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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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ihr genommen war. Den Haushalt zu führen war so, als müsste sie die Brücke über den Förth anstreichen, nur noch schlimmer. Sie schaffte nie alle anfallenden Arbeiten, und kaum war etwas fertig, war es auch schon wieder fällig. Wenn der Küchenboden gewischt war - nein, gar nicht! - noch während sie ihn wischte, schlitterten die Kinder mit ihren Schuhen darüber und hinterließen breite Schmutzstreifen auf ihrem Werk. Und der Wäschekorb kam ihr vor wie das Füllhorn aus der Mythologie. Selbst wenn sie drei Maschinen gewaschen und, soweit sie wusste, jedes einzelne Kleidungsstück im Haus in der Wäsche gehabt hatte, verpuffte das gute Gefühl, etwas geschafft zu haben, in dem Moment, da sie das Schlafzimmer betrat - denn der Wäschekorb, der noch wenige Minuten zuvor leer gewesen war, hatte sich auf geheimnisvolle Weise wieder bis zum Rand gefüllt.
    Wenigstens musste sie sich nicht um den Garten kümmern. Nicht, weil der gepflegt wäre. Im Gegenteil, er war eine einzige matschige Wüstenei, das Gras wuchs spärlich und war von den Kindern plattgetreten, und unter der Schaukel war ein großer kahler Fleck. Aber sie war von der Gartenarbeit befreit, bis Craig und Molly groß waren. Zum Glück. Sie hatte schreckliche Geschichten von Gärtnern aus der Hölle gehört.
    Nachdem sich ihr Aufbruch immer wieder verzögert hatte Molly wollte ihre Mütze aufsetzen, Craig musste noch einmal ins Haus, um seinen Buzz Lightyear zu holen -, scheuchte Clodagh sie in den Nissan Micra. Als sie den Schlüssel ins Zündschloss steckte, piepste Molly: »Ich muss Pipi.«
    »Aber du warst doch gerade!« Clodagh war besonders genervt, weil sie Angst hatte, Flor zu begegnen.
    »Muss noch mal!«
    Molly hatte erst vor kurzem die Windeln abgelegt, und ihre neu erworbene Fähigkeit war immer noch sehr aufregend für sie. »Also, dann komm!« Mit groben Handgriffen hob Clodagh Molly aus dem Kindersitz und eilte mit ihr ins Haus, wo sie die Alarmanlage, die sie eben erst eingeschaltet hatte, wieder ausschaltete.
    Wie vorausgesehen, konnte Molly trotz angestrengter Miene und dem Versprechen, dass es gleich komme, kein Pipi zustande bringen. Also zurück ins Auto, und dann fuhren sie los.
    Nachdem Clodagh Craig bei seiner Schule abgesetzt hatte, wusste sie nicht so recht, wohin. Normalerweise brachte sie Molly zur Kindergruppe und ging selbst für ein paar Stunden ins Fitness-Studio. Aber Molly war für eine Woche aus der Kindergruppe ausgeschlossen worden, weil sie ein anderes Kind gebissen hatte, und das Fitness-Studio hatte keine Spielgruppe für Kinder. Deshalb beschloss Clodagh, in die Stadt zu fahren und dort durch die Geschäfte zu bummeln, bis es Zeit war, nach Hause zu gehen.
    Es war ein sonniger Tag, und Mutter und Tochter schlenderten die Grafton Street entlang, wo sie - auf Mollys Drängen - stehenblieben, um den Hund eines Obdachlosen zu streicheln, die Blumen an einem Blumenstand zu bewundern und zu den Klängen eines Geigenspielers zu tanzen. Die Fußgänger sahen freundlich lächelnd zu dem Kind hinunter, das mit dem rosafarbenen flauschigen Hut so niedlich aussah und sich zu der Musik bewegte.
    Während sie so daherspazierten, ging Clodagh plötzlich das Herz über vor Liebe und Zärtlichkeit. Molly war so witzig, wie sie ausschritt wie eine kleine Majorin, die Brust vorgeschoben, und sich mit jedem Kind, dem sie begegneten, anfreunden wollte.
    Es war nicht immer leicht, Mutter zu sein, musste Clodagh sich eingestehen, aber in Momenten wie diesem wollte sie mit niemandem auf der Welt tauschen.
    Der Zeitungsverkäufer bewunderte unverhohlen die zierliche, wohlgeformte Frau mit dem kleinen Kind.
    »Herald?«, fragte er hoffnungsfroh.
    Clodagh sah ihn bedauernd an. »Wozu denn?«, sagte sie und erklärte dann: »Seit 1996 habe ich keine Zeit mehr, die Zeitung zu lesen.«
    »Dann hat es wenig Sinn, eine zu kaufen«, stimmte der Zeitungsverkäufer ihr zu und bewunderte Clodaghs Rückenansicht, als sie weiterging.
    Sie wusste, dass er ihr nachsah, und sonnte sich in der Aufmerksamkeit. Sein offener, frecher Blick weckte Erinnerungen an die Zeiten, als Männer ihr andauernd nachsahen. Es kam ihr vor, als wäre das sehr lange her, beinahe so, als wäre es einer anderen Frau passiert.
    Aber was war mit ihr los? Sie war erregt, weil ein Zeitungsverkäufer ihr bewundernd nachgesehen hatte?
    Du bist verheiratet , wies sie sich zurecht.
    Ja , antwortete sie sich selbst, lebendig verheiratet.
    Molly und sie verbrachten glückliche

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