Sushi Für Anfaenger
er aus seinem Büro, erledigte, was er zu erledigen hatte, ohne die gespannte Atmosphäre wahrzunehmen, bedachte alle mit einem Grinsen und verschwand wieder.
Langsam verflog die giftige Stimmung, bis alle, außer Mercedes, sich fast wieder normal fühlten.
Uni halb eins kam Mai. Sie begrüßte die Anwesenden und fragte, ob sie Jack sprechen könne.
»Gehen Sie rein!« Mrs. Morley nickte kurz.
Die anderen setzten sich erwartungsvoll auf, als die Tür sich hinter ihr schloss.
»Das Grinsen wird ihm gleich vergehen«, bemerkte Kelvin.
Trix hätte fast Hot Dogs von einem Bauchladen verkauft, so festlich und aufgeregt war plötzlich die Stimmung.
Aber es gab keinen Streit; sie kamen zu zweit heraus, heiter und sehr zusammen, Mai grinsend neben Jacks großer Gestalt, und so verließen sie das Büro.
Die anderen wechselten erstaunte Blicke. »Was sollte das denn?«
Lisa, die auf dem Sprung war, um die Zimmer im Morrison auf ihre Sex-Eignung zu überprüfen, fühlte sich mit einem Mal beraubt. Sie musste sich wieder setzen und schlucken, um des kalten, schweren Verlustgefühls Herr zu werden. Doch worin bestand das Problem? Sie hatte doch gewusst, dass er eine Freundin hatte. Nur weil es dauernd Streit und Zwist gegeben hatte, hatte sie das nicht so ernst genommen.
Ashling war auch ein wenig verblüfft. Was habe ich gemacht?
Als Lisa ein Taxi zum Morrison bestellte, fragte sie - ein bisschen verlegen - nach Liam. In letzter Zeit hatte sie das öfter gemacht. Sie konnte nur annehmen, dass sie ihn mit seinen bodenständigen Dubliner Plaudereien mochte.
Als sie beim Hotel ankam, hatte sie ihre von Jack und Mai verursachte Frustration so umgewandelt, dass sie besser damit umgehen konnte. Hatte sie sich nicht erst am Morgen vorgenommen, einen Mann zu finden? Und beschlossen, dass es nicht unbedingt Jack sein musste? Zumindest nicht gleich beim ersten Mal.
»Wo soll ich Sie rauslassen, Lisa?«, unterbrach Liam ihre Gedanken.
»Gleich hier, bei dem Gebäude mit den schwarzen Fenstern.«
Vor dem Hotel stand ein junger Mann in einem schönen, grauen, maßgeschneiderten Anzug.
»Ach, sehen Sie«, sagte Liam, und seine Stimme nahm einen zärtlichen Klang an. »Da wartet schon Ihr Freund. Und so fein gemacht mit Schlips und Kragen. Haben Sie Geburtstag? Dann herzlichen Glückwunsch. Oder ist es Ihr Jahrestag?«
»Das ist der Portier«, murmelte Lisa.
»Wirklich?« Vor Enttäuschung war Liams Stimme plötzlich schrill. »Und ich dachte, das wäre Ihr Freund. Na, auch gut. Soll ich auf Sie warten?«
»Ja, bitte. Es dauert nur eine Viertelstunde.«
Forsch erprobte Lisa die Sprungfedern der Matratzen, die Glätte der Laken, die Größe der Badewanne - sie war groß genug für zwei -, sie überprüfte die Anzahl der Champagnerflaschen in der Minibar, die aphrodisischen Speisen, die der Zimmer-Service anbot, die Möglichkeiten für Fesselkünstler. Insgesamt, so ihr Eindruck, konnte man sich hier sehr gut vergnügen. Das Einzige, was ihr fehlte, war der richtige Mann.
Auf dem Weg zurück in die Redaktion bemerkte sie ein riesiges Werbeplakat, auf dem ein neues Eis mit dem Namen Truffle angepriesen wurde. An dem Abend sollte sie zu der Präsentation gehen. Ihr Blick wanderte zu dem Prachtexemplar von einem Mann auf dem Bild, dessen sinnlicher Mund an dem Eis lutschte und dessen Augen lustvoll blickten, was aber auch die Wirkung von Mogadon sein konnte.
Mit dem würde ich gern schlafen.
Gott, dachte sie dann. Ich werde noch zu einer traurigen alten Jungfer. Fantasien bei einem Plakat zu haben! Je eher ich mit jemandem ins Bett gehe, desto besser.
35
Die Präsentation für das neue Truffle-Eis war für sechs Uhr an dem Abend angesetzt. Weil es im Grunde genommen ein Eis am Stiel mit Schokoladenüberzug war, hatte es keinen unverwechselbaren Verkaufsvorteil in einem Marktsegment, in dem sich die Produkte mit unverwechselbaren Verkaufsvorteilen drängten. Deswegen steckten die Hersteller jede Menge Geld in das neue Produkt, ließen die Präsentation im Clarence stattfinden und lockten die Journalisten mit der Ankündigung, dass es Champagner geben werde, dorthin. Es versprach eine glanzvolle Sache zu werden.
»Hast du Lust mitzukommen?«, fragte Lisa Ashling.
Ashling hatte die Art und Weise, wie Lisa Mercedes heruntergeputzt hatte, noch nicht verwunden, und war im Begriff abzulehnen. Doch dann dachte sie, dass sie so die Zeit bis zu ihrem Salsa-Kurs überbrücken könnte.
»Meinetwegen«, sagte sie
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