Sushi Für Anfaenger
verlegenes Schweigen. Das Gefühl der Peinlichkeit übertrug sich auf Lisa.
»Entschuldigung«, brummelte er, »das kam ganz falsch raus.«
Nervös fuhr er sich mit der Hand durch das unordentliche Haar, so dass es vorn in seidigen Büscheln hochstand und dann in die Stirn fiel.
»Kein Problem.« Lisa lächelte höflich, aber die Haare in ihrem Nacken hatten sich aufgerichtet. Die Vorstellung, sich vor Jack in seinem Auto auszuziehen, seine dunklen Augen auf ihrem Körper zu spüren und ihre heiße Haut in die kühlen Ledersitze zu pressen, war schockierend und aufregend.
Sie biss sich mit den Zähnen auf die Unterlippe und nahm sich vor, es wahr werden zu lassen.
Nachdem eine angemessene Zeit verstrichen war, sagte Jack: »Ich kann Ihnen ein bisschen über das Haus erzählen.« Er lenkte den Wagen durch den Dubliner Abendverkehr. »Brendan hat einen Job in den Staaten. Sein Vertrag ist auf achtzehn Monate befristet, wird aber möglicherweise verlängert werden, auf jeden Fall können Sie in der Zeit dort wohnen. Danach muss man sehen.«
Lisa setzte sich anders hin und schwieg. Für sie war das ohne Bedeutung, denn sie hatte nicht die Absicht, in anderthalb Jahren noch da zu sein.
»Das Haus ist nicht weit weg von der South Circular Road, liegt also sehr zentral«, erklärte Jack. »Die Gegend hat sich etwas Ursprüngliches erhalten. Die Yuppies haben sie noch nicht zu Tode modernisiert.«
Lisas Erwartung erhielt einen deutlichen Dämpfer. Sie wollte unbedingt in einer Gegend wohnen, die die Yuppies zu Tode modernisiert hatten.
»Es gibt noch so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl. Viele Familien leben dort.«
Lisa war an Familien nicht interessiert. Sie wollte inmitten anderer Singles leben und in ihrem Tesco-Supermarkt attraktiven Männern begegnen, die Kettle-Chips und Chardonnay einkauften.
Benommen betrachtete sie seine Hände am Steuerrad, und der Anblick seiner Bewegungen, wie sicher er den Wagen im Griff hatte, dämpfte ein wenig ihre entstehende Missgelauntheit.
Er bog von der großen Straße ab in eine kleinere, und dann in eine noch kleinere.
An den Gehweg grenzend stand ein kleines, niedriges Cottage. Lisa warf einen Blick darauf und fand es abscheulich. Sie mochte moderne, frische, luftige Räume. Dieses Haus ließ enge, dunkle Zimmer erwarten, uralte Wasserleitungen und eine unhygienische alte Küche mit einem scheußlichen Belfast-Becken aus Porzellan.
Zögernd stieg sie aus dem Auto.
Jack ging zum Haus, steckte den Schlüssel in die Tür, schloss auf und trat zur Seite, damit Lisa eintreten konnte. Er musste den Kopf einziehen, um sich nicht am Querbalken zu stoßen.
»Holzfußböden«, stellte sie fest, als sie sich umsah.
»Brendan hat sie erst vor ein paar Monaten abschleifen lassen«, sagte Jack stolz.
Sie verkniff es sich, ihn darüber aufzuklären, dass Dielenböden passe waren und Auslegeware nach dem neuesten Trend wieder sehr gefragt.
»Das Wohnzimmer«, sagte Jack und führte sie in ein kleines Zimmer mit Eschenholzboden, in dem es ein rotes Sofa, einen Fernsehapparat und einen schmiedeeisernen Kamin gab.
»Der ist so alt wie das Haus«, sagte Jack und deutete mit dem Kopf darauf.
»Aha.« Lisa verabscheute schmiedeeiserne Kamine - sie waren so dominierend.
»Die Küche.« Jack ging voraus. »Kühlschrank, Mikrowelle, Waschmaschine.«
Lisa sah sich um. Wenigstens gab es Einbauschränke und ein ganz normales Aluminium-Spülbecken - lieber würde sie die Gefahr, Alzheimer zu bekommen, in Kauf nehmen, als mit einem Belfast-Becken zu leben. Aber ihre Zufriedenheit währte nur kurz, denn ihr Blick fiel auf den blanken Kieferntisch mit den vier stabilen, rustikalen Stühlen. Schweren Herzens dachte sie an den mit türkisfarbenem Resopal beschichteten Esstisch auf Rollen und die Stühle mit Drahtgeflecht, die sie in ihrer Küche in Ladbroke Grove zurückgelassen hatte.
»Er hat gesagt, der Wasserboiler funktioniert nicht richtig. Ich sehe mal eben nach.« Jacks obere Hälfte verschwand in einem Schrank, während er sich die Ärmel hochrollte und seine braunen Unterarme zeigte, in denen die Muskeln spielten, sobald er die Hände bewegte.
»Geben Sie mir mal die Zange aus der Schublade da, bitte«, sagte Jack und deutete mit dem Kopf in die Richtung. Lisa fragte sich, ob er speziell für sie einen Macho-Akt inszenierte, dann fiel ihr wieder ein, dass Trix gesagt hatte, er sei ein guter Mechaniker, und spürte, wie die Erregung in ihr aufstieg. Sie hatte schon immer eine
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