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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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bis zum Kinn reichten. Pauline vermutete außerdem, dass er ein prächtiges Gehänge hatte, obwohl sie diesen Gedanken niemals bewusst zulassen würde.
    »Hat er eine andere Frau kennen gelernt?«
    »Nein.«
    »Aber er könnte jemanden kennen lernen. Ein so gut aussehender Mann wie er.«
    »Ist mir recht.« Wenn sie das nur oft genug sagte, würde es schließlich der Wahrheit entsprechen.
    »Wirst du nicht einsam sein?«
    »Ich werde keine Zeit dazu haben«, fuhr Lisa sie an. »Ich muss mich um meine Karriere kümmern.«
    »Ich weiß nicht, warum du eine Karriere brauchst. Ich hatte auch keine, und es hat mir nicht geschadet.«
    »Ach ja?«, sagte Lisa heftig. »Du hättest aber eine brauchen können, nachdem Dad seine Rückenverletzung hatte und wir von seiner Behindertenrente leben mussten.«
    »Aber Geld ist auch nicht alles. Wir waren doch sehr glücklich.«
    »Ich nicht.«
    Pauline schwieg. Lisa konnte am anderen Ende ihren Atem hören.
    »Ich sollte mal auflegen«, sagte sie schließlich. »Das wird ja viel zu teuer für dich.«
    »Tut mir Leid, Mum«, seufzte Lisa. »Ich wollte nicht so grob sein. Hast du das Päckchen bekommen, das ich dir geschickt habe?«
    »Oh, ja«, sagte Pauline nervös. »Hautcreme und Lippenstift. Sehr schön, danke.«
    »Benutzt du die Sachen auch?«
    »Na jaaa«, sagte Pauline.
    »Also nein«, sagte Lisa pikiert.
    Lisa überschüttete ihre Mutter mit teuren Parfüms und Kosmetika, die sie im Rahmen ihrer Arbeit bekam. Sie wollte ihr unbedingt ein wenig Luxus verschaffen. Aber Pauline weigerte sich, ihre Pond‘s-Seife und ihr Rimmel-Parfum aufzugeben. Einmal hatte sie sogar gesagt: »Oh, deine Sachen sind zu gut für mich, Liebes.«
    »Sie sind überhaupt nicht zu gut für dich«, war Lisa aufgebraust.
    Pauline verstand Lisas Zorn nicht. Sie wusste nur, dass sie Angst vor den Tagen hatte, wenn der Postbote anklopfte und fröhlich verkündete: »Hier ist wieder ein Paket von Ihrer Tochter in London.« Irgendwann musste Pauline dann berichten, wie ihr die Geschenke gefallen hatten.
    Bei Bücherpaketen ging es ihr ganz anders. Lisa hatte ihrer Mutter immer die Rezensionsexemplare der neuesten Bücher von Catherine Cookson und Josephine Cox geschickt, weil sie fälschlicherweise annahm, dass ihre Mutter Romane, in denen ein armes Mädchen am Schluss einen reichen Mann heiratet, gern las. Aber eines Tages sagte Pauline: »Das war ja ein gutes Buch, Liebes, das von dem Gangster aus dem East End, der seine Opfer am Billardtisch festgenagelt hat.« Es stellte sich heraus, dass Lisas Sekretärin das falsche Buch für ihre Mutter eingepackt hatte, und damit eröffnete sich für Paulines Lesehunger eine ganz neue Richtung. Jetzt ergötzte sie sich an Gangster-Biographien und gnadenlosen amerikanischen Thrillern - je mehr Folterszenen, desto besser und die Mutter einer Kollegin bekam fortan die Catherine-Cookson-Bücher.
    »Wann kommst du uns mal wieder besuchen, Liebes? Es ist schon ewig her.«
    »Ehm, ja«, sagte Lisa vage. »Bald, denke ich.«
    Bloß nicht! Jedesmal, wenn sie in das Haus kam, in dem sie aufgewachsen war, erschien es ihr noch kleiner und armseliger. In den engen Zimmern, vollgestellt mit schäbigen, billigen Möbeln, kam sie sich mit ihren falschen Nägeln und den polierten Lederschuhen zu funkelnd und fremdartig vor, und mit Unbehagen dachte sie, dass ihre Handtasche wahrscheinlich teurer war als die Draloncouch, auf der sie saß. Und ihre Eltern traten ihrer fabelhaften Tochter mit Staunen und Ehrfurcht gegenüber, waren aber gleichzeitig nervös und befangen.
    Sie hätte sich unauffälliger anziehen sollen für ihren Besuch, um die Kluft zu verringern. Aber sie brauchte die teuren Kleider und ihre Sachen wie eine Rüstung, damit sie nicht wieder eingeholt werden konnte von der Vergangenheit.
    Sie verabscheute das alles, dann verabscheute sie sich selbst.
    »Ihr könnt mich ja auch mal besuchen«, schlug Lisa vor. Wenn sie die halbstündige Zugfahrt von Hemel Hempstead nach London nicht schafften, würden sie wohl kaum den Flug nach Dublin bewältigen.
    »Aber deinem Dad geht es doch nicht so gut und ...«
    Als Clodagh am Sonntagmorgen aufwachte, hatte sie einen kleinen Kater, fühlte sich aber sonst sehr wohl. Einen Moment lang konnte sie sich an Dylan schmiegen und seine Erektion mit reinem Gewissen ignorieren.
    Als Molly und Craig ins Zimmer kamen, sagte Dylan verschlafen: »Geht nach unten und macht das Geschirr kaputt, Mummy und ich wollen noch ein bisschen

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