Sushi Für Anfaenger
»dass Sie auch eine Beratung aufsuchen.«
Beratungen waren seiner Meinung nach eine gute Sache. Wenn die Menschen glücklich sein wollten, sollten sie ruhig etwas dafür tun.
Draußen sagte Ashling: »Kann ich jetzt nach Hause?«
Monica hatte sie nur zum Arzt schleppen können, indem sie ein Taxi bestellte. »Wir gehen bis zur Apotheke, und dann fahren wir zurück.«
Widerstrebend ließ Ashling es zu, dass ihre Mutter ihr den Arm unterschob. Sie musste dauernd Dinge tun, die sie nicht tun wollte, aber sie war zu schwach, um sich dagegen zu wehren. Das Problem war jetzt, dass Monica sich Ashlings Glück zu ihrem Projekt gemacht hatte, weil sie so froh war, eine Gelegenheit zu haben, die Jahre der unbeabsichtigten Vernachlässigung wieder gutzumachen.
Es war ein Tag im Frühherbst, und als sie langsam durch den milden Sonnenschein gingen, lehnte sich Ashling gegen den Ellbogen ihrer Mutter, rund und warm von mehreren Lagen Kleidung.
Nach dem Besuch in der Apotheke wurde Ashling durch Stephen‘s Green geführt, wo sie auf einer Bank Platz nehmen und den See im schräg einfallenden Licht betrachten musste. Enten planschten im Wasser, und Ashling fragte, wann sie nach Hause gehen würden.
»Bald«, versprach Monica.
»Bald? Gut.« Dann betrachtete sie weiter die Vögel.
»Enten«, sagte sie mit bleierner Stimme.
»Richtig! Enten!« Monica war so begeistert, als wäre Ashling zweieinhalb. »Bald brechen sie zu der Reise in den Süden auf. In ein warmes Klima.«
»Ich weiß.«
»Sie packen Bikinis und Sonnencreme ein.«
Schweigen.
»Und bestellen ihre Reiseschecks«, fuhr Monica fort.
Ashling starrte weiter vor sich hin.
»Malen sich die Zehennägel an«, spann Monica die Geschichte weiter, »und kaufen sich Sonnenbrillen und Strohhüte.«
Das hatte die gewünschte Wirkung. Die Vorstellung von einer Ente, die eine Sonnenbrille trug und wie ein Mafioso aussah, war so komisch, dass sie Ashling ein Fast-Lächeln entlockte. Und dann durfte sie endlich nach Hause gehen.
Als Liam Lisa am Samstagmorgen abholte, um sie zum Flughafen zu fahren, war er voll unverhohlener Bewunderung.
»Grundgütiger«, rief er väterlich aus. »Sie sehen fantastisch aus!«
Berechnend fantastisch, genauer gesagt. »So sollte es auch sein, Liam. Ich bin seit sieben dabei, mich fertig zu machen.«
Sie musste selbst zugeben, dass ihr ein Kunstwerk gelungen war. Alles war perfekt: Haare, Haut, Augenbrauen, Nägel. Und die Kleider. Am Mittwoch und Donnerstag hatten Kuriere ein paar der bezauberndsten Stücke unter der Sonne geliefert, und sie hatte sich die absoluten Rosinen herausgepickt und angezogen.
Als Lisa Liam auf der Fahrt erklärte, wie die Dinge standen, wurde er ganz traurig.
»Eine Scheidung«, murmelte er. »Ihr Mann muss verrückt sein! Und blind.«
Um möglichst nah am Eingang zu halten, blieb Liam an einer Stelle stehen, an der es sowohl verboten als auch gefährlich war. »Ich warte hier auf Sie.«
Lisa war schon außer Atem, noch bevor sie in die Ankunftshalle lief. Obwohl der Monitor anzeigte, dass Olivers Flug angekommen war, konnte sie ihn nirgendwo entdecken. Also blieb sie am Meeting Point stehen, heftete ihre Augen auf die Glastür und wartete. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen und ihre Zunge blieb an ihrem trockenen, watteartigen Gaumen kleben. Sie wartete weiter. Die Menschen kamen in kleinen Trüppchen und schlängelten sich durch die Wartenden, aber kein Oliver. Nach einer Weile prüfte sie mit fliegenden Fingern per Fernabfrage, ob er auf ihrem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen hatte, dass er später kommen würde, aber nichts.
Sie war ein nervöses Wrack und überzeugt, dass er nicht kommen würde, als sie ihn schließlich mit geschmeidigen Schritten durch die Glastür kommen sah. Ihr wurde schwindlig, der Boden unter ihr wankte.
Er war ganz in Schwarz: lange schwarze Lederjacke über einem schwarzen Polohemd, dazu enge schwarze Hosen. Dann sah er sie und lächelte sein extra breites Lächeln. Das einzige menschengemachte Objekt, das die Außerirdischen vom Weltall aus erkennen konnten, hatte sie in einem anderen Leben zu ihm gesagt.
Sie rannte zu ihm. »Ich hatte dich schon aufgegeben.«
»Tut mir Leid, Babes.« Seine Lippen wölbten sich um seine schockierend weißen Zähne. »Aber ich wurde beim Zoll aufgehalten. Der Einzige im ganzen Flugzeug.« Er legte eine Hand auf die Hüfte und sagte mit gespielter Naivität: »Woran das wohl gelegen haben mag?«
»Scheißkerle!«
»Ja,
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