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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Fifi genau, welche Niederungen und Gefahren ihre so genannten glanzvollen Jobs bargen.
    Aber irgendetwas hinderte Lisa, Fifis Nummer zu wählen. Einerseits war es ihr peinlich, andererseits ärgerte sie sich auch. Obwohl sie praktisch parallele Laufbahnen hatten, war Lisa immer eine Spur voraus gewesen. Fifi hatte sich für ihre Beförderungen abrackern müssen, während Lisas Aufstieg glatt vonstatten gegangen war. Sie war fast ein Jahr vor Fifi zur Chefredakteurin gemacht worden, und obwohl Chic und Femme unmittelbar miteinander konkurrierten, lag die Auflage von Femme um hunderttausend höher.
    Lisa hatte einfach angenommen, dass ihre Beförderung zur stellvertretenden Chefredakteurin von Manhattan sie so weit nach vorn katapultieren würde, dass sie unerreichbar wäre. Stattdessen war sie nach Dublin versetzt worden, und plötzlich hatte Fifi ohne eigenes Dazutun die Oberhand.
    Oliver , dachte Lisa mit einem Glücksgefühl, ich rufe Oliver an. Aber das warme Wohlgefühl verwandelte sich sofort in Bitterkeit. Einen Moment lang war es ihr entfallen.
    Ich vermisse ihn nicht , sagte sie streng zu sich selbst. Es ist nur die Langeweile und der öde Tag.
    Am Ende rief sie ihre Mutter an - wahrscheinlich, weil es Sonntag war und von daher üblich -, aber anschließend fühlte sie sich beschissen. In erster Linie deshalb, weil ihre Mutter unbedingt wissen wollte, warum Oliver sie angerufen hatte und Lisas Nummer in Dublin erfahren wollte.
    »Wir haben uns getrennt.« Lisas Magen zog sich vor Bitterkeit auf Walnussgröße zusammen. Lisa wollte nicht darüber sprechen. Und warum hatte ihre Mutter sie nicht angerufen, wenn sie in Sorge darüber war? Warum musste Lisa immer bei ihrer Mutter anrufen?
    »Aber warum habt ihr euch getrennt, Liebes?«
    Lisa wusste es selbst nicht genau. »So was passiert«, sagte sie schnippisch und wollte das Thema möglichst schnell beenden.
    »Warst du schon mal bei so einer Eheberatung?«, fragte Pauline zaghaft. Sie wollte sich nicht einen der zornigen Ausbrüche von ihrer Tochter einhandeln.
    »Sicher.« Lisa sagte das voller Ungeduld. Sie waren einmal hingegangen, und danach hatte Lisa keine Zeit mehr gehabt.
    »Werdet ihr euch scheiden lasten?«
    »Das nehme ich an.« In Wahrheit wusste Lisa das nicht. Abgesehen davon, dass sie sich wutentbrannt angeschrien hatten - »Ich lasse mich von dir scheiden!«
    »Das kannst du nicht, denn ich lasse mich von dir scheiden!« -, war nichts entschieden worden. Seit der Trennung hatten Oliver und sie kaum miteinander gesprochen, aber unerklärlicherweise wollte sie ihrer Mutter wehtun, indem sie es sagte.
    Pauline seufzte unglücklich. Lisas älterer Bruder Nigel hatte sich vor fünf Jahren scheiden lassen. Sie war spät Mutter geworden und verstand die Welt nicht, in der die Jungen lebten.
    »Man sagt ja, dass zwei Drittel aller Ehen mit Scheidung enden«, sagte Pauline, und sofort wollte Lisa ihre Mutter anschreien und sagen, dass sie sich nicht scheiden lassen würde und dass sie, Pauline, eine gemeine Ziege war, weil sie es auch nur erwähnte.
    Paulines Sorge um ihre Tochter rang mit ihrer Angst vor ihr. »Hatte es damit zu tun, dass du ... anders...?«
    »Anders, Mum?«, fragte Lisa spitz.
    »Naja, weil er... Farbiger ist?«
    »Farbiger?«
    »Das ist das falsche Wort«, verbesserte Pauline sich hastig und sagte dann kleinlaut: »Schwarzer?«
    Lisa schnalzte mit der Zunge und seufzte laut.
    »Afroamerikaner?«
    »Herr im Himmel, Mum, er ist Engländer!« Lisa wusste, dass sie grausam war, aber sie konnte eine lebenslange Angewohnheit nicht einfach ablegen.
    »Englischer Afroamerikaner, meinetwegen«, sagte Pauline verzweifelt. »Jedenfalls sieht er sehr nett aus.«
    Pauline sagte das ziemlich oft, weil sie zeigen wollte, dass sie keine Vorurteile hatte. Obwohl ihr beinahe vor Angst das Herz stehengeblieben war, als sie Oliver das erste Mal sah. Wenn man sie nur darauf vorbereitet hätte, dass der Freund ihrer Tochter ein schlanker, glänzender, ein Meter achtzig großer Schwarzer war. Farbiger. Afroamerikaner, was immer der richtige Ausdruck war. Sie hatte nichts gegen ihn - es war nur so unerwartet.
    Und nachdem sie sich an ihn gewöhnt hatte, sah sie nicht mehr nur seine Hautfarbe und konnte erkennen, dass er wirklich nett aussah. Was eine Untertreibung war.
    Ein großer, ebenholzschwarzer Prinz mit glatter, schimmernder Haut, die straff über schräge Backenknochen gezogen war, mandelförmige Augen und dünne, schwingende Dreadlocks, die ihm

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