Sushi Für Anfaenger
machen. Vielleicht Lisa aus der Redaktion.«
»Lisa?«
»Die harte, mit der glänzenden Aufmachung. Gott«, sagte Mai und fing an zu kichern. »Das klingt, als wäre sie ein M&M. Sie kann dir bestimmt das Wasser reichen. Oder wenn nicht Lisa, dann die andere.«
»Welche andere?«
»Die Latina-Braut.«
»Ach, Mercedes. Abgesehen von allem anderen ist sie verheiratet.«
»Hhmm.« Mai gab sich burschikos, um ihren Kummer zu verbergen. »Du bist so eigenwillig, du machst sie wahrscheinlich trotzdem an. Fährst du mich nach Hause?«
»Ach, bleib noch ein Weilchen.«
»Nein. Ich habe genug Zeit mit dir verschwendet.« Unter Tränen lächelte sie ihm tröstlich zu.
Ohne zu sprechen, fuhren sie durch die nächtlichen Straßen, und Mai ließ den Verlust auf etwas zusammenschrumpfen, das sie handhaben konnte. Jack war ein besonderer Mann: groß und hart und klug und fordernd. Am Anfang hatte es ihr gefallen, mit ihm zu spielen. Aber dann hatte sie sich heftig in ihn verliebt und vermutete, dass Jack sich aus dem Staub gemacht hätte, wenn er das gewusst hätte.
Nur wenn sie ihn in einen Zustand der Verunsicherung drängte, so glaubte sie, konnte sie die Oberhand behalten. Lediglich in den kurzen Phasen nach einem Streit, wenn er sich für sein Verhalten entschuldigt hatte und ihr unterwürfige Verehrung entgegenbrachte, war sie sich seiner sicher. Aber das war harte Arbeit - und wurde immer schwieriger. Und da er aufgehört hatte, sich mit ihr zu streiten, blieb ihr nur noch ihre geheimnisvolle Exotik. Und sie war es leid, exotisch und geheimnisvoll sein zu müssen.
Viel zu schnell kamen sie bei ihrer Wohnung an. Jack hielt vor dem Haus und schaltete sogar den Motor ab. Aber Mai verweilte nicht.
»Mach‘s gut«, presste sie heraus und schwang sich aus dem Wagen.
»Ich rufe dich an«, sagte er.
»Besser nicht.«
Mit einem dumpfen Schmerz in der Magengrube sah Jack zu, wie sie sich entfernte, eine zähe kleine Kindfrau, in ihren lächerlich hohen Schuhen. Sie steckte den Schlüssel ins Schloss und ging hinein.
Sie sah sich nicht um.
40
Als Lisa vom Lunch zurückkam und aus dem Lift trat, stolperte Trix an ihr vorbei. Sie war auf dem Weg zur Damentoilette, um eine neue Schicht Make-up aufzulegen.
»Hallo«, sagte Trix. »Da ist ein Typ, der will dich sprechen.«
Ein Typ , dachte Lisa verärgert. Hätte sie nicht herausfinden können, wer es war und was er wollte? Bei Femme hatte Natasha, ihre persönliche Sekretärin, darauf bestanden, den Mädchennamen der Großmutter eines Besuchers zu erfahren, bevor sie ihn zu einer Audienz mit Lisa vorgelassen hatte. Und dann passierte es.
Denn als sie durch den Empfangsbereich in die Redaktion ging, saß auf dem Sofa der letzte Mensch, den sie zu sehen erwartete.
Oliver.
Sie prallte gegen eine unsichtbare Wand. Der Schock kehrte ihr Innerstes nach außen, ein Rauschen füllte ihre Ohren.
Das letzte Mal hatte sie ihn am Neujahrstag gesehen, und jetzt war der 13. Juli. Die Zeit der Trennung schnurrte zu einer Sekunde zusammen.
»Hallo«, sagte sie mit einer Stimme, die ihre war und gleichzeitig ihr Echo.
»He, Babes.« Er sah zu ihr auf, cool und seiner selbst sicher.
Sie fing an zu zittern. Ihre Gedanken überstürzten sich in ihr. Was hatte sie an? Sah sie gut aus? War sie dünn genug? Warum musste er in die Redaktion kommen? Hatte er bemerkt, was für eine mickrige, improvisierte Angelegenheit dieses Projekt war, das sie leitete?
»Was machst du hier?«, hörte sie sich fragen.
Sie starrte ihn unentwegt an und konnte nicht feststellen, warum er sowohl vertraut als auch fremd wirkte. Sie wusste nicht, wie sie sich bewegen sollte, und war in dem Moment erstarrt, als sie ihn sah. Mit einiger Verzögerung stellte sie die Beine nebeneinander und warf die Schultern zurück. Es war eine richtige Anstrengung.
»Wir müssen miteinander reden.« Er lächelte und funkelte sie an; seine Zähne, seine Ohrringe, das schwere silberne Uhrenarmband.
Er nahm den Fuß, den er auf dem Knie des anderen Beins abgelegt hatte, herunter und setzte sich aufrecht hin. In jeder seiner Bewegungen lag Anmut.
»Worüber?«, murmelte sie.
Dann lachte er. Ein großes, tiefes Lachen, das beinahe die Fensterscheiben zersplitterte. »Worüber?«, rief er aus und grinste belustigt. »Was meinst du wohl?«
Die S-C-H-E-I-D-U-N-G.
»Ich habe zu tun, Oliver.«
»Arbeitest du immer noch bis zum Umfallen, meine Süße?«
»Das hier ist meine Arbeit, Oliver. Wenn du mit mir sprechen willst, ruf
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