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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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beugte. Ashling war peinlich berührt - und besorgt. »Die Bilder sind eine einzige Blamage, die können wir nie benutzen.«
    Als Lisa und Niall beschlossen, dass sie genügend Fotos im Supermarkt gemacht hatten, war es vier Uhr.
    »Wir haben ein paar tolle Bilder im Kasten«, sagte Niall. »Großartige Kontraste. Großartige Ironie.«
    »Können wir jetzt bitte nach Hause gehen?«, sagte Trix leise mit verzweifelter Stimme. Ashling hatte den gleichen Wunsch. Ihre Arme taten ihr weh, weil sie Frieda Kielys scheußliche Kleider halten musste, sie war es leid, Danis Mobiltelefon zu bedienen, auf dem unablässig telefoniert wurde, und sie war es leid, wie ein Kuli behandelt zu werden. Hol Batterien für Nialls Blitz, geh und hol eine Runde Kaffee, such den Koffer mit dem Stroh.
    »Die Straßenszene«, sagte Lisa zu Niall.
    »Sieht nicht so aus, als könnten wir gehen«, zischte Ashling wütend.
    Unglücklich trabten alle in die South Williams Street, wo Niall vor einem indischen Restaurant zum - so kam es ihnen vor - millionsten Mal seinen Fotoapparat aufbaute.
    »Wir könnten Dani fotografieren, wie sie einen Mülleimer durchwühlt - wie eine Obdachlose«, schlug Lisa vor. Niall gefiel die Idee.
    »Nein!«, sagte Dani und war den Tränen nahe. »Auf gar keinen Fall.«
    »Aber das ist urban«, beharrte Lisa. »Wir brauchen starke Urbane Bilder, als Gegengewicht zu diesen Kleidern.«
    »Das ist mir egal, ich mach das auf gar keinen Fall. Meinetwegen könnt ihr mich feuern.«
    Lisa sah sie streng an. Die Spannung verdichtete sich. Wenn Boo nicht in dem Moment mit Hairy Dave vorbeigekommen wäre - Ashling mochte gar nicht an den Fortgang der Szene denken.
    »Hallo, Ashling«, rief Boo fröhlich.
    »Oh, hallo.« Ihr war unbehaglich zumute. Boo mit seiner schmutzigen Decke um die Schultern und Hairy Dave neben ihm waren ganz offensichtlich obdachlos.
    »Ich hab The Blacksmith‘s Woman ausgelesen«, erzählte Boo Ashling. »Ich konnte es gar nicht aus der Hand legen, aber das Ende war billig; ich hab das nicht geglaubt, dass der Typ ihr Halbbruder war.«
    »Toll!«, sagte Ashling kurz angebunden und hoffte, die beiden würden sich trollen. Da bemerkte sie, dass Lisa Boo mit großem Interesse musterte.
    »Lisa Edwards.« Mit einem breiten Lächeln streckte sie ihre Hand aus und - das musste man ihr lassen - erschauderte kaum, als erst Boo und dann Hairy Dave sie ihr drückten.
    Lisa ließ ihren Blick über die im Halbkreis stehenden Wartenden gleiten. »Okay«, sagte sie mit einem verschlagenen Grinsen. »Lassen wir das mit dem Mülleimer - ich habe eine bessere Idee.«
    Sie wandte sich an Boo und Hairy Dave. »Was meint ihr zwei, habt ihr Lust, mit dieser schönen Frau fotografiert zu werden?« Sie schob die schmollende Dani nach vorn.
    Ashling war stocksteif vor Entsetzen. Das war nicht richtig, es war wie... es war eine Form der Ausbeutung. Sie wollte Einwände erheben, aber Boo war über die Maßen erfreut. »Ihr macht Modefotos? Und wir sollen mit drauf? Scharf!«
    »Aber...«, wollte Dani protestieren.
    »Entweder das oder der Mülleimer«, sagte Lisa knallhart.
    Dani verharrte einen wütenden Moment, dann platzierte sie sich zwischen Boo und Hairy Dave.
    »Genial!«, erklärte Niall. »Fantastisch! Lächeln ist gar nicht nötig, eh, Dave, einfach ganz natürlich. Und, Boo, könntest du deine, eh, Decke Dani geben? Hervorragend! Dani, Schätzchen, leg sie dir doch um die Schultern. Tu so, als wäre es ein Pashmina-Schal, dann geht es leichter. Wir brauchen ein paar Styropor-Becher! Trix, lauf zu McDonalds rüber und hol ein paar Styropor-Becher...«
    Ashling drehte sich zu Mercedes um und fragte staunend: »Das ist doch alles nicht zu gebrauchen, oder?«
    »Nein«, gestand Mercedes, und ihre dunklen Augen sahen sie unglücklich an. »Die Fotos sind genial. Wahrscheinlich kriegen sie einen verdammten Preis!«
    Es war acht Uhr, als sie fertig waren. Ashling rannte nach Hause, um sich umzuziehen, und als sie die Tür aufsperrte, klingelte das Telefon - es war Clodagh, die den Tag damit zugebracht hatte, sich die Haare zu einer neuen Frisur schneiden und färben zu lassen, die so extrem war, dass Dylan sich weigerte, mit ihr zu sprechen. Dann hatte sie sich eine weiße, hautenge Hose mit abgeschnittenen Beinen gekauft, und zwar in Größe sechsunddreißig, in die sie seit ihrer ersten Schwangerschaft nicht mehr hineingepasst hatte. Die Schuh-Situation war endlich gelöst (Pantoletten mit Keilabsätzen), und sie konnte es

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