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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zurückhaltend.
    Bevor sie gingen, verschwand Lisa in der Damentoilette, um sich der stündlichen Überprüfung ihres Erscheinungsbildes zu unterziehen. Sie ließ ihren unnachgiebig strengen Blick über ihr schlankes, gebräuntes Spiegelbild in einem weißen Kleid von Ghost gleiten und war zufrieden. Dabei handelte es sich nicht um unangebrachte Arroganz. Selbst ihre ärgste Feindin (und die Konkurrenz war gnadenlos) müsste zugeben, dass sie gut aussah.
    Das war auch nur richtig so, fand sie. Schließlich gab sie sich die größte Mühe. Sie war ihr eigenes Meisterstück, ihr Lebenswerk. Dabei war sie nie selbstgefällig, was ihr Äußeres anging: Sie war ihre eigene schärfste Kritikerin. Lange bevor es mit dem bloßen Auge erkennbar war, wusste sie, wann ihr Haaransatz nachgefärbt werden musste. Sie fühlte praktisch, wie ihr Haar wuchs. Und sie wusste immer - auch wenn die Waage und das Metermaß nicht derselben Ansicht waren -, wann sie auch nur ein Gramm Fett angesetzt hatte. Sie bildete sich ein, sie könnte hören, wie sich ihre Haut dehnte, um dem Extragewicht Platz zu machen.
    Sie hielt inne und kniff die Augen zusammen. War das eine Falte, die sie da auf ihrer Stirn entdeckte? Die kleinste Andeutung einer beginnenden Hauterschlaffung? Tatsächlich! Zeit, sich wieder eine Botulin-Spritze abzuholen. Sie gehörte zu der Schönheitsschule, die nach dem Grundsatz vorging, dass Angriff die beste Verteidigung war. Pack es, bevor es dich packt.
    Sie besserte ihr an sich schon perfektes Lippenrot aus und war fertig. Wenn ihre Magnetwirkung sie im Stich ließ, dann lag es nicht an ihr.
    Es stellte sich heraus, dass Kelvin und Jack auch zu der Truffle-Präsentation gingen. Da Truffle eine neue Serie auf Channel 9 sponserte, musste Jack widerstrebend die Vertretung der Firma übernehmen.
    »Und was ist deine Entschuldigung? Für welche deiner Zeitschriften machst du einen Artikel darüber?«, fragte Lisa Kelvin in sarkastischem Ton.
    »Für keine. Aber ich habe Lust, mich volllaufen zu lassen, und nach dem langen Wochenende bin ich pleite.«
    Bei der Erinnerung an das schreckliche, unendlich lange Wochenende zuckte Lisa zusammen. Nie wieder!
    Als sie ankamen, tauchte Lisa sofort in die gut angezogene Menge ein, Kelvin stürzte sich auf die Bar, und Ashling bewegte sich vorsichtig am Rande des Raumes. Sie kannte niemanden und konnte sich nicht betrinken, weil sie noch zu dem Salsa-Kurs wollte. Und zu dem Salsa-Kurs musste sie unbedingt , denn es war erst die zweite Stunde und damit viel zu früh, um mit dem Schwänzen anzufangen. Hin und wieder erspähte sie in der Menge Jack Devine, der sich locker-jovial zu geben versuchte und keine gute Figur dabei machte. Nicht genug Übung, war ihre Einschätzung.
    Irgendwie stand sie plötzlich neben ihm, am Rande des Geschehens.
    »Hallo«, sagte sie nervös. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich habe Kopfschmerzen vom vielen Lächeln«, sagte er mürrisch. »Ich verabscheue diese Veranstaltungen.« Dann versank er in Schweigen.
    »Mir geht es auch gut«, sagte Ashling schnippisch. »Danke der Nachfrage.«
    Jack machte ein überraschtes Gesicht und drehte sich dann zu einer vorbeikommenden Kellnerin um. »Krankenschwester«, sagte er und schwenkte sein leeres Glas, »haben Sie was gegen die Schmerzen?«
    Die Kellnerin, ein junges, hübsches Mädchen, reichte ihm ein Glas Champagner. »Alle halbe Stunde eins, das müsste helfen.«
    Sie zeigte Grübchen beim Lächeln, und er lächelte zurück. Ashling beobachtete die Szene muffig.
    Als die »Krankenschwester« gegangen war, zerbrach Ashling sich den Kopf, was sie jetzt zu Jack sagen könnte, irgendeine Banalität, aber ihr fiel nichts ein. Ihm erging es nicht besser. Er stand schweigend da, trat von einem Fuß auf den anderen und trank seinen Champagner viel zu hastig.
    Wieder kam eine Kellnerin vorbei; diese trug ein Tablett mit Truffle-Eis, von denen Ashling eifrig eins entgegennahm. Nicht nur weil sie Eis gern aß - was sie durchaus tat -, sondern auch, weil ihr Mund dann beschäftigt wäre, wenn sie sich schon nicht mit Jack unterhielt. Sie fing gierig zu lecken an und fuhr mit der Zunge über die Spitze. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass Blicke auf ihr ruhten, und sah aus den Augenwinkeln, wie Jack Devine sie amüsiert und anzüglich beobachtete. Eine prickelnde Röte überzog ihren Hals. Sie sah ihn an und biss die Spitze von ihrem Eis am Stiel - Knack - ab. Jack zuckte zusammen, und sie lachte schadenfroh, als wollte sie

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