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Sushi Für Anfaenger

Sushi Für Anfaenger

Titel: Sushi Für Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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anderthalb Stunden, bis sie Stephen‘s Green Centre erreichten und es, nach dem Gesetz der Wahrscheinlichkeit, zu einem Streit zwischen Mutter und Tochter kommen musste. Und so war es auch: Als Clodagh sich weigerte, Molly ein zweites Eis zu kaufen, bekam Molly einen Wutausbruch, der sich gewaschen hatte. Ähnlich wie bei einem epileptischen Anfall warf sie sich auf den Boden, schlug mit dem Kopf auf die Kacheln und schrie aus vollem Hals. Clodagh versuchte, sie hochzuziehen, doch Molly wand sich wie ein Tintenfisch. »Doofe Mama!«, schrie sie, und obwohl Clodagh vor Peinlichkeit die Hitze in die Wangen schoss, zwang sie sich, ganz ruhig auf Molly einzureden und ihr zu erklären, dass sie von einem zweiten Eis Bauchweh bekommen würde, und drohte ihr an, dass sie die ganze Woche früh ins Bett gehen müsste, wenn sie sich nicht sofort anständig benähme.
    Dutzende von Müttern mit harten Gesichtern gingen vorbei, ihre Kinder im Schlepptau, die sie ganz automatisch knufften und zerrten. »He, Jason.« Witsch! »Tamara, lass das!« Zack! »Hör auf, Zoe!« Klaps! »Wenn ich dich noch mal dabei erwische, setzt es was!« Knuff!
    Mit hämischen Gesichtern lachten die Frauen über Clodaghs liberale Prinzipien. Dieses Gör braucht eine ordentliche Tracht Prügel, höhnten sie. Früh ins Bett, so ein Unsinn. Ein paar hinter die Löffel, das ist die einzige Sprache, die sie verstehen.
    Clodagh und Dylan hatten beschlossen, ihre Kinder nie zu schlagen. Aber als Molly anfing, Clodagh zu treten, zerrte Clodagh das Kind vom Boden hoch und versetzte ihm ein paar Klapse auf die nackten Beine. Plötzlich hatte sie das Gefühl, ganz Dublin würde die Luft anhalten. All die hartgesichtigen Kinderschänder waren mit einem Mal verschwunden, statt dessen sah sich Clodagh lauter anschuldigenden Blicken gegenüber. Die Umstehenden sahen alle miteinander so aus, als wären sie Vertreter des Kinderschutzbundes.
    Die Schamesröte stieg Clodagh ins Gesicht. Was fiel ihr nur ein, dass sie ein kleines, wehrloses Mädchen schlug? Was war mit ihr los?
    »Komm jetzt!« Hastig zog sie die brüllende Molly mit sich und war entsetzt von dem Anblick ihres Handabdrucks auf der zarten Kinderhaut. Um ihre Schuld wieder gutzumachen, kaufte Clodagh Molly das Eis, das der Auslöser für den Aufruhr gewesen war, und erhoffte sich Frieden für genau die Zeit, die Molly brauchen würde, das Eis zu lutschen.
    Doch dann fing das Eis an zu schmelzen und Clodagh wurde aufgefordert, das Stoffgeschäft zu verlassen, weil Molly mit ihrer Eiswaffel an einem Stoffballen entlanggefahren war und einen langen weißen Streifen hinterlassen hatte.
    Der Morgen war verdorben, und als Clodagh Molly den Eisbart von Mund und Kinn wischte, konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, dass das Leben einst mehr gefunkelt hatte, dass es einen gelben Schein gehabt hatte. Sie war der Zukunft immer freudig entgegengeeilt, in dem Vertrauen, dass Gutes für sie bereitstand. Und bisher war sie nie enttäuscht worden.
    Sie hatte nie besonders anspruchsvolle Wünsche an das Leben gehabt und immer das bekommen, was sie wollte. Auf dem Papier war alles perfekt - sie hatte zwei gesunde Kinder, einen guten Ehemann, keine Geldsorgen.
    Doch in letzter Zeit war ihr alles wie eine unsägliche Mühsal vorgekommen. Schon seit einer geraumen Weile, wenn sie ehrlich war. Sie versuchte sich zu erinnern, wann es angefangen hatte, und als es ihr nicht einfiel, brach ihr der Schweiß aus den Poren. Der Gedanke, dass sich dieses Gefühl plötzlich als dauerhaft erweisen würde, war entsetzlich.
    Von Natur aus war sie ein glücklicher, unkomplizierter Mensch - da brauchte sie sich nur mit Ashling zu vergleichen, die sich wegen der kleinsten Kleinigkeit unglücklich machte.
    Aber irgendetwas hatte sich verändert. Es war noch nicht so lange her, da wurde sie von Vorfreude und Optimismus getragen. Was war plötzlich anders, was war schiefgelaufen?

14
    Soll ich Diät-Lift nehmen oder Purdeys?«, sagte Ashling sinnend. »Ich weiß nicht.«
    »Entscheide dich«, drängte Trix sie, den Stift auf das Spiralheft gerichtet. »Der Laden macht sonst zu, wenn du dich nicht beeilst.«
    Obwohl das Colleen- Team noch keine zwei Wochen zusammen arbeitete, hatten sich schon einige Rituale eingestellt. Zweimal am Tag, vormittags und nachmittags, ging jemand für die Belegschaft einkaufen. Das durfte man nicht verwechseln mit dem Lunch-Einkauf und dem Einkauf zur Kater-Linderung.
    »Hoho«, machte Trix, »hier kommt

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