Sushi Für Anfaenger
angeblich für sich selbst sorgen, also stehen wir ganz unten auf der Liste.«
»Und was ist mit einer Obdachlosenunterkunft?« Ashling hatte gehört, dass es dergleichen gab.
»Kein Platz in der Herberge. In der Stadt gibt es mehr Obdachlose, als man glaubt.«
»O nein. Das ist ja schrecklich. Alles ist schrecklich.«
»Tut mir Leid, Ashling, jetzt hab ich dir den Tag verdorben, stimmt‘s?«
»Nein«, seufzte sie. »Er war schon vorher ziemlich im Eimer.«
»He, ich habe Sinister Days ausgelesen«, rief Boo ihr nach. »Diese Serienkiller kennen sich ja bestens aus mit Verstümmelungen. Und Sorted! habe ich halb durch. Auf einer Seite habe ich dreizehn Mal das Wort ›ficken‹ gezählt.«
»Ach, wirklich?« Sie hatte nicht die Energie, Boos ›Bücherbesprechung‹ ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Sie schleppte sich die Treppe rauf, goss sich ein Glas Wein ein und hörte ihren Anrufbeantworter ab. Nach längerer Unterbrechung gab es wieder Nachrichten von Cormac. Anscheinend würden die Hyazinthenzwiebeln nächste Woche geliefert, aber die Tulpenzwiebeln brauchten länger.
Dann wählte sie Clodaghs Nummer. Sie hatte seit zwei Wochen nicht mit ihr gesprochen. Seit dem Wochenende in Cork, um genau zu sein.
»Es tut mir wirklich Leid«, nahm Ashling die ganze Schuld auf sich. »Und wahrscheinlich werde ich auch so lange keine Zeit haben, bis die Zeitschrift endlich erschienen ist. An den meisten Tagen bin ich bis neun in der Redaktion, und dann bin ich so müde, dass ich meinen eigenen Namen nicht mehr weiß.«
»Ist nicht so schlimm. Ich fahre sowieso weg.«
»Ferien?!«
»Ja, übernächste Woche fahren wir nach Korfu. Und dann«, fuhr Clodagh mit angespannter Stimme fort, »fahre ich nächste Woche für ein paar Tage allein weg. In ein Spa in Wicklow. Weil ich so gestresst und überarbeitet bin.« Anscheinend hatte sie das Bedürfnis, sich zu verteidigen.
Plötzlich fiel Ashling wieder ein, welche Sorgen sich Dylan am Anfang des Sommers um Clodagh gemacht hatte. Plötzlich hatte sie ein sehr, sehr schlechtes Gefühl. Eine unheilvolle Vorahnung. Clodagh war in einer Klemme und stand kurz davor, in eine Katastrophe zu stürzen. Schuldgefühle und Angst nagten heftig an Ashling. »Clodagh, irgendwas ist im Busch, habe ich Recht? Es tut mir so Leid, dass ich in letzter Zeit nicht bei dir war. Lass mich helfen, bitte, ich helfe dir! Es ist gut, wenn man über die Dinge spricht.«
Clodagh fing leise an zu weinen, und Ashling war plötzlich von mächtiger Angst gepackt. Irgendwas war ganz und gar nicht in Ordnung.
»Erzähl es mir«, drängte Ashling.
Aber Clodagh schluchzte einfach. »Ich kann es nicht, ich bin so furchtbar.«
»Das stimmt nicht, du bist großartig.«
»Du hast keine Ahnung! Ich bin so schlecht, und du weißt ja nichts, und du bist so gut...« Sie weinte so heftig, dass ihre Worte nicht mehr zu verstehen waren.
»Ich komme zu dir«, bot Ashling an.
»Nein! Nein, bitte, tu das nicht.« Nachdem Clodagh eine Weile weiter geschluchzt hatte, schniefte sie und verkündete. »Es ist in Ordnung. Es ist alles gut. Wirklich.«
»Ich weiß, dass das nicht stimmt.« Ashling spürte, dass Clodagh sich ihr entzog.
»Doch, es ist alles in Ordnung.« Sie sprach sehr bestimmt.
Als Ashling aufgelegt hatte, fing sie an zu zittern. Ted. Scheiß-Ted. Sie hatte da ein Gefühl...
Mit zitternden Fingern wählte sie seine Nummer und sagte vorwurfsvoll: »Ich habe dich in letzter Zeit kaum gesehen.«
»Und an wem liegt das?« Er klang verletzt. Oder war er defensiv?
»Ja, eh, tut mir Leid; es ist meine Arbeit. Warum treffen wir uns nicht mal auf ein paar Drinks?«
»Großartig! Heute?«
»Eh, nein. Geht nächste Woche?«
»Da kann ich nicht.«
»Warum nicht?«
Sag es nicht, sag es nicht...
»Ich fahre ein paar Tage weg.«
O Gott. Es verschlug ihr den Atem, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube bekommen.
»Mit wem?«
»Mit keinem. Ich fahre nach Edinburgh und mache bei ein paar Shows mit.«
»Ach, wirklich?«
»Ja, wirklich.« Feindselige Gefühle schwirrten durch die Leitung.
»Also, dann viel Glück bei deinem Trip nach Edinburgh , mit keinem«, sagte Ashling sarkastisch und legte auf.
Sie würde Marcus bitten, die Augen offenzuhalten und ihr zu berichten, ob er Ted und Clodagh gesehen hatte oder ob er noch verräterischer - Ted gar nicht gesehen hatte.
51
In einem Wirbel hektischer, hysterischer Tage und schlafloser Nächte kam der einunddreißigste August, der Erscheinungstag
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