Sushi Für Anfaenger
sein.
Und jetzt das: der Scheck an das Reisebüro, während sie ihre Papiere für die Scheidung vorbereiteten. War das Leben nicht eigenartig?
Ein paar Stunden später klingelte es wieder an der Tür. Diesmal war es Beck. »Lisa, kommst du raus? Wir kicken den Ball ein bisschen rum.«
»Ich habe zu tun, Beck.«
»He - hallo.« Beck versuchte ein Nicken von Mann zu Mann, war aber voller Ehrfurcht. »Und du?«
»Er hat auch zu tun.« Lisa fand das sehr ärgerlich. Für die Kinder war Oliver wie eine Sondervorstellung.
»Warte mal«, sagte Oliver, legte den Stift hin und nahm die Brille ab. »Ich könnte eine Pause gebrauchen. Das hier macht mich ganz fertig. Halbe Stunde?«
Mit einer fließenden Bewegung erhob er sich, und Lisa betrachtete seine muskulöse Anmut.
»Kommst du auch, Lisa?«
»Also gut.«
»Am Anfang hat sie immer geschummelt«, vertraute Beck Oliver an, »aber das macht sie jetzt nicht mehr.«
»Sie spielt mit euch Fußball?« Oliver klang erstaunt.
»Natürlich.« Jetzt war es Beck, der erstaunt klang.
Mit großen Augen sagte Oliver - fast vorwurfsvoll: »Hast du dich verändert!«
»Gar nicht wahr.« Lisas Stimme verriet nichts.
Eine halbe Stunde lang den Ball in einer Sackgasse herumzukicken war eine gute Idee.
Sie waren außer Atem und belebt, als sie wieder an den mit Papieren übersäten Küchentisch zurückkehrten.
»Oje«, sagte Oliver geknickt, als er den Tisch sah. »Das hatte ich schon ganz vergessen.«
»He, wir können es doch für heute gut sein lassen.«
»Besser nicht, Babes. Wir haben noch viel vor uns.«
Lisa verbarg ihre Enttäuschung und bestellte zwei Pizzen ins Haus, und sie machten weiter. Es war Mitternacht, als sie aufhörten.
»Wie sieht der Zeitplan eigentlich aus?«, fragte Lisa.
»Sobald wir uns geeinigt haben, reichen wir das Ganze bei Gericht ein, und das vorläufige Scheidungsurteil ergeht innerhalb von zwei bis drei Monaten. Das endgültige kommt dann sechs Wochen später.«
»Oh. So schnell.« Lisa fiel nichts anderes dazu ein.
Am Ende des Tages war sie erschöpft, verwirrt und traurig. Ihr Nacken tat ihr weh, ihr Herz tat ihr weh, es war Zeit ins Bett zu gehen, und ihr stand der Sinn auf keinen Fall nach Sex.
Ihm auch nicht. Sie waren beide viel zu traurig.
Er zog sich ohne nachzudenken aus und ließ vor Müdigkeit die Kleider da liegen, wo sie hinfielen, dann stieg er in Lisas Bett, als hätte er sich schon millionenmal hineingelegt. Er streckte die Arme nach ihr aus, und sie legte sich zu ihm. Haut an Haut nahmen sie ihre erprobte Schlafposition ein, ihr Rücken fest an seine Brust gepresst, ihre Füße zwischen seinen Oberschenkeln. Intimer und zärtlicher als Sex.
In der Dunkelheit weinte sie. Er hörte sie und konnte in sich nichts finden, was sie trösten würde.
Am nächsten Tag setzten sie sich wieder an den Küchentisch und arbeiteten, bis es um drei Uhr Zeit für seinen Aufbruch war. Sie fuhr mit ihm im Taxi zum Flughafen, und als sie in das leere, öde Haus zurückkehrte, winkte verlockend das Bett. Sie war so deprimiert. Aber sie widerstand der Versuchung, hineinzusteigen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen. Das Leben musste weitergehen.
59
Am Montagmorgen brachte Monica Ashling zur Arbeit. »Jetzt sei ein braves Mädchen und geh rein!« Es war wie der erste Schultag. Ashling ging zur Tür hinein und sah sich um, und Monica machte eine Bewegung mit der Hand: Geh nur! Widerstrebend ging Ashling zum Aufzug.
Als sie sich an ihren Schreibtisch setzte, sahen die anderen sie mitleidig an und waren dann plötzlich auf demütigende Weise besonders freundlich.
»Möchtest du eine Tasse Tee?«, fragte Trix verlegen.
»Trix, du machst mich ganz fertig«, erwiderte Ashling und starrte auf die Dinge auf ihrem Schreibtisch. Als sie einen Moment später aufblickte, sah sie, wie Trix lautlos mit einem Kopfschütteln zu Mrs. Morley sagte: Sie will keinen Tee.
Jack kam hereingestürzt, unter dem Arm ein Packen Dokumente. Er wirkte angespannt und missmutig, aber als er Ashling sah, verlangsamte er seine Schritte, und seine Miene hellte sich auf.
»Wie geht es Ihnen?«, fragte er sanft.
»Nun, ich bin aufgestanden«, sagte sie. Aber ihr kalkweißes, starres Gesicht zeigte an, dass sie über diesen Umstand nicht eben hocherfreut war. »Damals, als Sie zu mir gekommen sind... Danke für das Sushi - ich war ein bisschen, ehm, schwierig.«
»Das macht doch nichts. Wie geht‘s dem Weltschmerz?«
»In bester Verfassung.«
Er nickte
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