Sushi Für Anfaenger
männlichen Körpers?
Mag sein ...
Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch, als ein Mann sie zum Tanzen aufforderte. Er war klein und hatte eine beginnende Glatze.
»Ich habe nur eine Stunde gehabt«, sagte sie und hoffte, so zu entkommen.
Aber er versicherte ihr, er würde keine komplizierten Schritte mit ihr versuchen - und schon ging es los! Es war, als würde man mit dem Auto losbrausen, dachte Ashling. In einem Moment steht man still, im nächsten ist man in Bewegung, und das liegt nur an dem, was man mit den Füßen macht. Vorwärts und rückwärts glitten und wogten sie, er wirbelte sie von sich weg, elegant kam sie zurück in seine Arme und fiel, ohne einen Schritt auszulassen, wieder in den Rhythmus, vor und zurück, schwingend und fliegend. Sie erahnte, wie es sein könnte, wenn man die Schritte richtig gut beherrschte.
»Sehr gut«, sagte er am Ende.
»Können wir jetzt gehen?«, fragte Joy genervt, als Ashling zu ihrem Platz zurückkehrte. »Was für eine Zeitverschwendung!
Nirgendwo ein richtiger Mann. Und nur ein kurzatmiger Dickbauch zum Tanzen.«
»O bitte, nur fünf Minuten«, bettelte Joy. »Ich weiß nicht, wie die Sache mit meinem Halb-Mann-halb-Dachs-Typen steht, und er ist bestimmt hier. Bitte!«
»Fünf Minuten, Joy, ich meine das ernst, länger bleibe ich nicht.«
Wie die meisten Studentenpartys fand auch diese in dem Vorort Rathmines statt, in einem viergeschossigen Backsteinhaus aus dem 19. Jahrhundert, das in dreizehn seltsam geschnittene Wohnungen umgewandelt worden war. Es gab die üblichen hohen Räume, alte Kamine und Türen, abblätternde Farbe und einen starken Geruch nach Feuchtigkeit.
Der Erste, den Ashling beim Eintreten sah, war der begeisterte junge Mann, der ihr einen Zettel mit der Aufschrift »Bellez-moi« gegeben hatte.
»Mist«, entfuhr es ihr.
»Was?«, zischte Joy, weil sie befürchtete, Ashling habe den Halb-Mann-halb-Dachs-Typen beim Knutschen mit einer anderen Frau gesehen.
»Nichts.«
»Da drüben ist er!«, sagte Joy. Sie erspähte ihre Beute, die ziemlich riskant in diesen billig renovierten Häusern - an der Wand lehnte. Joy machte sich los und verschwand. Ashling war plötzlich allein und warf Bellez-moi ein affektiert-entschuldigendes Lächeln zu. Statt ihn damit zu vertreiben, sah sie mit Entsetzen, dass er auf sie zukam.
»Du hast mich nicht angerufen«, sagte er.
»Mmhhm.« Sie lächelte wieder und entfernte sich.
»Warum nicht?«
Sie wollte zu einer langen Liste von Lügen ansetzen: Ich habe den Zettel verloren, ich bin taubstumm, in der Stephens Street waren nach einem Taifun die Telefonleitungen unterbrochen ...
Plötzlich wusste sie, was sie zu sagen hatte. »Ich kann kein Französisch«, sagte sie triumphierend. Wenn das keine niet- und nagelfeste Entschuldigung war!
Er lächelte zaghaft, wie jemand, der weiß, dass er nicht erwünscht ist.
»Bestimmt bist du sehr nett und alles«, fugte sie hastig hinzu, weil sie ihm nicht wehtun wollte. »Aber ich kenne dich doch gar nicht und -«
»Und so lernst du mich auch nicht kennen, wenn du mich nicht anrufst«, sagte er freundlich.
»Ja, aber...« Dann fiel ihr etwas ein. »Ist es traditionell nicht eher so, dass der Mann die Frau um ihre Nummer bittet und sie dann anruft?«
Er hat Sommersprossen, dachte sie und überlegte, wie sie ihn loswerden könnte. Sie wollte ihre Nummer nicht einem begeisterten jungen Mann mit Sommersprossen geben. Aber er hatte schon seinen Stift gezückt und sah sie mit warmem, aufmerksamem Blick an.
Sie schluckte ihren Zorn darüber, dass sie in diese Klemme geraten war, herunter. Drückte ihn weg, vergrub ihn.
»Sechs, sieben, sieben, vier, drei, zwei -«
Sie zögerte bei der letzten Ziffer. Sollte sie »zwei« sagen, obwohl es »drei« war? Sie schwankte eine Ewigkeit.
»Drei«, sagte sie schließlich seufzend.
»Und wie heißt du?« Sein Lächeln leuchtete in dem dunklen Raum.
»Ashling.«
Wie hieß er noch? Irgendein dummer Name. Cupido, oder so was.
»... Valentine«, sagte er. »Marcus Valentine. Ich ruf dich an.«
Dies war ein Beispiel für eine Situation, in der »Ich ruf dich an« genau das bedeutete. Warum riefen die Schrecklichen immer an und die Gutaussehenden nicht?
Durch die Menge hindurch sah sie, dass Joy angeregt mit dem Halb-Mann-halb-Dachs-Typen plauderte. Gut, sie konnte also gehen. »Bis dann«, sagte sie zu Marcus.
Sie war zu alt für diese Studentenfeten. Auf dem Weg nach draußen stolperte sie fast über Ted, der mit einer
Weitere Kostenlose Bücher