Sushi Für Anfaenger
irgendwie konnte ich sie nicht davon überzeugen, dass ich Brite bin. Obwohl ich einen britischen Pass habe.«
Mit einem Schnalzen bekundete sie ihre Missbilligung. »Bist du sauer?«
»Ach wo, ich bin das doch gewöhnt. Das letzte Mal, als ich hier war, war es dasselbe. Du siehst fantastisch aus, Babes!«
»Du auch.«
Kathy war gerade mit einer größeren Putzaktion fertig, als Liam Lisa und Oliver absetzte. Sie wollte sich still davonstehlen, aber Lisa hielt sie fest.
»Oliver, das ist Kathy. Sie wohnt auf der anderen Straßenseite. Und Kathy, das ist Oliver, mein Ehe - Freund.«
»Sehr erfreut«, sagte Kathy und fragte sich, was wohl ein Ehefreund war. Vielleicht so etwas Ähnliches wie eine Busenfreundin.
Als Kathy gegangen war, verfielen sie in eine sehr freundliche, halbwegs entspannte Beklommenheit - obwohl sie zuvorkommend miteinander umgingen, war es zweifellos eine sehr merkwürdige Situation, für die es keinen Verhaltenskodex gab. Oliver zeigte sich übertrieben begeistert von dem Haus, und Lisa schilderte ihm ihre hochfliegenden Pläne und erwähnte insbesondere die Holzlamellen-Jalousien.
Schließlich beruhigten sie sich ein wenig und fingen an, sich fast normal zu verhalten. »Wir sollten die Sache mal angehen, Babes«, sagte Oliver und zog aus seiner Tasche etwas, das sie einen Herzschlag lang für ein Geschenk hielt, aber dann richtig als Dokumentenordner erkannte: Urkunden, Bankunterlagen, Kreditkarten-Abrechnungen, Papiere über die Wohnungsfinanzierung. Er setzte sich eine silbergeränderte Brille auf, und obwohl er damit absolut verführerisch aussah, wich ihre aufgeregte, nervöse, mädchenhafte Erwartung. Was dachte sie bloß? Dies hier war kein Rendezvous - es war ein Treffen, bei dem sie ihre Scheidung besprechen sollten.
Plötzlich sank ihre Stimmung auf den Nullpunkt. Sie ließ sich schwer auf einen Stuhl am Küchentisch sinken und begann, ihre finanzielle Existenz zweizuteilen, um einen jeden von ihnen wieder in den Status des Alleinstehenden zurückzuführen und als solchen funktionsfähig und vollständig zu machen. Der Vorgang war so heikel und kompliziert wie die Trennung siamesicher Zwillinge.
Bei einer Schnitzeljagd durch die Bankkonten versuchten sie die verschiedenen Zahlungen zuzuordnen, die jeder für die Wohnung gemacht hatte. Zwischen Anzahlung, Versicherungspolice und Notarkosten verwirrten sich die beiden Stränge immer wieder.
Hin und wieder gab es hässliche Ausbrüche, wie das in Gelddingen oft der Fall ist. Lisa bestand hartnäckig darauf, dass sie alle Notarkosten bezahlt hatte, doch Oliver war sich sehr sicher, dass er auch dazu beigetragen hatte.
»Hier.« Er kramte herum und fand einen steifen Bogen von ihrem Anwalt, »eine Rechnung über fünfhundertzwölf Pfund und sechzehn Pence. Und hier«, er zeigte auf einen Kontoauszug, »ein Scheck für fünfhundertzwölf Pfund sechzehn Pence, drei Wochen später ausgestellt. Ein Zufall? Das glaube ich nicht!«
»Zeig!«
Sie verglich die Papiere, dann murmelte sie: »Entschuldigung.«
Es klingelte an der Tür, und Francine schlenderte herein.
»Hallo, Leeeeesa. Ah, hallo.« Sie nickte Oliver zu und verlor plötzlich ihr natürliches Selbstvertrauen. Sie wandte sich wieder Lisa zu. »Wir machen heute Abend eine Slumber Party, ich und Chloe und Trudie und Phoebe. Kommst du auch?«
»Danke, aber ich habe schon etwas vor.«
»Okay. Hast du noch Gesichtsmasken, die wir benutzen können?«
Lisa unterdrückte ihren aufkommenden Ärger. »Entschuldige, Oliver, einen Moment, ja? Komm mit ins Schlafzimmer, Francine.«
»Barmherziger!«, rief Oliver aus, als Francine mit einem Beutel voller Gesichtsmasken, Nagellackfläschchen, Lotion und ähnlichen Slumber-Party-Utensilien davonzog.
Lisa war irritiert. »Sie ist nur gekommen, um dich aus der Nähe zu betrachten.«
Sie setzten die Schnitzeljagd fort und stolperten über Erinnerungen.
»Was haben wir um Himmels willen bei Aero gekauft, das so teuer war?«
»Unser Bett«, erwiderte Oliver knapp.
Schweigen senkte sich auf sie, angefüllt mit unausgesprochenen Gefühlen.
»Ein Scheck für Discovery Travel?«, fragte Lisa eine Weile später.
»Zypern.«
Dieses eine Wort war wie eine Bombe der Emotionen. Wohltuende Wärme, ineinander verschlungene Glieder, und die Nachmittagssonne, die schattenreiche Muster auf ihr Laken warf: Sie war über alles verliebt gewesen, in ihren ersten »verheirateten« Ferien, und konnte sich nicht vorstellen, jemals ohne Oliver zu
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