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Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Susanne Barden 05 - Jung verheiratet

Titel: Susanne Barden 05 - Jung verheiratet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen D. Boylston
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ihr immer viel zu kurz. Schon vor dem Frühstück hörte sie sich den Bericht über die vergangene Nacht an, den Luise Wil- mont, ihre frühere Klassenkameradin, stets mit peinlicher Ausführlichkeit vortrug. Diese Sitzungen waren oft recht aufreibend. Luise Wilmont, auch Willi genannt, war kritisch und langatmig. Sie hatte keinen Humor und überhaupt kein Verständnis für andere Menschen. Schwarz war für sie tintenschwarz, und weiß war schneeweiß: Zwischentöne kannte Willi nicht. Trotzdem war sie von unschätzbarem Wert für das Krankenhaus. Ihr Pflichtgefühl, ihr Gedächtnis, ihr Organisationstalent waren unübertrefflich. Unter ihrer Aufsicht lief der Nachtbetrieb der Anstalt wie am Schnürchen, und deshalb fand sich Susy mit ihren weniger angenehmen Seiten ab.
    »Hören Sie, Susy!« begann Luise eines Morgens schon an der Tür. »Die Nachlässigkeit der Tagschwestern ist einfach skandalös. In dieser Nacht habe ich zwei klebrige Medizinflaschen in der orthopädischen Abteilung gefunden, und im Keller lag ein unverschlossener Wäschesack.«
    »Ich werde mit den Mädchen reden«, versprach Susy. »Aber Sie müssen auch mal ein Auge zudrücken, wenn die Schwestern überlastet sind, Willi. Jeder Mensch macht Fehler.«
    »Dafür gibt es keine Entschuldigung! Und noch etwas - diese Westcott ist geradezu unverschämt!«
    Susy fragte, innerlich seufzend: »Was hat sie denn verbrochen?«
    Luise setzte sich hin, bevor sie antwortete. Sie öffnete ihr Protokollbuch und legte es sorgsam zurecht, so daß das Licht im richtigen Winkel darauf fiel. Obwohl sie soeben vom Nachtdienst kam, war ihre Tracht blütenweiß und glatt; auf ihren weißen Schuhen zeigte sich nicht der kleinste Fleck. Ihre rötlichblonden Haare lagen wie angeklebt auf ihrem Kopf und waren hinten in einen Knoten zusammengedreht. Luise fand kurzgeschnittenes Haar unfein.
    Susy musterte das lange schmale Gesicht mit dem herben Mund. »Nun?«
    »Ich tadelte Schwester Westcott wegen ihrer unordentlichen Haare. Und da entgegnete sie: >Tut mir leid, Fräulein Wilmont, aber meine Haare wachsen nun mal wie Kraut und Rüben durcheinander. Ich kann nichts dafür. <«
    Susy unterdrückte ein Lächeln. »Das ist doch keine unverschämte Antwort, Willi! Ihr Haar wächst wirklich wie Kraut und Rüben durcheinander.«
    Luise sah sie zweifelnd an und schwieg.
    Andererseits machte Luise of ausgezeichnete Vorschläge für die Verwaltung des Krankenhauses. Ihr scharfer Blick entdeckte jeden schwachen Punkt in scheinbar unbedeutenden Anordnungen, von denen es jedoch abhing, ob das ganze Getriebe reibungslos funktionierte. Bei unvorhergesehenen Zwischenfällen handelte sie rasch und überlegt.
    Nach der Unterredung mit Luise frühstückte Susy. Darauf kehrte sie ins Büro zurück, rief ihre Sekretärin und erledigte die Post. Da waren Briefe von jungen Mädchen zu beantworten, die der Schule beitreten wollten; Briefe von Krankenschwestern, die um Anstellung baten; Briefe von Eltern oder von Verwandten der Lernschwestern. Dazu kamen Bettelbriefe, Kostenanfragen und Briefe von früheren Patienten oder ihren Angehörigen.
    Außerdem mußte Susy die Materialanforderungen der einzelnen Stationen überprüfen. Sie mußte Anweisungen wegen des Essens geben und mit der Diätassistentin sprechen. Dazwischen machte sie Runden durch die Krankensäle und besuchte Schwerkranke. Oft begleitete sie einen Patienten zum Röntgenlaboratorium oder zum Operationssaal. Sie ließ sich von den Stationsschwestern berichten und hörte sich ihre Beschwerden an.
    »Ich wußte gar nicht, daß Stationsschwestern so viel zu leiden haben«, sagte sie eines Tages zu Kit.
    »Was ist denn los?«
    »Ach, es ist immer dasselbe. Sie werden mißverstanden; ihre Arbeit wird nicht anerkannt. Und dann erzählen mir alle jeden Abend, daß ihre Station die schwierigste im ganzen Hause sei. Warum, so fragt mich jede empört, kann gerade ich keine Aushilfe bekommen? Aber nur die anderen Stationen bekommen Hilfe.«
    Kit lachte. »Du mußt das nicht so tragisch nehmen, Susy. Es gehört nun einmal zu deiner Stellung, dich mit solchen Sachen herumzuschlagen.«
    Susy sah sie mit großen Augen an. »Vielleicht eigne ich mich gar nicht für diese Stellung. Ich glaube, mein eigentlicher Beruf ist Fürsorgeschwester.«
    »Unsinn! In einem Krankenhaus geht’s allerdings oft wie im Hühnerstall zu. Aber es macht doch Spaß, darin zu wirken. Über diese Kleinigkeit brauchst du dich doch nicht aufzuregen.«
    Susy dachte

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