrochen war, ein schmutziges, verwildertes Kind von den Straßen New Yorks, das seine Gefühle hinter einer
    trotzigen Maske verbarg.
    »Nun mach aber endlich, daß du fertig wirst«, mahnte Kit noch einmal.
    »Willst du mir nicht einen Gefallen tun?«
    »Kommt drauf an, was es ist.«
    »Wie lieb von dir! Es geht doch nichts über alte erprobte Freunde.«
    »Verlangst du etwa von mir, daß ich in dieses Chaos hier Ordnung bringen soll?«
    »Na, dann nicht!« Susy bürstete übermütig eine rote Locke.
    Kit lehnte sich gegen den Frisiertisch und sah zu ihr hinunter. »Morgen abend um diese Zeit bist du schon im Schoße deiner Familie, und nach einem Monat wirst du die Frau von Dr. Barry sein und in Springdale wohnen.«
    Susy bemerkte einen Schatten in den Augen der Freundin und sah rasch fort.
    »Man sagt«, näselte Kit, indem sie den Dialekt von New Hampshire nachzuahmen versuchte, »Frau Barrys Haarfarbe soll nicht echt sein. Und haben Sie schon gesehen, wie sie wirtschaftet? Einfach skandalös!«
    »Kein Mensch in New Hampshire spricht mit diesem englischen Akzent.« Susy schlüpfte aus ihrem Morgenrock und verschwand in der Kleiderkammer.
    »Wohin soll denn eure Hochzeitsreise gehen?« fragte Kit.
    »Irgendwohin mit Bills Wagen - möglichst südwärts, wenn es nach mir geht. Es ist schlimm genug, im Februar zu heiraten und einen kalten Winter in den Weißen Bergen von Springdale vor sich zu haben. Ich möchte nicht auch noch auf der Hochzeitsreise frieren. Ach Gott!« Der Ausruf klang ernstlich erschrocken.
    »Was ist los?« fragte Kit besorgt.
    »Mein Verlobungsring! Ich hab’ ihn verloren.«
    Mit zwei großen Schritten war Kit vor der Kleiderkammer und sah Susy auf dem Boden knien. »Er kann doch nicht fort sein.«
    Susy blickte auf. »Seltsam! Ich suchte den Gürtel zu meinem blauen Kleid und fummelte zwischen den Kleidern herum, da hakte der Ring irgendwo an und glitt mir vom Finger.«
    »Das kommt davon, wenn man seine Verlobung löst und vor Kummer abmagert. Kein Wunder, daß dir nichts mehr richtig paßt! Laß nur, ich werde den Ring suchen. Du mußt dich jetzt anziehen.«
    Susy rührte sich nicht von der Stelle. »Ich versteh das einfach nicht. Der Ring saß zwar nicht sehr fest, aber auch nicht gerade lose.«
    »Ach, reg dich nicht auf! Ich werd ihn schon finden.« Kit ging auf den Flur hinaus und rief: »Marianna, bring bitte mal eine Taschenlampe her! Susy hat ihren Verlobungsring verloren.«
    Marianna kam die Treppe heraufgerannt. Ihr widerborstiges hellbraunes Haar, das wild vom Kopf abstand, wollte nicht recht zu dem schlichten blauen Kleid mit dem weißen Kragen und den weißen Manschetten passen, das Kit ihr ausgesucht hatte. »Jemine!« rief sie, ins Zimmer stürmend. »Es bedeutet nichts Gutes, wenn man den Verlobungsring verliert. Selbst wenn man ihn wiederfindet ...«
    Ein wütender Blick von Kit brachte sie zum Schweigen. »Woher hast du bloß diesen Unsinn, Marianna?«
    »Von meiner Tante.«
    »Wie kannst du so etwas glauben! Du glaubst deiner Tante doch sonst nichts.«
    »Aber es ist oft so gekommen, wie sie gesagt hat.«
    Susy unterbrach die beiden mit kläglicher Stimme. »Will mir denn keiner helfen?«
    »Entschuldige!« sagte Marianna schnell. »Zieh dich an. Wir werden suchen.«
    Susy zog sich schweigend an, während die beiden die Kleiderkammer durchsuchten. Auf dem Boden lag der Ring nicht, und auch zwischen den Kleidern fanden sie ihn nicht. Sie suchten noch immer, als die Haustürklingel ertönte.
    »Da sind sie schon!« Kit sprang auf. »Ich werde öffnen gehen. Beeil dich, Susy!«
    »Ich bleibe hier, bis ich den Ring gefunden habe«, entgegnete Susy eigensinnig.
    »Aber das geht doch nicht, Susy! Schließlich findet die Gesellschaft deinetwegen statt. Du mußt unten sein, wenn die Gäste kommen.«
    Susy streckte das Kinn vor. »Tut mir leid! Bill hat lange genug für den Ring arbeiten müssen.«
    »Der Ring wird ja nicht davonfliegen. Du kannst nachher weitersuchen.«
    »Ich will aber jetzt suchen!«
    Wieder klingelte es - diesmal schon ungeduldiger. Kit lief brummend davon.
    »Geh hinunter, Susy!« sagte Marianna überredend. »Ich hab nur noch etwas in der Küche zu tun; dann komm ich herauf und suche den Ring. Wenn ich ihn nicht finde, kannst du weitersuchen. Aber ich werd ihn schon finden. Er

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