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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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war nicht Kathy, es war Francine, Kathys achtjährige Tochter.
    »Hallo, Lisa.« Francine schwang ihren kleinen runden Körper ins Schlafzimmer. »Meine Ma sagt, ich soll dir Gesellschaft leisten.«
    »Ich will keine Gesellschaft.« Lisa schaffte es kaum, den Kopf vom Kissen zu heben.
    »Kann ich das mal ummachen?« Francines Blick war auf eine rosafarbene Federboa gefallen.
    »Nein.«
    Sie schlang die Boa trotzdem um sich herum und bewunderte sich in dem langen Spiegel, eine pummelige kleine Gestalt in geblümten Leggings und einem gelben T-Shirt.
    »Müsstest du nicht in der Schule sein?«, fragte Lisa schlapp.
    »Nee.« Francine schüttelte verächtlich den Kopf. »Es ist doch Sonntag.«
    Mein Gott, dachte Lisa benommen, ich habe den Überblick über die Tage verloren.
    »Aber wenn es nicht Sonntag wäre und ich nicht zur Schule gehen wollte, würde ich auch nicht gehen«, prahlte Francine.
    »Aber dann lernst du nichts, und dann kriegst du keinen guten Job.« Lisa war es völlig gleichgültig, ob Francine etwas lernte, aber sie wollte sie sauer machen, damit sie verschwand.
    »Ich brauche nichts zu lernen. Ich mache nämlich in einer Girl-Group mit, und mein Da sagt, die sind sowieso alle strohdoof. Hier, soll ich dir mal zeigen, wie ich tanzen kann?«
    »Nein. Hau ab und lass mich in Ruhe!«
    »Hast du eine Stereoanlage?« Hartnäckig ignorierte Francine Lisas abweisende Haltung. »Nicht? Dann muss ich eben summen. Du musst dir vorstellen, dass ich in der Mitte bin, und auf der Seite von mir sind zwei Mädchen, und auf der Seite auch. Warte mal.« Francine rollte ihr T-Shirt zu einem improvisierten Bustier hoch und entblößte ihren kindlich runden Bauch.
    »Was hast du da Goldenes auf dem Bauch?«, fragte Lisa. Plötzlich war sie trotz allem neugierig.
    »Mein Bauchnabel-Piercing.« Francine war defensiv.
    »Nein, das kann nicht sein.«
    »Ich musste es eben malen«, beharrte Francine. »Meine Ma sagt, ich kann mir ein Piercing machen lassen, wenn ich dreizehn bin. - Obwohl, bis dahin bin ich tot«, fügte sie düster hinzu.
    Dann riss sie sich zusammen. »Zwei, drei, vier.« Sie schlug mit dem Fuß auf den Boden und gab sich den Einsatz, dann fing sie an zu tanzen. Rechter Ellbogen, nach Art eines flatternden Huhns, zweimal zur Seite, linker Ellbogen zweimal zur Seite. Zwei Hopser auf dem rechten Fuß, zwei Hopser auf dem linken Fuß, dann schwang sie sich, mit einem scharfen Klaps auf den eigenen Po, herum und drehte Lisa ihre Rückseite zu. Während sie immer weiter summte, ließ sie sich mit kreisenden Hüften zum Boden hinab. Eine exotische Bauchtänzerin könnte nicht suggestiver sein. Dann zwirbelte sie sich wieder hoch, machte einen unbeholfenen Hüpfer nach vorn, während ihre Miene allerhöchste Konzentration ausdrückte. »Jetzt kommt das Beste«, versprach sie. »Shimmmmmm-eeeee.«
    Sie reckte beide Arme in die Höhe, so hoch sie konnte, ließ ihre Schultern rotieren und machte einen busenfreien Shimmy vor Lisa.
    »Tra-rah!« Zum Abschluss versuchte sie einen Spagat, aber sie kam nicht richtig runter.
    »Erstaunlich«, sagte Lisa. Erstaunlich war es wirklich.
    »Danke.« Francine war atemlos und rot vor Freude. »Natürlich muss ich auch singen. Ich bin die Lead-Sängerin. Da kriegt man mehr Geld. Und ich schreibe die Songs. Da kriegt man noch mehr Geld.«
    Lisa nickte, beeindruckt von so viel Unternehmergeist.
    »Und die Werbung, die mache ich auch selbst«, versprach Francine. »Da ist nämlich das meiste Geld drin.«
    Sie sah Lisa streng an. »Wie ist deine Grippe? Besser?«
    »Nein. Geh jetzt!«
    »Isst du das Kitkat noch?«
    »Nein.«
    »Kann ich es haben?«
    Erst als Lisa es am nächsten Morgen nicht schaffte, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen, wurde ihr richtig bewusst, dass die Sache ernst war. Abgesehen davon, dass sie am Freitag vor Büroschluss nach Hause gegangen war, konnte sie sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal nicht zur Arbeit erschienen war. Hatte sie jemals gefehlt? Sie war immer zur Arbeit gegangen, ganz gleich, ob sie Regelschmerzen, eine Erkältung oder einen Kater hatte oder ob ihre Haare nicht richtig lagen. Selbst in ihren Ferien war sie erschienen. Sie war zur Arbeit gegangen, als ihr Mann sie verlassen hatte - was sollte das also jetzt?
    Und warum machte es keinen Spaß?
    Sie war immer ein Musterbeispiel der Selbstbeherrschung gewesen und konnte diejenigen nicht verstehen, die zusammengebrochen waren, weinend von ihren Schreibtischen weggeführt wurden und nie

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