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Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Titel: Susanne Barden 05 - Jung verheiratet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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starrte sie auf Bill, der an der Küchentür stand. Eine Hand hielt er auf dem Rücken. Er war von oben bis unten mit Schlamm bespritzt. Aus seinen Kleidern troff Wasser und bildete einen kleinen See auf dem Fußboden. Seine Zähne klapperten vor Kälte, aber sein Gesicht strahlte in unaussprechlichem Triumph.
    »Bill! Was ist denn passiert? Du siehst ja aus, als kämst du aus dem Krieg.«
    »Sieh her.« Er zog seine Hand hinter dem Rücken hervor und hielt einen großen Fisch in die Höhe. »Hier ist der Riesenbarsch! Ich hab’ ihn gefangen!« Seine Stimme klang fast hysterisch vor Erregung. »Das war ein Kampf, sage ich dir!« Stolz strahlte er sie an und wartete auf ihren Beifall.
    Obwohl Susy noch verwirrt von ihren quälenden Träumen war, erkannte sie doch, daß dies ein wichtiger Augenblick war, dem Genüge getan werden mußte. Daß es der Höhepunkt in Bills ganzem Anglerleben war, ahnte sie allerdings nicht.
    »Wie wundervoll!« begann sie, stockte jedoch plötzlich und starrte entsetzt auf seine schmutzige Hand, die den Fisch hielt. Die Hand blutete. Und Bill mußte morgen operieren!
    Susy vergaß den Fisch. Bill war völlig durchnäßt und hatte sich außerdem noch verletzt. Wenn er sich nun eine Lungenentzündung oder eine Infektion zuzog? Hastig lief sie zum Ausguß, drehte den Wasserhahn auf und drückte Bill eine Bürste in die Hand. »Hier, wasch dich! Ich hol’ dir einen Kognak und Jod und mach dir ein heißes Bad zurecht.«
    Das Leuchten verschwand von seinem Gesicht, als hätte eine Hand es fortgewischt. Susy bemerkte nichts davon. Sie dachte an die Operation, an eine drohende Erkältung, an das heiße Bad.
    Als sie in die Küche zurückkehrte, hatte Bill seine Hand gesäubert, und die Verletzung war deutlich zu erkennen. Susy verband die Wunde, während er den Kognak hinunterkippte. Er sah plötzlich sehr müde aus. Endlich erinnerte sich Susy wieder an den Fisch. »Wo ist der Barsch, Bill?«
    »Ich hab’ ihn draußen auf eine Zeitung gelegt. Du brauchst dich nicht um ihn zu kümmern.«
    »Aber das tu ich doch gern!« Ihr Ton war gespielt förmlich. »Es ist mir sogar ein besonderes Vergnügen«, fuhr sie lächelnd fort.
    Sie wollte ihm zu verstehen geben, wie sehr sie sich freute, daß er einen schönen Tag gehabt hatte. Und er möge es doch bitte nicht beachten, daß sie sich aufgeregt hatte! Ihre Worte, die sie mit scheinbarer Förmlichkeit hervorbrachte, waren in Wirklichkeit halb entschuldigend und von Herzen freundschaftlich gemeint, und es kam ihr gar nicht in den Sinn, daß Bill sie mißverstehen könnte.
    Aber Bill, der müde und enttäuscht war, dessen mit Spannung erwarteter Empfang daheim so kläglich ausgefallen war, dessen Triumph sich in Jod und Kognak aufgelöst hatte, erschien Susys Ton spöttisch und nicht im entferntesten freundschaftlich oder entschuldigend. Er entgegnete, nicht gerade unliebenswürdig, aber etwas kühl: »Du mußt immer eine witzige Bemerkung machen, ganz gleich, was passiert.«
    Susy hörte ihn nicht mehr. Sie war hinausgegangen, um den Fisch zu holen, fest entschlossen, dem erfolgreichen Angler, wenn auch verspätet, die verdiente Ehre zuteil werden zu lassen.
    Während Bill dann nach einem heißen Bad sein Essen verzehrte, sprach sie begeistert über den Fisch. Wie lange hatte er gebraucht, um den schweren Kerl an Land zu ziehen? Wieviel mochte er wohl wiegen? Ira Prouty würde staunen, wenn er davon erfuhr! Sie brachte den Barsch auf einer Schüssel ins Zimmer. Donnerwetter, was für ein Riesenbursche!
    Wer hätte da lange widerstehen können? Susys Begeisterung war echt und überzeugend. Zwar interessierte sie sich nicht mehr für einen Barsch als für eine Schachtel mit alten Nägeln. Aber sie besaß eine Gabe, die jedem echten Künstler eigen ist. Sie konnte sich in die Gefühle anderer versetzen und sich ihre Interessen zu eigen machen. Auch gute Krankenschwestern, wirkliche Freunde und gute Ehefrauen besitzen diese Gabe. Bill taute allmählich auf. Immer freudiger beantwortete er ihre Fragen, und schließlich wurde der Abend noch sehr gemütlich.
    Dennoch war von diesem Tag an zwischen ihnen nicht mehr alles wie früher. Bill hatte eine Seite an Susy entdeckt, die ihm nicht gefiel. Ihre unschuldige Gewohnheit, bei jeder Gelegenheit zu witzeln und zu spötteln, störte ihn nun immer öfter, besonders, wenn er abgespannt und nervös war.

 
Was geht in der Klasse vor?
    Susy wußte oft kaum, wie sie mit ihrer Arbeit fertig werden sollte. Der Tag war

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