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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sag ihm, er soll sich verpissen.« Joy war schon auf dem Weg zur Tür.
    »Nein«, widersprach Ashling heftig. »Nein, ich will mit ihm sprechen.«
    Sekunden später war Joy wieder da.
    »Es ist nicht Marcus...«, zischte sie.
    Ashling sank sofort wieder in ihren Sumpf zurück.
    »... es ist Divine Jack. Und er macht seinem Namen alle Ehre.«
    Dieser überraschende Besuch holte Ashling halb aus ihrem betäubten Zustand heraus. Was wollte er? Wollte er ihr kündigen, weil sie nicht zur Arbeit kam?
    »Wasch dich um Himmels willen!« bedrängte Joy sie. »Du riechst.«
    »Ich kann nicht«, sagte Ashling mit einem tiefen Seufzer. Er kam aus solcher Tiefe, dass Joy wusste, es war vergebliche Liebesmüh. Als Kompromiss bestand sie darauf, dass Ashling sich einen frischen Schlafanzug anzog, sich die Haare kämmte und die Zähne putzte. Dann nahm Joy zwei Parfumflakons zur Hand und fragte: »Happy oder OuP.« Dann beschloss sie: »Happy. Bauen wir auf die Macht der Suggestion.«
    Sie besprühte Ashling von oben bis unten mit Happy und schob sie dann, als wäre sie eine Aufziehpuppe, in Richtung Wohnzimmer. »Geh schon!«
    Jack saß auf ihrem blauen Sofa, seine Hände hingen zwischen den Knien herab. Es war ein bemerkenswerter Anblick. Trotz ihrer Depression bohrte sich dieser Gedanke durch ihre Dumpfheit. Jack gehörte zu der Welt der Arbeit, aber hier war er und ließ ihre Wohnung noch kleiner erscheinen, als sie ohnehin schon war.
    Mit seinem dunklen Anzug, dem unordentlichen Haar und der schiefsitzenden Krawatte sah er sorgenerfüllt und sehr beschäftigt aus. Sie blieb in der Tür stehen und beobachtete ihn bei einem intensiven Gedankenaustausch mit dem Ahornlaminat-Fußboden. Dann legte er den Kopf auf die Seite, sah auf und lächelte.
    Im Zimmer wurde es heller, als er aufstand.
    »Hallo«, sagte Ashling, »es tut mir Leid, dass ich heute und gestern nicht zur Arbeit gekommen bin.«
    »Ich wollte nur nach Ihnen sehen - ich will Sie gar nicht bereden, dass Sie wieder zur Arbeit kommen.«
    Dann fiel Ashling ein, dass er unerwartet sanft und freundlich gewesen war, nachdem Dylan seine schreckliche Nachricht überbracht hatte.
    »Ich versuche, morgen zu kommen«, schlug sie vor. Das war genauso unwahrscheinlich, wie dass sie den Kilimandscharo besteigen würde.
    »Warum bleiben Sie diese Woche nicht zu Hause?«, schlug er vor. »Versuchen Sie, nächsten Montag wieder zur Arbeit zu kommen.«
    »Oh gut, danke.« Die Erleichterung, nicht sofort wieder der Welt gegenübertreten zu müssen, war so groß, dass sie gleich einverstanden war. »Meine Mutter kommt für ein paar Tage. Wahrscheinlich wird das bewirken, dass ich wieder zur Arbeit kommen möchte, wenn schon sonst nichts.«
    »Ach ja?« Jack lächelte verständnisvoll. »Das müssen Sie mir mal erzählen.«
    »Ja.« Ashling konnte sich nicht vorstellen, dass sie genügend Energie haben würde, um ihm auch nur einen guten Tag zu wünschen.
    »Und wie geht es Ihnen?«, fragte er.
    Sie zögerte. Es war nicht unbedingt eine Frage, die man mit seinem Chef erörterte, aber Herr im Himmel, was machte es schon? Was war noch wichtig? »Ich bin sehr traurig.«
    »Das war zu erwarten. Das Ende einer Beziehung, der Verlust einer Freundschaft.«
    »Aber es ist mehr als nur das.« Sie versuchte, ihren überwältigenden Kummer in Worte zu fassen. »Ich bin traurig wegen der ganzen Welt.«
    Sie sah Jack an. Dachte er, sie sei ausgeflippt?
    »Sprechen Sie weiter«, sagte er sanft.
    »Ich kann nur das Traurige sehen. Und es ist überall. Wir alle wandern gramgebeugt durch die Welt, die ganze Menschheit.«
    » Weltschmerz «, sagte er.
    »Gesundheit«, sagte sie zerstreut.
    »Nein.« Er lachte leise. » Weltschmerz . Das deutsche Wort dafür. Für Ihr Gefühl.«
    »Es gibt ein Wort dafür?«
    Sie wusste, dass sie nicht der erste Mensch war, der diese Gefühle hatte. Ihre Mutter hatte sie auch gehabt. Aber wenn sogar ein Wort erfunden worden war, um das Gefühl zu beschreiben, mussten viele andere auch so gefühlt haben. Das war ein Trost.
    Jack raschelte mit einer weißen Papiertüte. »Ich, eh, habe Ihnen etwas mitgebracht.«
    »Was? Papiertücher? Ich könnte ein Geschäft aufmachen. Oder Weintrauben? Ich bin nicht krank, nur... gedemütigt.«
    »Nein, es ist... also, es ist Sushi.«
    Sie sah ihn beleidigt an. »Wollen Sie sich über mich lustig machen?«
    »Nein! Es hat Sie aber interessiert, als wir es in der Redaktion hatten.« Als Ashling nichts sagte, sprach er weiter: »Ich dachte,

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