Sushi Für Anfaenger
ihrem Zimmer mit Erdnussbutter beschmiert. Rückblickend kam es ihr wie das goldene Zeitalter vor, frei von Sorgen und Schmerz. Wer hätte ahnen können, dass ihr gemeinsames Leben so schnell aus den Angeln gehoben und durcheinander gewirbelt werden konnte, von Bitterkeit umschleiert?
»Also dann.« Dylan schloss die Tür hinter sich. Sie hatte gesehen, wie er seine Tasche packte, er hatte ihr gesagt, dass er auszog, aber sie hatte es sich nicht vorstellen können, bis es tatsächlich geschehen war.
Das kann alles nicht wahr sein , dachte sie, als sie im Flur stand, dass kann nicht wahr sein.
Sie drehte sich von der Tür um und sah Craig und Molly, die sie schweigend anblickten. Sie wussten, dass etwas Schreckliches geschehen war. Voller Scham wandte sie sich von ihnen und ihren Fragen ab und griff nach dem Telefonhörer.
Sie hörte das Klingelzeichen, dann stellte sich der Anrufbeantworter ein. Wo war er? Dann fiel ihr wieder ein, dass er gesagt hatte, sie solle es dreimal klingeln lassen, auflegen und noch einmal anrufen. Zögernd tat sie es - sie kam sich vor wie eine Ausgestoßene.
Als sie das zweite Mal seine Nummer wählte, nahm er sofort ab, und augenblicklich ließ ihr Schmerz nach und machte einem erhebenden, berauschenden Gefühl Platz.
»Ist Dylan weg?«, fragte er.
»Ja -«
»Okay, ich komme sofort.«
»Nein, warte!«
»Was?« Seine Stimme klang plötzlich unfreundlich.
»Ich würde dich liebend gern sehen«, erklärte sie, »aber nicht heute Abend. Es geht zu schnell. Ich will die Kinder nicht verwirren. Weißt du, Dylan hat von allen möglichen schrecklichen Dingen gesprochen, zum Beispiel, dass ich das Sorgerecht nicht bekommen würde.«
Alles war still, dann fragte Marcus leise: »Möchtest du mich nicht sehen?«
»Marcus, ich würde alles dafür geben! Das weißt du doch, aber ich glaube, es ist besser, wenn wir bis morgen warten. He, ich wette, es tut dir Leid, dass du dich je mit mir eingelassen hast, oder?« Sie schniefte mit einem kleinen Lachen.
»Sag nicht so was«, sagte er, wie sie erwartet hatte.
»Komm morgen Nachmittag vorbei«, lud sie ihn schüchtern ein. »Hier gibt es zwei, mit denen ich dich bekannt machen möchte.«
Am folgenden Nachmittag kam Marcus mit einer Barbie-Puppe für Molly und einem großen roten Lastauto für Craig. Trotz der Geschenke betrachteten die Kinder ihn mit Misstrauen. Sie spürten beide, dass ihre Welt nicht mehr in Ordnung war, und fühlten sich von diesem Fremden zusätzlich verunsichert. Marcus versuchte, ihren Widerstand zu brechen, und spielte mit den beiden. Ehrfürchtig bürstete er Barbies Haare und schob das Lastauto auf dem Teppich zwischen sich und Craig hin und her. Nachdem er ihnen eine Stunde lang seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit geschenkt und eine Tüte mit Percy Pigs hervorgezogen hatte, ließ ihre Wachsamkeit endlich nach.
Mit einem intensiven Gefühl der Hoffnung sah Clodagh zu und wagte kaum zu atmen. Vielleicht würde alles besser. Vielleicht würde sich alles regeln. Ihre Gedanken rasten davon, in die Zukunft: Marcus könnte zu ihr ziehen, er könnte die Hypothek übernehmen, sie würde das Sorgerecht für die Kinder bekommen, Dylan würde als Kinderschänder oder Drogenhändler entlarvt, so dass alle ihn hassten und ihr verzeihen würden ...
Als Craig und Molly einen Moment lang mit sich selbst beschäftigt waren, berührte Marcus Clodagh zärtlich. »Wie geht es dir?«, fragte er sanft. »Kommst du zurecht?«
»Alle hassen uns.« Sie lachte unter Tränen. »Aber wenigstens haben wir ja uns.«
»Das stimmt«, bestätigte er und nahm sie in die Arme.
»Wann kann ich mit dir ins Bett?«, murmelte er, schmuggelte eine Hand unter ihr T-Shirt und nahm die Brust, die von den Kindern weggerichtet war. Er zwickte ihre Brustwarze, und ihr Mund drückte Verlangen aus.
»Mammmiiii«, jammerte Craig, stand vom Boden auf und versuchte Marcus von Clodagh wegzuschubsen. Er schlug mit dem roten Lastauto um sich und erwischte Marcus an seinem linken Hodensack. Nicht fest genug, um größeren Schaden anzurichten, aber doch so, dass Marcus einen Moment der Übelkeit verspürte.
»Darling, du musst lernen zu teilen«, sagte Clodagh sanft.
»Will ich aber nicht!«
Nach einer beklommenen Pause sagte Clodagh: »Marcus, ich habe das zu Craig gesagt.«
56
Lisa hockte am Boden und hielt die Scheidungsklage in der Hand. Die Welle der Depression, die sie immer aufs Neue umspült hatte und wieder abgeebbt war, seit sie in Dublin war,
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