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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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keine Grippe. Gott bewahre: Grippe wäre viel schöner.
    Nach einiger Zeit kam Kathy wieder ins Schlafzimmer. »Ich mache hier schnell sauber.«
    »Nein, bitte nicht.«
    »Aber die Bettwäsche ist schmutzig, Lisa.«
    »Das ist mir egal.«
    Kathy ging, und Lisa hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Gut. Sie war wieder allein.
    Aber nach wenigen Minuten hörte sie, wie die Haustür wieder aufgeschlossen wurde und Kathy mit einer Einkaufstüte ins Zimmer kam. »Zigaretten, Schokolade, ein Rubbellos und eine Fernsehzeitung. Wenn Sie noch was brauchen, sagen Sie einfach Bescheid. Wenn ich nicht da bin, geht Francine. Sie hat gesagt, sie macht es umsonst.«
    Normalerweise verlangte Francine ein Pfund, wenn sie für Lisa einkaufen ging.
    »Ich gehe jetzt zur Arbeit«, sagte Kathy. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    Lisa schüttelte den Kopf, aber Kathy brachte den Tee trotzdem.
    »Stark und süß«, sagte sie bedeutungsvoll, als sie die Tasse auf den Nachttisch stellte.
    Lisas Blick wanderte zu Kathys Turnschuhen. Sie waren abgestoßen, aus grauweißem Plastik, und an der Innenseite hatte die Sohle einen Riss. Lisa zerrte ein neues Taschentuch aus dem Karton und presste es sich auf die Augen.
    Nachdem Ashling Clodagh den Fehdehandschuh zugeworfen und geschworen hatte, ihr nie zu verzeihen, eilte sie, von unbändiger Wut erfüllt, davon. Nächster Halt Marcus.
    Mit starrer Miene ging sie rasch, fast hastig, in die Stadt und schlug den Weg zu Marcus‘ Büro ein. Als sie sich durch die Massen in der Leeson Street schlängelte, stieß sie mit einem Mann zusammen, der, auch im Eilschritt, in die andere Richtung ging und sie heftig an der Schulter anrempelte. Er war schon fort, als Ashling im Zeitlupentempo einen Schritt zurückstolperte und das Echo des Stoßes durch ihren ganzen Körper hindurch spürte. Plötzlich zerstob ihre ganze Wut, zersplitterte wie eine Glaskugel und war nichtig und nutzlos. Der Lärm der Stadt ergoss sich über sie in einem großen Brüllen: hupende Autos, harte, hämische Gesichter. Plötzlich war sie nirgendwo mehr sicher.
    Ein Angstbeben durchfuhr sie, und der Wunsch, sich Marcus vorzuknöpfen, war vergessen. Sie könnte sich nicht einmal ein Marshmallow vorknöpfen.
    Und überhaupt, was fiel ihr ein, so wütend zu sein? Wut war nicht ihr Stil. Erst zwanzig Minuten waren vergangen, seit sie Clodagh gegenübergesessen hatte, und schon jetzt mochte sie nicht mehr glauben, dass sie tatsächlich so hart mit ihr ins Gericht gegangen war.
    Sie hastete nach Hause, sie musste sich schützen. Die Welt hatte sich in ein Hieronymus-Bosch-Gemälde verwandelt: Schmutzige Straßenkinder sangen Lieder, ohne die Worte zu kennen, Paare blickten sich wütend an, weil keiner die Leere des anderen füllen konnte, eine zahnlose Alkoholikerin schrie unsichtbaren Feinden eine Losung zu, Obdachlose lungerten in Hauseingängen, ihre Münder Höhlen der Verzweiflung.
    Obdachlose!
    Bitte lass Boo weg sein, und bitte mach, dass er mich nicht ausgeraubt hat.
    Sie glaubte nicht, dass er das tun würde, aber so wie der Tag bisher gelaufen war, musste sie auf alles gefasst sein.
    Er hatte nichts mitgenommen. Ihre Wohnung war ziemlich genau so, wie sie sie verlassen hatte, abgesehen von dem Zettel auf dem Tisch, auf dem er sich bedankte.
    Sie legte sich ins Bett. Sie würde sich eine Weile ausruhen und den Schock verdauen.
    Aber sie war immer noch im Bett, als Joy sich am Freitagabend mit Ashlings Zweitschlüssel Zugang zur Wohnung verschaffte. Mit sorgenerfüllter Miene stürzte sie ins Schlafzimmer. »Ich hab in der Redaktion angerufen und mit Divine Jack gesprochen. Er hat mir erzählt, was passiert ist. Es tut mir so Leid.« Joy nahm sie in die Arme, und Ashling ließ es, unbeweglich wie ein zusammengerollter Teppich, geschehen.
    Eine halbe Stunde später wagte Ted sich vorsichtig in die Wohnung. Er und Ashling hatten seit über drei Wochen, seit Ashling ihn nach seinem Trip nach Edinburgh ausgefragt hatte, nicht miteinander gesprochen.
    »Ted, es tut mir Leid«, sagte Ashling matt. »Ich dachte, du hättest eine Affäre mit Clodagh.«
    »Wirklich?« Sein dunkles, schmales Gesicht leuchtete erfreut auf. Doch sofort setzte er eine ernste Miene auf. »Ich habe dir einen Karton Taschentücher mitgebracht«, sagte er. »Da steht ›Groovy Chick‹ drauf.«
    »Stell sie dahin, neben den Karton, den Joy gebracht hat.«
    Als sich der Schlüssel im Schloss drehte, erwachte Lisa halb aus ihrer Benommenheit. Schon wieder Kathy! Aber es

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