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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sehr störend sein, wenn man jemanden mochte.
    Sie sammelte ihr ganzes Selbstbewusstsein zusammen, denn den nächsten Satz musste sie mit großer Überzeugung hervorbringen. Er durfte gar nicht erst auf die Idee kommen, dass er eine Wahl hatte. Eine Zurückweisung kam nicht in Frage, diese Option bestand einfach nicht.
    Sie blickte ihn unverwandt an und säuselte: »Für mich einen Steifen.«
    »Was soll es denn sein?« Er sah zur Bar hinüber.
    »Ich spreche nicht von einem Drink«, sagte sie bedeutungsvoll.
    Zentimeterweise drückte sich in seiner Miene aus, dass er sie verstanden hatte.
    »Oh!« Er schluckte. »Also. Wa-?«
    »Zuerst Dinner.«
    »Okay«, sagte er folgsam. »Sofort?«
    »Sofort.«
    Sie atmete erleichtert auf. Er hatte angebissen. Sie hatte es angenommen, aber man konnte nie wissen ...
    Als sie gingen, hielt Lisa Ausschau nach Jack. Er sah zu ihr herüber, sein Ausdruck war verschlossen. »Bis bald«, sagte sie tonlos, worauf er mit einem steifen Nicken antwortete.
    Gut.
    Im Restaurant des Clarence wetteiferten Lisa und Wayne miteinander, wer am wenigsten essen würde. Sie beobachteten sich argwöhnisch und schoben das Essen auf ihren Tellern hin und her. Einen aufregenden Augenblick lang sah es so aus, als würde Wayne sich einen Bissen von dem Engelbarsch in den Mund stecken, und wenn es so weit käme, würde Lisa sich ein Stück von ihrer Artischocke genehmigen. Doch im letzten Moment entschied er sich dagegen, so dass Lisa zögernd ihre Gabel auf den Teller sinken ließ.
    Wayne Baker kam aus Hastings und war jung, doch wahrscheinlich nicht so jung, wie er vorgab. Er behauptete, er sei zwanzig, aber Lisa tippte eher auf zwei- oder dreiundzwanzig. Er nahm seine Karriere als Model sehr, sehr ernst.
    »Es ist wohl kaum so was wie Raumfahrtforschung, mein Goldstück, oder?«, nahm Lisa ihn auf den Arm.
    Er sah sie beleidigt an. »Ich will das ja auch nicht für immer machen.«
    »Lass mich raten«, sagte Lisa. »Später möchtest du gern Schauspieler werden.«
    Ein Ausdruck der Überraschung setzte sich in seinem fast lächerlich perfekten Gesicht fest. »Woher wusstest du das?«
    Lisa schluckte und seufzte. Obwohl es ihr wehtat, Klischees zu bemühen, war er wohl nicht einer der Hellsten, was seine berauschende Attraktivität deutlich minderte. Es machte ihr nichts aus, wenn andere keine oder nur eine geringe Bildung hatten; schließlich konnte sie selbst kaum ihren Namen mit einem Stock in den Sand schreiben, als sie von der Schule abgegangen war. Aber nicht zu wissen, mit wem Meg Matthews verheiratet war - dafür gab es keinen Grund.
    »Wo wohnst du, mein Hübscher?«, fragte Lisa. Irgendwie klang »mein Hübscher«, so wie sie es sagte, abwertend, als wäre er ein Stück Fleisch. Komisch, dachte Wayne vage. So sprach er normalerweise mit den Mädchen.
    »Ich habe eine Wohnung in London, aber ich bin fast nie dort.« Er konnte seinen Stolz angesichts dieses Umstands nicht verbergen.
    »Und wie lange bist du in Dublin?«
    »Ich fahre morgen wieder.«
    »Wo bist du untergebracht?«
    »Hier, im Clarence.«
    »Na, wunderbar.« Lisa wollte ihn nicht in ihre Pine Cottage mitnehmen. Sie fürchtete, die stillose Kiefernausstattung könnte ihn bedrücken, aber noch größer war die Möglichkeit, dass ihr am Ende der Taxifahrt die Lust vergangen war.
    Kaum hatte der Kellner die Teller mit dem nur leicht in Unordnung geratenen Essen weggetragen, fand Lisa, dass sie die Befriedigung lange genug aufgeschoben hatte. Ohne Scheu sagte sie zu Wayne: »Zeit, ins Bett zu gehen.«
    »Mannometer.« Ihre zielstrebige Art verblüffte ihn, und er stand gehorsam auf.
    Als sie im Aufzug nach oben fuhren, spürte Lisa ein Prickeln der Erwartung. Sie kam sich waghalsig und dekadent vor - manchmal brauchte eine Frau das: heftigen, haltlosen Sex mit einem Fremden. Und wozu hatte sie einen hübschen, schlank gehungerten Körper, wenn keiner ihn zu sehen bekam?
    Waynes glatte, braune Hand zitterte leicht, als er den Schlüssel ins Schloss steckte, und obwohl Lisa die Rolle der Verführerin nur spielte, war sie von der Macht, die sie über ihn hatte, erregt.
    Als sie im Zimmer waren, steigerte sich ihre schwindelmachende Erwartung. Es kam ihr vor wie eine Szene im Film: das modern und stilvoll ausgestattete Zimmer, der junge, stramme, knackige Mann. Er war zweifellos schön.
    »Schließ ab und zieh dich aus«, sagte Lisa und begann, ihre Rolle als Domina zu genießen.
    In Erwartung ihrer Bewunderung knöpfte Wayne sich langsam

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